Modedesignschule Manuel Fritz in Mannheim
Modetrends
Mannheim.Mode begeistert, Mode polarisiert, Mode inspiriert. Dabei ist Mode sich ständig wandelnden Trends unterworfen. Was heute noch en vogue ist, gilt morgen schon als antiquiert. Doch wie wird ein Trend eigentlich zum Trend und inwiefern bedingen sich Trends und Gesellschaft vielleicht auch gegenseitig? Darüber haben wir mit Manuel Fritz, Schulleiter der „Modedesignschule Manuel Fritz“ und der „Meisterschule für Mode Manuel Fritz“ in Mannheim gesprochen:
Herr Fritz, wie entstehen Trends?
Die Entstehung eines Modetrends ist ein komplexer Prozess, der je nach Modesegment und Zeitepoche auch sehr unterschiedlich sein kann. Eines haben aber alle Trends gemeinsam: Sie entstehen aus dem „Wunsch nach Neuem“ heraus, greifen aktuelle gesellschaftliche Geschehnisse auf und visualisieren diese immer auch in Abgrenzung von Bisherigem. Generell gibt es zwei Arten, wie Trends entstehen können: Beim sogenannten Trickle-Down-Effekt werden neue Themen zunächst von den großen High-Fashion-Brands vorgestellt und sickern dann in die breite Massenmode durch. Beim „Bubble-Up-Effekt“ greifen große Modehäuser Trends von der Straße oder aus nischigen Subkulturen auf und machen diese in der High Fashion zu It-Peaces. Das sogenannte Modediktat, also Modedesigner*innen, die einen Stil quasi diktieren, gibt es heute nicht mehr. Der Entstehungsprozess ist viel dynamischer. Als Multiplikatoren dienen heutzutage vor allem Social-Media-Plattformen, Influencer, Fashion Blogger und Testimonials.
Welche aktuelle Trends und Strömungen nehmen Sie wahr?
Vor allem in den Silhouetten tut sich unglaublich viel: Je weiter, desto besser. Große voluminöse Jacken kombiniert zu lockeren Hosen mit weitem Bein. Schon in kurzer Zeit wird das neue Over-sized im Fashion-Mainstream angekommen sein. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Casualisierung, auch in High-Fashion-Segmenten. In Zeiten von Corona-Lockdowns haben wir uns an bequeme Kleidung gewöhnt. Bei Zoom-Meetings spielt es keine Rolle, welche Art von Hose man trägt. Hauptsache bequem. Karl Lagerfelds berühmter Spruch „Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, gilt in Zeiten von Corona nicht mehr. In vielen, auch hochpreisigen Designer-Kollektionen haben sportive Elemente inzwischen auch in die Formal Wear Einzug gehalten.
Inwiefern beeinflussen gesellschaftliche Diskurse, zum Beispiel Body Positivity oder der Einsatz für mehr Diversität, die Mode und damit indirekt Ihren Unterricht?
Mode kann gesellschaftlichen Diskursen nicht entkommen: Mode ist immer ein Spiegel der Gesellschaft und visualisiert gesellschaftsrelevante Themen auf ihre Art und Weise. Diversität ist längst auf den Laufstegen dieser Welt angekommen und viele bekannte Modedesigner*innen kann man sogar als Vorreiter in Sachen Diversität bezeichnen. Auch in Sachen Body Positivity hat sich in letzter Zeit viel getan: Der ausgemergelte Heroin-Chic der 1990er-Jahre ist out. Moderne Mode ist für alle da und vor allem auch tragbar. Das spiegeln uns vor allem auch unsere jungen Nachwuchs-Designer*innen deren Generation wieder ein völlig anderes Schönheitsverständnis als zum Beispiel die Generation ihrer Eltern hat. Und hier schließt sich der Kreis wieder: der Modewandel als Ausdruck des Gesellschaftswandels.
Hat sich durch das Thema Nachhaltigkeit der Anspruch an Mode geändert und wenn ja, wie setzen Sie das an Ihrer Schule um?
Nachhaltigkeit ist zum Qualitätsmerkmal und damit zum Verkaufsargument für Bekleidung geworden, da Konsumenten inzwischen für dieses Thema sensibilisiert sind. Hierzu gehört auch, dass sich immer mehr Konsumenten von der sogenannten „Fast Fashion“, also kaufen, tragen, wegwerfen, neu kaufen usw. abwenden und wieder mehr Wert auf Qualität und damit auch auf Haltbarkeit von Bekleidung legen. Billigst produzierte Kleidung, die nach einem Mal waschen auseinanderfällt, verliert mehr und mehr an Akzeptanz.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch im Unterricht an unserer Modedesignschule eine wichtige Rolle. Gerade in Unterrichtsfächern wie Textiltechnologie oder Modegestaltung ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema. Darüber hinaus bieten wir ein spezielles Wahlmodul zum Thema Nachhaltigkeit an und beleuchten hier das gesamte Supply Chain Management eines Bekleidungsproduktes unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit: Angefangen von der Rohstoffgewinnung über Produktionsprozesse und -abläufe bis hin zu nachhaltigen Kollektionskonzepten und Zertifizierungsmöglichkeiten. baj
Weitere Informationen:
Die „Modedesignschule Manuel Fritz“ in Mannheim ist ein staatlich anerkanntes privates dreijähriges Berufskolleg für Mode und Design. Hier werden junge kreative Talente auf eine Tätigkeit im Fashion Business vorbereitet und können eine kreative Ausbildung zum/r Staatlich geprüften Designer/in (Mode) absolvieren.
Weitere Informationen gibt es unter www.modedesignschule.de oder www.meisterschule-mode.de
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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