Wanderung bei Elmstein Pfalz
Geheimnisvolle Siedlung am Geiskopf
Lost Places.Vermooste Steinhaufen, zerfallene Mauerreste, ein zugewucherter alter Brunnenschacht, eine Sandsteintreppe, die ins Nichts führt – die in der Mitte des 19. Jahrhunderts verlassene Geiskopfsiedlung zählt zu den mystischsten Orten im Pfälzerwald. Wer das abseits der großen Routen gelegene Dorf der verlassenen Seelen einmal besucht hat, wird dieses spektakuläre Wanderabenteuer so schnell nicht vergessen.
Von Markus Pacher
Die damalige Besiedlung des südlich des Walddorfes Iggelbach befindlichen Geiskopfes geht auf die in vielen Gegenden Deutschlands zu beobachtende Strategie territorialer Herrschaften zurück, abgelegene Waldgebiete an Bauern zur Besiedlung zu verpachten. Eng mit der Verpachtung des Geiskopf hängt die unterhalb im Tal gelegene Geiswiese zusammen, die bereits ein halbes Jahrhundert früher besiedelt wurde und auf dem einst eine Sägmühle stand. Unweit des im Sommer zu eiskalten Badefreuden einladenden kleine Waldsees erinnert ein Gedenkstein an die im 18. Jahrhundert einem großen Waldbrand zum Opfer gefallene ehemalige Siedlung. In Erbbestand gegeben wurde der eine Etage höher gelegene Geiskopf im Jahre 1789. Ersteigerer war der 88-jährige Andreas Bügler, der für seine Söhne und deren Nachkommen den Hof erwarb. Der Erstbewohner starb dort hochbetagt im Alter von 96 Jahren.
Spannende Zeitreise ins 19. Jahrhundert
Der Name Geiskopf hat, wie man vielleicht vermuten könnte, nichts mit einer Geiß zu tun, sondern geht auf die alte Pfälzer Bezeichnung „Gauch“ für den Kuckuck zurück. Das Wort „Gauch“ mutierte dann im mundartlichen Sprachgebrauch zu „Geis“.
In den kaum mehr als sechzig Jahren der Besiedlung litten die Bewohner - zum Schluss waren es um die siebzig Seelen aus elf Familien - unter Missernten sowie lang anhaltender Rechtsstreitigkeiten mit den Ämtern.
Wie das kleinen Dorf früher einmal ausgesehen haben könnte, vermitteln die Skizzen von Diplom-Geograph Klaus Hünerfauth, der erstmals genauere Forschungen über den Geiskopfhof anstellte und dabei die Gestalt der einzelnen Gebäude sowie einen Lageplan des kleinen Dörfchens rekonstruierte. So kann sich der Besucher mittels Schautafeln ins 19. Jahrhundert zurückversetzt fühlen.
Unter dem Druck der katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnissen kam es 1845 zum Verkauf des Hofes. 1852 zog der letzte Bewohner aus, die Gebäude wurden abgerissen und die Fläche wieder aufgeforstet. Der Sage nach soll der letzte Geiskopfbauer, nachdem er in der Hoffnung auf einen für ihn günstigen Prozessausgang den Hof verkauft hatte, seinen voreiligen Entschluss bereut haben - eine Fehlentscheidung, die ihm bis in sein Grab verfolgte, weswegen er noch heute in dem besagten Waldgebiet herumgeistern soll.
Start an der Hornesselwiese
Im Verlauf unserer Lost Place-Exkursion sind wir dieser verlorenen Seele glücklicherweise nicht begegnet. Als Startpunkt der Wanderung empfiehlt sich der Parkplatz in der Nähe der Waldgaststätte Hornesselwiese, den wir vom Neustadter Tal aus kommend über die Landesstraße 499 Richtung Elmstein und der K51 Richtung Helmbach und ab dem Helmbachweiher über die K 18 (Waldgaststätte Stilles Tal) erreichen. Von dort können wir entweder über ein kleines Sträßchen oder über einen parallel verlaufenden links gelegenen Waldpfad gemütlich zur Geiswiese laufen. Vor allem Kinder werden sich an den Alpakas und Eseln erfreuen, die auf der Weide der Hornesselwiese grasen und für Waldwanderungen gebucht werden können.
Taubensuhl und Stilles Tal
Von der Geiswiese aus weist uns die Markierung blauer Balken den Weg nach Taubensuhl. Bald schon biegt ein Abstecher-Pfad mit der Wegziffer 2 zum Geiskopfhof ab, den wir nach einem steilen Schlussanstieg in wenigen Minuten erreichen. Jetzt lassen wir uns ganz viel Zeit und tauchen auf dem sonnenbeschienenen Wiesenplateau tief in den harten Alltag unserer Pfälzer Vorfahren ein.
Wer danach noch Zeit und Lust hat, kann an der besagten Abzweigung wieder die Markierung blauer Strich aufnehmen und bis zur auf einem Bergplateau gelegenen Streusiedlung Taubensuhl laufen. Leider ist das gleichnamige Forsthaus, eine ehemals beliebte Einkehrmöglichkeit, seit zwei Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Dennoch herrscht relativ viel Trubel im umliegenden Wald. Hauptgrund dafür ist wohl ein lehrreicher Walderlebnispfad mit Natur-Schautafeln und 14 verschiedenen Stationen, die vor allem Kinder zu sportlicher Betätigung animieren möchten.
Der Markierung gelber Punkt folgend, gelangen wir schließlich über das wunderschöne „Stille Tal“, dessen Waldgaststätte zur Rast einlädt, erschöpft aber glücklich zurück an unserem Ausgangspunkt.
Streckenverlauf
Parkplatz an der Hornesselwiese – Geiswiese – Geiskopf (blauer Strich und Wegziffer 2) – Taubensuhl – Stilles Tal - Parkplatz an der Hornesselswiese
13 Kilometer, 400 Höhenmeter, 4 Stunden
Einkehrmöglichkeiten
Waldschänke Hornesselwiese
67471 Elmstein
Familie Metzger
Telefon 06328 9872010
Geöffnet samstags, sonn- und feiertags von 14-17 Uhr
Gasthaus Stilles Tal
Stilles Tal 1
67471 Elmstein
Telefon 06328 9849266
Geöffnet dienstags bis donnerstags von 11-19 Uhr; samstags und sonntags von 11-20 Uhr
Literatur
Klaus Hünerfauth: Der Geiskopferhof bei Iggelbach. In: Mitgliederzeitschrift des Pfälzerwald-Vereins, Nummer 3/1996.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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