Junge Kantorei St. Martin und Band Spark geben spektakuläres Konzert
St. Martin. Als Musikererlebnis zwischen Tradition und Trends wurde das Jubiläumskonzert der Jungen Kantorei St. Martin angekündigt. Dirigentin Ute Hormuth und ihr Stargast Christian Fritz von der Gruppe „Spark – die klassische Band“ hatten nicht zu viel versprochen. Was das Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Katholischen Kirche St. Martin erlebte, glich einem musikalischen Paukenschlag, der den Musikfreunden in unvergesslicher Erinnerung bleiben wird.
Von Markus Pacher
Auch wenn es übertrieben klingen mag: Das war ganz großes, mitreißend-spannenden Kino, was sich da am Sonntagabend im Altarraum ereignete. Und keiner mochte am Ende ein Urteil darüber fällen, wer denn die absoluten Höhepunkte gesetzt hat: War es die Leiterin Ute Hormuth mit ihren in jeder Sekunde wackelfrei und klangstark auftrumpfenden Chören? Oder waren es die fünf Helden von Spark um ihren Protagonisten Christian Fritz?
Konzertmotto "Lebenslinien"
Eineinhalb Stunden jagte ein Highlight das andere. Wo anfangen, wo enden? „Lebenslinien“ lautete das Konzertmotto und wie ein roter Faden zog sich denn auch die Frage nach dem Lebenssinn, nach der Suche nach sich selbst, nach Frieden und nach der Musik, die wie kein anderes Medium Menschen miteinander vereint. Standing ovations, ein regelrecht aus dem Häuschen geratenes Publikum, nachdem der letzte Ton verklungen war. Was war geschehen?
Spark - lebendige, explosive, im Hier und Jetzt verankerte Kunst
Über die international für Furore sorgende Gruppe Spark ist schon viel geschrieben worden. Man muss sie einmal live erlebt haben und es scheint fast unmöglich, das unsagbar Schöne der Musik von Spark in Worte zu kleiden. Puristen der historisch informierten Aufführungspraxis mögen die Nase rümpfen, denn was die fünf Ausnahme-Virtuosen dem Publikum vermitteln, hat nichts mit musikalischer Denkmalpflege zu tun. Das ist lebendige, explosive, im Hier und Jetzt verankerte Kunst. Das sind Klänge, die einen Gänsehautschauer nach dem anderen verursachen und die Macht der Musik auf unser Gemüt in eindrucksvoller Weise demonstriert. Zum einen handelt es sich um Vorlagen alter Meister.
Brillante Musizierlust und Erzählkunst
Allen voran der ewig junge Johann Sebastian Bach, aber auch Entdeckungen wie die Werke von Christoph Graupner, den die Mitglieder von Spark mit ihrer brillanten Musizierlust und Erzählkunst neues Leben einhauchen. Ohne alle Namen aufzulisten: Jeder Einzelne dieses außergewöhnlichen Ensembles beherrscht sein Instrument schlafwandlerisch sicher. Und dass sie alle vollkommen auswendig spielen, sei an dieser Stelle durchaus erwähnenswert. Denn es ist ungewöhnlich in der Branche. Oder hat man jeweils zuvor erlebt, dass zum Beispiel ein klassisches Streichquartett ohne Noten spielt?
Bearbeitungen, Neukompositionen und Uraufführungen
Neben den Bearbeitungen und Arrangements von Ohrwürmern des 18. Jahrhunderts hören wir auch einige Neukompositionen, hauptsächlich aus der Feder des Pianisten Christian Fritz. Seine Musik ist modern und eingängig zugleich. Er zählt zu jenen zeitgenössischen Komponisten, die es geschafft haben, dem Elfenbeinturm, in der sich die musikalische Moderne seit weit über hundert Jahren befindet, zu entkommen und eine Musik zu schaffen, die man trotz ihres hohen musikalischen Anspruchs auch beim erstmaligen Hören verstehen kann. Die uraufgeführten Werke tragen unter anderem die Titel „Gesang der Sterne“, „Taumilidau“ und „Caritas abundat“. Christian Fritz hat sie den drei Chören der Jungen Kantorei St. Martin, dem Kinderchor, dem Jugendchor und dem Erwachsenenchor auf den Leib geschrieben. Hut ab vor Ute Hormuth und die Arbeit, die sie in den letzten zwanzig Jahren in St. Martin geleistet hat. Jetzt darf sie die Früchte ernten. Und sie werden immer größer. In Sachen Klangqualität und chorischen Anspruch hat sich die Junge Kantorei St. Martin an die Spitze gearbeitet.
Keine Sorge um Zukunft der Chormusik in St. Martin
Dies gilt vor allem für die jungen und ganz jungen Sängerinnen und Sänger. Wer am Sonntagabend den Kinderchor mit der vollkommen auswendig gesungenen Zungenbrecher-Nummer „Taumilidau“ gehört hat, dem muss um die Zukunft der Chormusik in St. Martin nicht bange sein. Gleiches gilt für den glockenrein artikulierenden und intonierenden Jugendchor. Die Weinkehlchen-Ära ist schon lange vorbei. Wo sind sie geblieben, die jungen engagierten Stimmen von der Weinstraße? Wir finden sie in St. Martin.
Bevor wir jetzt angesichts des „Ad-hoc“-Chors und seiner wunderbaren Klangkultur vollends ins Schwärmen geraten, beenden wir unsere Hymne auf das Konzert und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.
Johannes Passion von Bach am 17. März 2024
Zum Vormerken: Großes steht 2024 auf dem Programm, wenn die Junge Kantorei am 17. März in der Kirche St. Martin an der Seite des Karlsruher Barockorchesters die Johannes Passion von Johann Sebastian Bach zu Gehör bringt.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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