Kurpfälzer Madrigalisten singen in Winzingen: Herbstliche Abendmusik
Neustadt. Herbstlich-lyrisch präsentieren sich die Kurpfälzer Madrigalisten bei ihrem ersten Konzert am Sonntag, 27. Oktober, 17 Uhr, in der Alten Winzinger Kirche (AWK), Kirchstraße 40 seit sieben Jahren. Und naturgemäß ist seither einiges passiert, das vielleicht zum trauernd-tröstlichen Charakter des aktuellen Programms beigetragen hat.
2018 starb Mitgründerin Beate Reiser, dann kam Corona, Planungen liefen ins Leere, und auch der Tod von Ursula Baade, der Seele der Winzinger Konzerte, führte zu weiterer Verschiebung.
Und so möchte das Vokalquintett zwar nicht nur musikalisch Trübsal blasen bzw. singen, aber auch der Verluste gedenken und ihnen mit reichlich musikalischem Trostpotenzial begegnen. Das Programm spannt auch diesmal einen weiten Bogen - vom frühbarocken Johann Rosenmüller („Welt ade, ich bin dein müde“) über die Romantiker Mendelssohn, Rheinberger und Reger bis ganz nah an unsere Zeit. Maybebops düstere „Festung“ ist feinster Vokalpop, und Ringelnatz„ ironisches Gedicht „Todgeweiht“ hat das Quintett erst kürzlich uraufgeführt. Komponiert hat es Christian Bühler, Gründungsbass der Madrigalisten und vor seiner Verpflichtung nach Ribnitz-Damgarten Kantor in Hockenheim und Neustadt. Gleich zweimal gibt es Rilkes „Herbsttag“ (aus dem das titelgebende Zitat stammt), den Madrigalisten jeweils zugeeignet vom hochverehrten, vor zwei Jahren verstorbenen Nors Josephson, dessen Werke in der AWK einen Stammplatz hatten, und von Hans-Karsten Raecke (Rheinsberg), der lange in Mannheim wirkte. Maurice Duruflés „Notre père“, ein bisschen American Swing und Evensong runden das hoffentlich nicht zu herbstlich-lyrische Programm ab.
Die Kurpfälzer Madrigalisten erfreuen Presse und Publikum in der Region an Rhein und Neckar (und weit darüber hinaus) seit 2001 mit ihren Interpretationen. Auch nach einer teilweisen Neuformierung 2012 liegen die Schwerpunkte des Repertoires auf A-cappella-Madrigalen aus Renaissance und Frühbarock, romantischen Chorwerken und American Swing des frühen 20. Jahrhunderts. Sie erarbeiteten aber auch ein thematisches Programm mit Musik und Texten aus der Zeit des 30-jährigen Kriegs oder eins mit lauter skandinavischen Chorsätzen. Seit dem plötzlichen Tod von Beate Reiser im April 2018 komplettiert die Mezzosopranistin Annette Ziegler aus Neckargemünd das Quintett, dem ansonsten Josefa Kreimes (Sopran) aus Hockenheim, Christine Schneider (Alt, Lachen-Speyerdorf), der Mannheimer Tenor Ingo Wackenhut und Bassist Emmerich Pilz aus Deidesheim angehören.
Gastspiele führten die Madrigalisten zuletzt u.a. zum Rheinischen Frühling ins Elsass, an die Ostsee nach Ribnitz-Damgarten, in den Mannheimer Wasserturm, zum Industrietempel e.V. (mit Abstecher nach Düsseldorf) und in den Speyerer Dom. Außerdem sangen sie zur Verleihung des Neustadter Kulturpreises und wirkten bei einer Uraufführung in einem Film des Community Arts Center Mannheim mit.
Der Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. mp
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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