Liedertafel mit „The Peacemakers“ von Karl Jenkins in Neustadt: Musikalische Friedensbotschaft
Neustadt. Standing Ovations gab’s am Ende eines Abends, mit dem die Liedertafel und ihr Dirigent Jürgen Weisser einmal mehr einen beeindruckenden Akzent im Konzertleben unserer Stadt gesetzt hat.
Von Markus Pacher
Dass die Liedertafel mit der klangprächtigen, fast möchte man sagen monumentalen Aufführung von Karl Jenkins 2011 komponiertem Chorwerk „The Peacemakers“ den Nerv der Zeit getroffen hat, ist selbsterklärend und wohl mit eine Ursache für den überaus regen Publikumsandrang am Sonntagabend in der Katholischen Kirche St. Pius auf der Hambacher Höhe. Denn wer hätte gedacht, dass nach einer über 75-jährigen Friedensperiode mitten in Europa wieder ein Krieg ausbricht. Karl Jenkins lässt in seiner musikalischen Friedensbotschaft für Gemischten Chor, Kinderchor, Sopran und Orchester Friedensstifter der letzten Jahrhunderte musikalisch Revue passieren, und er tut dies in einer sehr eingängigen, schon beim erstmaligen Hören verständlichen Art und Weise, jenseits einer progressiv-provozierenden Klangsprache, wie wir sie von Neuer Musik normalerweise gewohnt sind.
Der Kinderchor war der Star des Abends
Ehemalige Weinkehlchen-Fans mögen an dieser Stelle weghören: Haben wir schon jemals einen besseren Kinderchor auf einer Neustadter Bühne gehört? Ein dickes Dankeschön an Dirigent Jürgen Weisser. Sein Unterstufenchor des Goethe-Gymnasiums Germersheim war der absolute Hammer, seine vierzig jungen Mitglieder die großen Stars des Abends. Dahinter platziert die gleichfalls mächtig, in voller Besetzung auftretende Liedertafel, davor die Kurpfalzphilharmonie, die den Erfordernissen der Partitur entsprechend mit einem üppigen Perkussionsapparat aufwartete.
Eindrucksvolle Botschaften der Friedensstifter
Nach und nach verschafften die teils gemeinsam, teils einzeln auftrumpfenden Klangkörper die Botschaften von berühmten Friedensstiftern wie Mahatma Gandhi, Dalai Lama, Mutter Teresa, Albert Schweitzer, Martin Luther King jr., Franz von Assisi oder Nelson Mandela Gehör, aber auch Texte anonymer Dichter oder Passagen aus der Bibel oder dem Koran. Um nur ein emotional besonders mitreißendes Beispiel zu nennen, klangsensibel intoniert vom Unterstufenchor: „He had a dream that all mankind could live together in peace und harmony“ (Er hatte den Traum, dass alle Menschen gleichzeitig in Frieden und Harmonie leben können) – Worte, mit dem Karl Jenkins den großen Bürgerrechtler und Priester Martin Luther King jr. charakterisierte, der am 4. April 1968 im Memphis ermordet wurde und vier Jahre zuvor als jüngster Preisträger den Friedensnobelpreis erhielt.
Wunderbare Sopranistin Giorgia Cappello
Mit der aus Mannheim stammenden Sopranistin Giorgia Cappello war der Solopart bestens besetzt, auch wenn sie in lediglich zwei Nummern des 17-teiligen Chorwerks ihren wunderbar natürlich artikulierten, feinen lyrischen Sopran zum Einsatz bringen durfte, wie etwa im Stück „Te Dove“, in der Jenkins einen Text seiner Ehefrau Carol Baratt vertonte.
Zur klanglichen Höchstform lief die Liedertafel in der Psalmvertonung „Fiat pax in virtute tua“ auf, dem Eröffnungsstück des zweiten Teils. Typisch an dieser Nummer, wie überhaupt für den gesamten Verlauf des Chorwerks, ist die Verwendung von Stilmitteln aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik wie Jazz, Rock, Pop und Folklore, die das Werk zur seiner Popularität verhelfen, ohne dabei Gefahr zu laufen, im negativen Sinne populistisch zu wirken. Zum Hörgenuss trugen nicht zuletzt die wunderschönen Melodien bei, meist vorgestellt vom Unterstufenchor, die nicht wenigen Konzertbesuchern manche Träne entlockte.
Die Liedertafel hat die Jenkins-Kompetenz
Mit der Aufführung von „The Peacemaker“ darf sich die Liedertafel fast schon als Jenkins-Experte empfehlen. Zur Erinnerung: 2014 führte die Liedertafel in Neustadt und 2016 gemeinsam mit weiteren Chören in New York dessen Friedensmesse „The armed Man“ in der Carnegie Hall auf.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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