Spannende Exkursion im Leinbachtal Frankenstein
Mysteriöser Monolith

Der Monolith bei Frankenstein ist nur vor drei Seiten glatt (behauen?), an der Rückseite ist er erkletterbar. | Foto: Markus Pacher
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  • Der Monolith bei Frankenstein ist nur vor drei Seiten glatt (behauen?), an der Rückseite ist er erkletterbar.
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Kaiserslautern. Ja, es gibt sie auch in der Pfalz, wenngleich nicht so häufig wie im benachbarten Frankreich: Unser berühmtester Menhir ist der sieben Meter hohe Gollenstein bei Blieskastel. Zu den wenig bekannten, aber dafür umso rätselhaftesten Monolithen im Pfälzer Wald zählt ein 240 Zentimeter hoher Steinblock bei Frankenstein. Die Frage nach seiner Herkunft bleibt bis zum heutigen Tag ungeklärt.

Von Markus Pacher

Die Forscher sind sich uneinig: Eine Laune der Natur oder ein von Menschenhand aufgestelltes, möglicherweise behauenes Monument? Ein Natur- oder ein Kulturdenkmal? „Der Monolith von Frankenstein ist ein möglicher Menhir“, äußerst sich Wikipedia unschlüssig. Die Frage ist bis zum heutigen Tag nicht geklärt.

Expedition ins Ungewisse

Wir wollen ihr auf den Grund gehen und begeben uns auf eine Expedition ins Ungewisse – ungewiss schon alleine aufgrund des Umstands, dass kein markierter Wanderweg dorthin führt und wir uns ohne technische Navigationshilfe wahrscheinlich wieder einmal hoffnungslos im Wegelabyrinth des Pfälzerwalds verirrt hätten.
Aber das Glück ist dem Mutigen und diese kleine Wegbeschreibung sollte es ermöglichen, sich hernach in die Schar der Wenigen einreihen zu dürfen, deren Suche nach dem Stein der Weisen ein glückliches Ende nahm. Wir stellen also unser Auto am Parkplatz des Wanderparkplatzes Leinbachtal (kurz nach dem Ortsausgang Weidenthal, linker Hand) ab und marschieren dem kleinen Sträßchen entlang bachaufwärts. Nach etwa zwei Kilometern erreichen wir den Biedenbachwoog und damit die größte Stauwehranlage des nach Waldleiningen führenden 14 Kilometer langen Leinbachs, der in früheren Zeiten zur Holztrift genutzt wurde und heute unerklärlicherweise immer noch als Geheimtipp unter Wanderern und Radfahrern gehandelt wird. Von dem idyllisch gelegenen, wasserreichen Wiesengrund führt ein breiter Forstweg rechts den Waldhang hinauf.

Steilanstieg zum Stein der Weisen

Wir aber nehmen den links davon befindlichen, parallel verlaufenden kleinen Pfad. Nach wenigen hundert Metern Steilanstieg zweigt ein Weg links ab und nach weiteren hundert Metern führt ein winziger Pfad erneut links ab in Sichtweite unseres einsamen, mitten im Steilhang, abseits des Weges befindlichen merkwürdigen Steingebildes. Aufgrund seiner imposanten Größe ist der Monolith schon von weitem sichtbar - wer die Augen offen hält, kann ihn kaum verfehlen.

Gut verkeilte siebzig Tonnen

Nun also stehen wir vor ihm und staunen ehrfürchtig. Das Ungewöhnlichste an ihm: Zwei links und rechts platzierte Verkeilungen aus schweren Sandsteinblöcken, die es dem Hinkelstein ermöglichen, aufrecht zu stehen und über Jahrhunderte - oder Jahrtausende? – hinweg standfest zu bleiben. Der Menhir-Experte Ernst Christmann schätzt in seiner 1947 erschienenen Broschüre „Menhire und Hinkelstein in der Pfalz“ das Gewicht des Großsteins auf sechzig bis siebzig Tonnen. Außerdem lesen wir: „Er hat ungefähr vierseitige Form, ist im Oberteil beschädigt, aber wohl schon sehr lange, da sich die Bruchflächen im Aussehen nicht von den unverletzten Teilen unterscheiden. Er war also ehemals höher. Forstmeister Haupt aus Hochspeyer machte auf diesen bisher unbekannten Hinkelstein aufmerksam und führte wiederholt Interessenten hin. Weder er noch sein Förster und Waldaufseher wissen von einem Namen des Steins. Er steht einsam im Wald an einer kaum beachteten Stelle abseits des Wegs.“

Hinkelstein, Menhir, Grenzstein?

Beschrieben wurde der Stein also erstmals im 20. Jahrhundert. Christmann lässt keinen Zweifel darüber, dass der Monolith von Menschenhand aufgestellt wurde, obgleich er ihn nicht der Kategorie „Menhir“ zuordnet, sondern ihn mit der etwas allgemeineren Bezeichnung „Hinkelstein“ versieht. Auch wir können uns nicht vorstellen, dass der einem fast perfekt behauenen Quader ähnelnden und geschickt verkeilten Säulenstein ein von Gott geschaffenes Naturdenkmal darstellt. Was allerdings gegen eine Einordnung in prähistorische Zeiten spricht, ist zum einen seine Verkeilung, die untypisch für Menhire ist, vor allem aber seine ungewöhnliche Lage an einem steilen Berghang - also nicht wie erwartet auf einer ebenen Fläche oder einem Plateau. Handelt es sich also wohl eher um einen Grenzstein? Wir wissen es nicht und müssen uns wohl damit abfinden, dass der Monolith von Frankenstein sein Geheimnis auch künftigen Generationen nicht preisgeben und weiterhin zu den ungelösten Rätseln des Pfälzer Walds zählen wird.

Wunderschönes Leinbachtal

Mit seiner Arten- und Biotopvielfalt und seinen zahlreichen, an Quellen, Brunnen und dem Leinbach gelegenen Picknickplätzen lädt das Leinbachtal vor allem Familien mit Kindern an heißen Sommertagen zu einem Ausflug ein. In jüngster Zeit wurden hier ähnlich wie beim Trifterlebnispfad bei Elmstein Lehrpfade mit App-Stationen eingerichtet, die ausführlich über die Besonderheiten der Natur und die damalige Holztrift informieren. Die kürzeste Strecke heißt „Wühlmaus-Route“ (4 Kilometer), die mittlere „Forellen-Route“ (6 Kilometer) und die längste Route nennt sich „Wildschwein-Route“ (9 Kilometer). Wärmstens zu empfehlen ist auch ein Rundkurs mit dem Fahrrad. Er verläuft zunächst durch das Leinbachtal, zweigt nach etwa zehn Kilometern kurz vor Waldleiningen links ab in Richtung „Waldhaus Schwarzsohl“ (470 m) und führt zuletzt über eine steile Abfahrt zurück zum Ausgangspunkt Weidenthal.

Literatur

Ernst Christmann: Menhire und Hinkelsteine in der Pfalz. Speyer 1947, S. 20.
Otto Gödel: Menhire. Zeugen des Kults, Grenz- und Rechtsbrauchtums in der Pfalz, Rheinhessen und im Saargebiet. Speyer 1987, S. 77ff.
Johannes Groht: Menhire in Deutschland. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-943904-18-5, S. 331.
Horst Kirchner: Die Menhire in Mitteleuropa und der Menhirgedanke (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 1955, Nr. 9). Wiesbaden 1955, S. 149.

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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