Auszeichnung für Pfalzbahnmuseum Neustadt - Museum des Monats
Neustadt.Großer Bahnhof für das Neustadter Pfalzbahnmuseum: Das Kultusministerium würdigte am Freitagmittag im Rahmen einer Feierstunde die ehrenamtlich Aktiven mit der Auszeichnung „Museum des Monats“. Höhepunkt der Veranstaltung war die Überreichung der Auszeichnung in Verbindung mit einem Scheck über 1.000 Euro von Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck an den 1. Vorsitzenden Ralf Rudolph.
In einer kleinen Rückschau erinnerte Rudolph an die 50-jährige Geschichte des Museums. „Im Jahre 1972 hatte unser ’Hauptverursacher’ Horst Kayser den Standort aus der Taufe gehoben“, so Rudolph, der als Jugendlicher bereits drei Jahre später dazu stieß und unter anderem den Pinsel schwingen durfte. „Wir sind sehr glücklich, dass wir zum Museum des Monats auserkoren wurden“, freute sich Rudolph.
1984 ging Museumsbahn an den Start
Im Laufe der fünf Jahrzehnte wurden viele Fahrzeuge vor der Verschrottung bewahrt. 1984 ging erstmals die Museumsbahn an den Start. Als großer Zugewinn entpuppte sich der Ankauf eines zweiten Standorts im Osten der Stadt. Heute dient das mit einer Drehscheibe ausgestattete Gelände als der eigentliche Standort des Kuckucksbähnels, das dort angeheizt werden kann, ohne dabei Bürgerinnen und Bürger mit Lärm und Rauch zu belästigen. Die idealen Voraussetzungen in Neustadt werden auch bei von außerhalb startenden Sonderfahrten gerne in Anspruch genommen. „Mittlerweile hat es ich herumgesprochen, dass in Neustadt die Loks hervorragend versorgt werden können“, so Rudolph.
Authentische Eisenbahngeschichte
„Mit dem Kuckucksbähnel ist in Neustadt Eisenbahngeschichte auch live erlebbar“, lobte Hardeck das hervorragende ehrenamtliche Engagement des Vereins. Die Auszeichnung sei auch als Anerkennung für die Arbeit während der schwierigen Pandemie-Zeiten gedacht, betonte Hardeck und hob bei dieser Gelegenheit ganz besonders hervor, dass in Neustadt in einer sehr authentischen Weise die Eisenbahngeschichte der pfälzischen Region dargestellt wird. pac
Zum Hintergrund (zitiert aus www.museumsportal-rlp.de/museum-des-monats-november-2022-eisenbahnmuseum-neustadt)
Vor genau 175 Jahren fuhr die erste Dampflokomotive auf der am 11. Juni 1847 eröffneten Strecke der Pfälzischen Ludwigsbahn von Neustadt an der Weinstraße zur Rheinschanze – so hieß damals das heutige Ludwigshafen. Zur Erstausstattung der ersten Eisenbahnlinie der Pfalz gehörte ein Lokschuppen, der heute als ältester noch in seiner ursprünglichen Funktion genutzter Lokschuppen Europas das Pfalzbahnmuseum Neustadt beherbergt. Das Gebäude ist weitestgehend im Original erhalten. Zu sehen ist dort auch der Kesseltorso der „Haardt“ – die Lokomotive mit der Betriebsnummer 1 zog 1847 den Eröffnungszug.
Mit der neuen Eisenbahnlinie blühten Industrie und Handel in der Pfalz. Es wurden stetig Bahnanlagen ausgebaut, Strecken erweitert und ganze Netze miteinander verknüpft. Das Museum skizziert diese Entwicklung sowie die Geschichte der Eisenbahn von der Entstehung bis heute mit einem Schwerpunkt auf den süddeutschen Länderbahnen über die Pfalzbahn und die Deutsche Reichsbahn bis hin zur jungen Deutschen Bundesbahn. Über 40 Züge und Lokomotiven, wie etwa die Lok „Pfalz“ aus den Anfängen der Pfälzischen Ludwigsbahn, haben im Pfalzbahnmuseum ihre Heimat gefunden. Auch die Schnellzuglok 18 505 oder der erste elektrische Schnelltriebwagen ET 11 sowie andere Raritäten lassen sich bestaunen.
Gepäckwagen mit Koffern, alten Skiern und Frachtstücke wie Kisten und Fässer füllen die Bahnsteige mit Leben. Begehbare Zugwaggons versetzen die Besucherinnen und Besucher in vergangene Zeiten zurück, als Fahrgäste je nach Fahrschein auf harten Holzbänken in der dritten oder gar vierten Klasse oder in der zweiten bzw. ersten Klasse auf gepolsterten Sitzen Platz nahmen und Reisen noch keine Selbstverständlichkeit war. Auf einem dazugehörigen Außengelände können sie im Anschluss die dort abgestellten „aus der Zeit gefallene“ Waggons besichtigen, den Stand der Restaurierung eines alten Abteilwagens mitverfolgen oder einfach nur in Ruhe und Muße eine Rast einlegen. Das Museum versteht sich als lebendiges Museum. Jung und Alt dürfen hier in die Führerhäuser der ausgestellten Lokomotiven sowie in die Innenräume der Waggons klettern, sich als Lokomotivführer fühlen und die Arbeit der Lokmannschaft nacherleben.
Das 1981 gegründete Museum verfügt über ca. 4.600 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Der Schwerpunkt der an die 5.050 Objekte umfassenden Sammlung liegt auf Fahrzeugen der Pfalzbahn sowie zugehörigen Signalen, Tafeln, Eisenbahnteilen, Schildern etc. Die 2018 neu eingerichtete Dauerausstellung erzählt lebendig ein wichtiges Kapitel Pfälzer Geschichte von den Anfängen der Ludwigsbahn vor 175 Jahren über den Wandel der Mobilität bis heute. So gab es in der Nord- und Westpfalz beispielsweise einige Strecken, die bis zu ihrer endgültigen Stilllegung in jüngster Geschichte in einem unverhältnismäßig guten Zustand erhalten wurden. Sie genossen den Status der „NATO-Bahn“, eine strategisch wichtige Bahnstrecke für den Ernstfall im Kalten Krieg.
Das Pfalzbahnmuseum und die historische Museumsbahn erfreuen sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Zwischen 2016 und 2019 konnten jährlich zwischen 3.700 und 6.800 Besuche gezählt werden. Die Präsentation unterstreicht das bahntypische Umfeld, Lokomotiven sind für Besucherinnen und Besucher zugänglich. Die Neueinrichtung der Dauerausstellung mit Besucherleitsystem, einheitlichen Infostellen mit interaktiven Elementen und die mediale Inszenierung eines Pfalzbahnwagens wurden vom Kultusministerium Rheinland-Pfalz gefördert. Das Museum ist nicht barrierefrei, entsprechende Maßnahmen sind in Planung.
Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Nach den Herausforderungen der letzten beiden Jahre, mit denen sich die Museen angesichts der Corona-Pandemie konfrontiert sahen, stellt sie eine Anerkennung der schwierigen Situation im Kulturbereich und zugleich eine Würdigung qualitätvoller Museumsarbeit dar. Ziel ist es, landesweit die Museumsarbeit kleiner und mittelgroßer Museen in den Fokus zu rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten z. B. zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichen Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun.
Quelle: Eisenbahnmuseum
www.museumsverband-rlp.de/themen/museum-des-monats
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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