Interview der Woche im Stadtanzeiger Neustadt
Briefmarkensammler Klaus Weller
Von Markus Pacher
Neustadt/Haßloch. Seit diesem Jahr leitet Klaus Weller als Nachfolger von Uwe Diehlmann den Briefmarkensammlerverein Neustadt e.V., dem auch die Haßlocher Sammler angehören. Beruflich war der 60-Jährige als Gewerkschaftssekretär tätig, seit fünf Jahren führt er als Freiberufler Betriebsratsschulungen durch. Markus Pacher sprach mit ihm über die mittlerweile etwas unter dem Klischee eines Alt-Herren-Hobbys leidende Leidenschaft für die kleinen bunten Bildchen mit den scharfen Zähnchen.
??? Herr Weller, wie und wann sind Sie zum Briefmarkensammeln gekommen?
Klaus Weller: Wie die meisten Jungs begann ich mich als Zwölfjähriger für Briefmarken zu interessieren. Das Hobby ist aber beizeiten wieder eingeschlafen und ich habe meine Alben gegen was anderes eingetauscht. Erst viele Jahre später bin ich über meinen Kollegen und Philatelisten Rolf Köckritz wieder zum Briefmarkensammeln gekommen. Rolf hatte mich damals gefragt, ob ich denn nicht noch ein paar alte Alben auf dem Dachboden liegen hätte. Meine Ehefrau Petra wurde schließlich im Keller fündig und präsentierte mir Alben aus ihrer Jugendzeit, die mein Interesse weckten. Das war der Anfang.
??? Was fasziniert Sie an diesem Hobby?
Klaus Weller: Am meisten daran interessiert mich das Sortieren, Zuordnen, Bestimmen. Man begibt sich dabei automatisch in das Abenteuer „Weite Welt“, erfährt viel über Geschichte, Geografie und Persönlichkeiten eines Landes. Meine Hauptsammelgebiete sind Italien und Indien. Dem Bund deutscher Philatelisten gehören zwei bundesweite Forschungsgemeinschaften zu diesem Thema an, in denen ich mich engagiere.
??? Welche Aufgaben übernehmen Sie als 1. Vorsitzender?
Klaus Weller: Neben dem Organisieren von Großtauschtagen, für die aufgrund seiner umfassenden Erfahrung nach wie vor Uwe Diehlmann verantwortlich zeichnet, möchte unser Vorstandsteam vor allem das Vereinsleben aktivieren. Zusammen mit Klaus Fischer haben wir uns bei Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer als neuen Vorstand vorgestellt und der Stadt vorgeschlagen, sie künftig zu unterstützen, zum Beispiel in dem wir zu besonderen Anlässen oder Werbungszwecken über die Post Sonderstempel organisieren. Ansonsten liegt uns natürlich die Jugendförderung sehr am Herzen. Ein Experte auf diesem Gebiet ist Alois Schneider aus Haßloch, der jahrelang im Großdorf eine Jugendgruppe geleitet hat, die jetzt leider ins Erwachsenenalter heraus gewachsen ist. Aber es bestehen gute Chancen, dass wir über unsere Kontakte zu KRG-Direktorin Dr. Lenelotte Möller, die selbst Mitglied im Speyerer Briefmarkenverein ist, für die 5. und 6. Klassen im Rahmen der Nachmittagsbetreuung eine Briefmarken-AG anbieten können, die Klaus Fischer und Werner Heller aufbauen wollen. Glücklicherweise verfügt Alois Schneider ja über vielfältige didaktische Materialien, die uns helfen können, jungen Leuten das Hobby schmackhaft zu machen. Er wird auch gemeinsam mit seinem Nachfolger Helmut Weber versuchen, in Haßloch eine neue Jugendgruppe zu organisieren. So bieten wir am Samstag, 7. September, um 15 Uhr ein Treffen für Jugendliche in der VHS Haßloch an. Die Vorarbeit in den Schulen haben sie schon geleistet. Die weiteren Treffen sind dann jeweils am 1. Samstag im Monat.
??? Warum interessieren sich nur noch so wenig junge Menschen für ein Hobby, das früher fast alle begeistert hat?
Klaus Weller: Vielleicht liegt es daran, dass im Internet-Zeitalter Briefmarken bei weitem nicht mehr so präsent im Alltag sind wie früher. Briefe mit schönen Marken zum Ausschneiden haben früher viele Menschen zum sammeln animiert. Die gibt’s ja heute kaum noch.
??? Welche Vorteile ergeben sich durch eine Mitgliedschaft in Ihrem Verein?
Klaus Weller: Vor allem profitiert man von den Kontakten und dem Know-How seiner Vereinskollegen, die einem oftmals den Blick öffnen für andere interessante Sammelgebiete, wie zum Beispiel der Vorphilatelie in Gestalt des Postverkehrs der Pfalz unter napoleonischer Ära. Momentan erstelle ich eine Liste von Katalogen, Literatur und Prüfgeräten, die sich im Vereinsbesitz oder in den Privatbeständen unserer Mitglieder befinden. Die können dann kostenlos ausgeliehen werden.
??? Würden Sie den Erwerb von Briefmarken als Wertanlage empfehlen?
Klaus Weller: Diese Frage kann ich mit einem ganz eindeutigen Nein beantworten. Eine Ausnahme bilden sehr wertvolle, exklusive Sammlungen. Alles, was seit den 60er-Jahren als Wertanlage empfohlen wurde, ist heute eher für’s Altpapier geeignet. Komplette Berlin und Bundesrepublik-Sammlungen zum Beispiel sind heute leider kaum noch etwas wert.
Kontakt & Tauschtreffs
www.bsv-nw.de
Briefmarkensammlerverein Neustadt 1910 e. V.
1. Vorsitzender Klaus Weller
Telefon 06321 31223
E-Mail: k.weller@bsv-nw.de.
In Neustadt findet jeden 2. Dienstag im Monat von 18-21 Uhr ein Tauschtreffen im Caritas-Altenzentrum St. Ulrich, Konrad-Adenauer-Straße 49. In Haßloch treffen sich die Sammler jeden 1. Sonntag im Monat von 10-12 Uhr in der Volkshochschule, Pfarrgasse 9, Erdgeschoss, Raum 110, jeweils von 10 Uhr bis 12 Uhr.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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