Interview der Woche
Diplom-Geograf Klaus Hünerfauth

Auf Naturexkursion mit Klaus Hünerfauth.  Foto: Pacher

Von Markus Pacher

Neustadt.Allen Neustadterinnen und Neustadtern, die sich für Natur und Umwelt interessieren, ist der Name Klaus Hünerfauth ein Begriff. Der Diplom-Geograf, stellvertretender Leiter der städtischen Umweltabteilung, kennt den Pfälzerwald wie seine Westentasche und ist ein kompetenter Ansprechpartner bei allen Fragen rund um die Natur. Markus Pacher sprach mit dem 57-jährigen Neustadter über seine beruflichen und privaten Steckenpferde und wie es überhaupt zu seiner Leidenschaft für Landschaft und Natur gekommen ist.

??? Herr Hünerfauth, wann haben Sie Ihre Liebe zur Geografie entdeckt?
Klaus Hünerfauth: Schon im Kleinkindalter. Das erste Bild, das ich gemalt habe, soll laut Aussage meiner Eltern eine Landkarte gewesen sein. Auch meine weiteren Beiträge aus der elterlichen Mappe „Kleinkinderbilder“ zeigen Landschaftsmotive mit Bergen, Wald, Burgen und Kirchen. Die Landkartensammlungen meines Vaters und Großvaters haben mich frühzeitig inspiriert. Schon früh zeichnete ich Stadtpläne. Mein Talent wurde spätestens in der 5. und 6. Klasse erkennbar. Erdkunde war immer mein Lieblingsfach. In der Oberstufe hatte ich es als Leistungsfach und profitierte von einem hervorragenden Lehrer.

??? So war Ihnen der Entschluss, Geografie zu studieren, sozusagen in die Wiege gelegt?
Klaus Hünerfauth: Gleichzeitig hatte ich geliebäugelt mit Archäologie, Geschichte, Architektur und Meteorologie. Nach vier Semestern Geschichte wechselte ich zum Diplom-Studiengang Geografie in Mannheim.

??? Wie ging’s nach dem Studium weiter?
Klaus Hünerfauth: Zunächst arbeitete ich als freiberuflicher Berater beim Landesamt für Umwelt, übernahm dort die Beratung für die Agrar-Umwelt-Programme des Landes für den Kreis Bad Dürkheim und Neustadt. 1997 habe ich dann bei der Stadt
angefangen, zunächst in Teilzeit. Gleichzeitig hatte ich Lehraufträge für das Fach Geografie an den Unis in Landau, Mannheim und Leipzig.

??? Ihre ersten vier Lebensjahre verbrachten Sie in Neustadt, danach ging’s nach Koblenz. Wie blieb der Kontakt zur alten Heimat und dem geliebten Pfälzerwald erhalten?
Klaus Hünerfauth: Neustadt habe ich immer als meine eigentliche Heimat empfunden. Meine Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits sind ja in Neustadt verblieben. Dort verbrachte ich oft meine Ferien und wanderte mit den Großeltern im Pfälzerwald. Wir hatten sogar einen eigenen Wald in Hambach. Während meiner Studienjahre konnte ich in meine alte Heimat zurückkehren und bei meinen Großeltern wohnen, um von dort aus jeden Tag nach Mannheim zu pendeln.

??? Welche Aufgaben übernehmen Sie bei der städtischen Umweltabteilung?
Klaus Hünerfauth: Offiziell bin ich gemeinsam mit einer Kollegin für den Bereich Naturschutz und Landschaftspflege verantwortlich. Unter anderem arbeite ich mit bei der Neuerarbeitung des Landschaftsplanes für Neustadt. Auch an den Vorbereitungen für die Bewerbung zur Landesgartenschau 2026 bin ich beteiligt. Meine weiteren Aufgaben sind: Stellungnahmen zu umweltrelevanten Vorhaben aller Art, Anlage und Betreuung von Ausgleichsflächen, und die Beantwortung der zahlreichen Bürgeranfragen. Außerdem habe ich den Entwurf für das Biodiversitätskonzept der Stadt Neustadt im Rahmen des überregionalen Bündnisses „Kommunen für biologische Vielfalt“ erstellt. Als Zuarbeit für das Biosphärenreservat entwarf ich federführend ein Besucherlenkungskonzept für den Neustadter Stadtwald. Last but not least beschäftigte ich mich im Rahmen des „Eh-da“-Konzepts der Stadt mit der Steigerung der biologischen Vielfalt auf Flächen, die, wie der Name schon sagt, „eh da“ sind.

??? In welchen Aufgabenbereichen fühlen Sie sich am wohlsten?
Klaus Hünerfauth: Bei allem, was draußen in der Natur stattfindet. Es macht mir großen Spaß, meine Beobachtungen in Text, Bild und Karte darzustellen und an der Umsetzung zu arbeiten. Dabei will ich sehen, dass sich draußen in absehbarer Zeit etwas verändert. Gerne begebe ich mich auch mal ein paar Tage mit der Säge in den Außendienst und schneide Obstbäume. Außerdem reizt es mich, mein Wissen, z. B. in Vorträgen oder auf Exkursionen, an Mitmenschen weiterzugeben.

??? Welche Aufgabenbereiche mögen Sie weniger?
Klaus Hünerfauth: Alle Dinge, für die andere Leute besser qualifiziert sind, für die ich mich überqualifiziert fühle oder für die wir als Umweltabteilung eigentlich nicht zuständig sind. Glücklicherweise konnte ich zuletzt ein paar reine Verwaltungstätigkeiten abgeben. Die Zeit, die ich für solche Sachen verwenden muss, geht von Aufgaben ab, die andere nicht machen können.

??? Fühlen Sie sich in der Stadtverwaltung gut aufgehoben?
Klaus Hünerfauth: Seit Mai 2019 habe ich nach 22 Jahren Teilzeit eine volle Stelle bei der Stadt, Es sind einige neue, auch jüngere Kolleg*innen nachgekommen, die sehr motiviert sind, aber auch eingearbeitet werden müssen. Der Job macht großen Spaß, ist oft aber auch ziemlich stressig. Meine vorherigen Nebenjobs habe ich zwischenzeitlich aufgegeben, wie zum Beispiel
meine Tätigkeit als Ausbilder beim Bezirksverband Pfalz für Gäste-, Natur- und Landschaftsführer.

??? Sie gelten als Pfälzerwald-Experte. Nutzen Sie manchmal auch die normalen Wanderwege oder verschlägt sie der Weg meist ins Gebüsch?
Klaus Hünerfauth: Überwiegend benutze ich Wanderwege, studiere aber vorher ausgiebig die Landkarte und suche dann gezielt interessante Stellen abseits des normalen Wegenetzes auf. Manchmal nutze ich den Wald auch als Trainingsgelände für meine alpinen Unternehmungen und begebe mich dann auf Querfeldein-Kurs.

??? Was halten Sie vom Mountainbike-Boom im Pfälzerwald?
Klaus Hünerfauth: Ich fahre ja selbst auch Mountainbike und finde es gut, wenn die Jugend sich in die Natur begibt. Aber gleichzeitig geht das oft mit einer Beeinträchtigung der Erholungswirkung bei den Fußgängern einher. Viele Biker können sich offenbar nur schwer in die Wanderer hineinversetzen, gerade wenn es sich um Senioren oder Kinder handelt. Und natürlich beobachte ich als Augenmensch genau die Natur und bemerke auch kleinere Beeinträchtigungen. Bei den Vorüberlegungen für ein Mountainbike-Konzept für Neustadt bin ich dabei. Aber dafür muss man Zeit und Personal aufwenden, das lässt sich nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln.

Herr Hünerfauth, ich danke Ihnen für das überaus interessante Gespräch. pac

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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