Exkursion am Königsberg bei Neustadt
Geheimnisvolle Höhle im Pfälzerwald
Neustadt. Sie sei schwer zu finden, heißt es. Und man gelange dabei „an die Grenze der physischen Belastbarkeit“ lesen wir in einem Exkursionsbericht des Pollichia-Kuriers. Die Rede ist von dem Sagen umwobenen Heidenloch, jener geheimnisvollen, im 19. Jahrhundert erstmals erwähnten Felsenhöhle, um die sich manche Legende ragt und die sogar schon als Dreh- und Angelpunkt einer Erzählung von Franz Ignatz Brückmeier Eingang in die Literatur fand.
Von Markus Pacher
Lost Places
Unter den Wanderfreunden ist das Heidenloch kaum bekannt und wir dürfen diese geologische Sensation daher ohne Übertreibung zu den „Lost Places“ zählen“, also zu den vergessenen und vom Touristenstrom bislang unberührten Plätzen des Pfälzerwaldes.
„Der Königsberg ist wie kein anderer Berg im Pfälzerwald zerklüftet, von Höhlungen, Rissen, Spalten durchzogen“, bemerkte der Altertumsforscher Dr. Christian Mehlis in der Zeitschrift „Der Pfälzerwald“ im Jahre 1905. So eine Aussage macht natürlich selbst nach über 100 Jahren noch neugierig und weckt die Abenteuerlust in uns.
Abenteuer vor der Haustür
Um meinen weiteren Ausführungen jedoch gleich eine Warnung vorauszuschicken: Die größten geologischen Attraktionen des Königsbergs befinden sich im Steilgelände, sind nicht durch Wanderwege erschlossen und setzen absolute Trittsicherheit, festes Schuhwerk und Orientierungssinn voraus. Neben dem Heidenloch lohnt sich ein Besuch des „Bruderhäuschens“ (Eremitage, 19 Meter lange Trümmerhöhle), des Dampflochs (nähere Beschreibung folgt), ein Ringwall aus der Hallstattzeit und ein Grabhügelfeld. Als bester Gebietskenner des Königsbergs gilt der Diplom-Geologe Klaus Hünerfauth, stellvertretender Leiter der Abteilung Umwelt der Stadt Neustadt. Er war es auch, der mit einer größeren Gruppe den eingangs erwähnten Pollichia-Ausflug leitete. Seine Forschungen hat er unter anderem in seinem Flyer „Der Königsberg“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
An die Westseite des Königsbergs gelangt man am schnellsten über die „Kleine Ebene“. Wir stellen dazu unser Auto an der Kaltenbrunner Hütte ab und steigen über einen steilen Pfad in etwa 15 Minuten hinauf. Für eine Vesper in der kleinen Schutzhütte ist es noch zu früh und so folgen wir dem Schild „Königsberg“ (gelber Punkt) und begeben uns auf den Westrücken des beliebten Neustadter Hausbergs.
Mutter aller Sandsteintürme
Gleich erwartet uns die erste Attraktion: Nach etwa einem Kilometer stoßen wir auf eine kunstvoll errichtete Sandsteinpyramide. Manche Neustadter bezeichnen das kühne Gebilde aufgrund seiner imposanten Größe als „Mutter aller Sandsteintürme“. Wir sind sehr beeindruckt und marschieren dem gelben Punkt weiter folgend auf dem Rücken des Westipfels vorbei an einem etwa 400 Meter langen Grabhügelfeld, das vermutlich aus der Hallstatt-Periode stammt, also etwa vor 3000 Jahren errichtet wurde. Weiter geht’s Richtung Ostgipfel.
Alter Weg gesperrt
Leider ist der ursprüngliche Weg heute nicht mehr begehbar und gesperrt. Die Umleitung ist weniger attraktiv. Wer sie vermeiden möchte, begibt sich in ein kleines Abenteuer. Das Überklettern zahlreicher umgestürzter Bäume verlangt akrobatische Kletterkünste und die Suche nach dem besagten Heidenloch erweist sich in der Tat als nicht ganz einfach.
"Natursauna" mitten im Wald
Nach einigen Irrwegen „stolpern“ wir schließlich mehr oder weniger unbeabsichtigt über das im allgemeinen Gewirr der Sandsteinblöcke gut versteckte Dampfloch und staunen nicht schlecht über den heißen Dampf, der aus dem Steinelabyrinth heraustritt. Wer keine Angst davor hat, seine Kleider zu beschmutzen, kann etwa einen Meter in den Eingang kriechen und sich ordentlich durchwärmen lassen. Was eine Wohltat bei der Eiseskälte! Mit Hilfe einer Taschenlampe gewinnt man gleichzeitig einen kleinen Eindruck von dem Kluftsystem des Dampflochs. Schilder warnen uns vor den Gefahren des Steilgeländes. Todesmütig stürzen wir uns weiter in die Tiefe und gelangen endlich zum Heidenloch, dem Ziel unserer Träume.
Heidenloch
Klaus Hünerfauth schreibt darüber: Älteste bekannte Höhle des Pfälzerwaldes, zugleich dessen breiteste und mit 42 Metern Länge zweittiefste Klufthöhle. Schon 1825 in der wissenschaftlichen Literatur erwähnt. 1887-1910 und 1976/77 archäologisch und naturwissenschaftlich untersucht. Auf engem, fast senkrechtem Eingangsschacht folgen zwei recht geräumige „Hallen“, bevor sich die Kluft nach unten in mehreren Seitengängen verliert. Die steil stehende Kluft in den Trifels-schichten des Unteren Buntsandstein verläuft parallel zur Randverwerfung des Oberrheingrabens; keine Verbindung zum benachbarten Dampfloch-Kluftsystem nachweisbar; 1910 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Archäologische Funde, vermutlich von dem Einsiedler des benachbarten „Bruderhäuschens“, darunter eine pfälzsische Silbermünze (13./14. Jh.), Scherben von Ton- und Glasgefäßen, Korb- und Daubenreste des 16./17. Jhs., Kohlenreste, Tierknochen. Vorkommen unter anderem mehreren Fledermausarten und der Höhlenkreuzspinne.
Einstieg schwer auffindbar
Vom Heidenloch aus gelangen wir über einen schmalen, steilen Pfad auf den oberhalb der Königsmühle verlaufenden Forstweg. Wer sich den „Umweg“ über die kleinen Ebene und den Ostgipfel des Könisbergs sparen möchte, gelangt also am schnellsten vom Parkplatz der Königsmühle aus zum Heidenloch. Den Einstieg zu finden, ist allerdings nicht ganz einfach, da der winzige Pfad nicht ausgeschildert und nur mit geschärften Blick als solcher erkennbar ist. pac
Lesetipp
„Neustadter Hausberge: Der Köngisberg“ von Klaus Hünerfauth, erhältlich bei der Tourist, Kongress und Saalbau GmbH, Hetzelplatz 1, 67433 Neustadt.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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