Neustadter Schulen eingeladen
Lesung vor Schulklassen mit Katrin Himmler in der Martin-Luther-Kirche

Kurt Werner, Vorstandsvorsitzender der Gedenkstätte Neustadt, bei seinem Grußwort. | Foto: Alice Fuß/Gedenkstätte Neustadt
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  • Kurt Werner, Vorstandsvorsitzender der Gedenkstätte Neustadt, bei seinem Grußwort.
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Gut besucht war heute Morgen die Martin-Luther-Kirche in Neustadt, über 130 Schülerinnen und Schüler von verschiedenen Neustadter Schulen waren der Einladung der Gedenkstätte Neustadt gefolgt, um bei der Lesung von Katrin Himmler, Großnichte von Heinrich Himmler, aus ihrem Buch „Die Brüder Himmler – eine deutsche Familiengeschichte“ dabei zu sein.
Nach einem kurzen Grußwort des Vereinsvorsitzenden Kurt Werner in dem er die 1964 in Dinslaken geborene Politikwissenschaftlerin vorstellte sprach Frau Himmler nicht nur über ihre Forschungen zu ihrem Großvater Ernst Himmler, einem der Brüder Heinrich Himmlers, sondern auch darüber welche Auswirkungen diese Erkenntnisse auf die Struktur ihrer eigenen Familie hatte. Ihre Nachforschungen begannen mit der Bitte ihres Vaters einmal die Rolle seines Vaters während der NS-Zeit genauer zu erforschen. Katrin Himmler, die ihren Großvater nie kennengelernt hat, begann also in verschiedenen Archiven ihre Nachforschungen. In ihrer Familie galt bis dahin Heinrich Himmler als der Einzige, der sich während der NS-Zeit „in ein von Ideologie getriebenes Monster verwandelt hat, welches monströse Taten vollzog.“ Ihr Großvater, sowie sein Bruder Gebhard, galten bis dato als unauffällige Mitläufer während der NS-Zeit. Doch Katrin Himmlers Nachforschungen zeichneten bereits schnell ein anderes Bild: Sicherlich war Heinrich Himmler das „Monster“ der Familie schlechthin, dennoch waren auch Ernst und Gebhard Himmler Nutznießer des nationalsozialistischen Systems und haben innerhalb dessen große Karriereschritte vollzogen. So zeigte sich, dass ihr Großvater keineswegs ein einfacher Ingenieur bei der „Reichs-Rundfunk-Gesellschaft“, ab 1939 der „Großdeutsche Rundfunk“, war, sondern vielmehr dafür zuständig war, das Rundfunknetz so weit auszubauen, dass wirklich jeder Haushalt im Reich die menschenverachtende Propaganda der Nationalsozialisten unter der Leitung von Joseph Goebbels auch wirklich empfangen konnte. Zudem traten Ernst und sein Bruder nicht nur frühzeitig der NSDAP bei, beide wurden auch Mitglieder der von Heinrich Himmler gegründeten SS. Diese Erkenntnis warf ein neues Licht auf ihren Großvater und darauf, was bis dahin in ihrer Familie über ihn erzählt worden war: „Ich denke, jede Familie, die Verstrickungen in die NS-Zeit hatte, hat sich in der Nachkriegszeit eine eigene Version der Geschichte zugelegt. Dies diente sicherlich auch dem Schutz von den Kindern und Kindeskindern, dennoch war es für mich teilweise auch schwer, mich von der bis dato weitergebeben Version zu verabschieden.“ Dies galt im Besonderen auch für ihre Großmutter Paula, welche nachweislich nach 1945 noch Kontakt zu anderen Nationalsozialisten hielt und erst sehr spät dem NS-System und seiner Ideologie entsagte und es auch in Frage stellte.
In der anschließende Diskussion, in der die Schülerinnen und Schüler auch eifrig Fragen stellten, ging es dann aber auch schnell um die derzeitigen politischen Bewegungen in Deutschland und in Europa. Alle waren sich am Ende einig, dass die „Gefahr von Rechts“ immer besteht und bestanden hat und das es die Kernaufgabe der Zivilgesellschaft ist die Demokratie zu schützen.

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Autor:

Alice Fuß aus Neustadt/Weinstraße

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