Interview zum Thema Klimaschutz
Naturexperte Clement Heber aus Neustadt

Geigenbaumeister und Naturexperte Clement Heber.  | Foto: Pacher
  • Geigenbaumeister und Naturexperte Clement Heber.
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Neustadt. Seit über 35 Jahren beobachtet der Vogelkundler und Hobbyfotograf Clement Heber mit großer Leidenschaft alles Leben in der Natur. Kürzlich wurde der in etlichen Naturverbänden aktive hauptberufliche Geigenbaumeister zum Vorsitzenden des Fachbeirates für Naturschutz der Stadt Neustadt ernannt. Wir sprachen mit dem Naturexperten unter anderem über die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere heimischen Naturräume.

Von Markus Pacher

??? Herr Heber, als Vogelkundler sind Sie viel in der Natur unterwegs. Welche Auswirkungen haben die sich veränderten Umweltbedingungen auf unsere heimische Tierwelt?
Clement Heber: In den letzten Jahren habe ich mich neben der Ornithologie verstärkt mit Schmetterlingen beschäftigt. Dort ist die Entwicklung dramatischer. Der Goldene Schneckenfalter im Zweibrücker Westrich zum Beispiel ist fast komplett verschwunden. Schuld daran ist weniger der Klimawandel, sondern vor allem der Verlust der Habitate. Spezielle, für bestimmte Tiere erforderliche Naturräume fallen der Kultivierung durch den Menschen zum Opfer. Habitate gibt es nur noch isoliert und viele Arten schaffen es daher nicht, vom aktuellen Lebensraum zum nächsten zu wechseln. Das Hauptproblem ist also die Bewirtschaftung. Alte Bewirtschaftungsformen, die vielfältige Lebensräume ermöglichten, existieren nicht mehr. Der Klimawandel spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Wobei Tiere, denen es bei uns zu heiß wird, neue Lebensräume z. B. Richtung Norddeutschland finden können.

??? Welche Rolle spielt dabei der Klimawandel?
Clement Heber: Der Klimawandel und die starken Wasserentnahmen durch menschliche Aktivitäten führen zu starken Trockenschäden und einer Absenkung des Grundwassers. Am Baggerweiher zum Beispiel sind etliche Birken abgestorben. Viele Bäume kommen nicht mehr ans Wasser dran.

??? Welche Auswirkungen hat das auf die Tier- insbesondere Vogelwelt?
Clement Heber: Infolge der Umweltveränderungen hat zum Beispiel die Population des Waldlaubsängers stark abgenommen. Bisher sind im Wald die Auswirkungen auf die Vogelwelt nicht so gravierend wie in den Kulturräumen, allen voran den Agrarlandschaften. Auch hier ist der Rückgang nicht in erster Linie dem Klimawandel, sondern eher der Bewirtschaftung geschuldet.

??? Stichwort „Klimaschutz“. Wie stehen Sie dazu?
Clement Heber: Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz und glaube, dass der Klimaschutz alleine zu kurz greift. Die Erde ist unser Habitat und der Habitatschutz sollte immer in die Diskussionen mit einbezogen werden. Meist wird ja nur über den Klimawandel und den CO2-Anstieg geredet.

??? Wie kann man unsere heimischen Wälder retten?
Clement Heber: Unsere Förster befinden sich in einem Riesendilemma, da sie nicht wissen, wie sie den Wald umbauen können, um ihn gegenüber Klimaveränderungen resistenter zu machen. Ein guter Weg wäre, wenn man europäisch dächte. Wir sollten im europäischen Kontext bleiben und keine exotischen Arten kultivieren. Globales Denken erschwert die Situation.

??? Wie können wir die Zerstörung des Habitats „Erde“ verhindern?
Clement Heber: Nur wenn wir es schaffen, das Ruder umzudrehen - damit nicht Ähnliches passiert wie beim Übergang vom Perm- zum Trias-Zeitalter. Damals sorgten zahlreiche Vulkanausbrüche für einen gewaltigen CO2-Ausstoß und für einen Anstieg der Temperaturen um zehn Grad. Das Ökosystem ist damals komplett kollabiert, nur 5 Prozent der Arten überlebten. Wenn unser Klimawandel ähnlich brutal ausfällt, ist das eine ernste Bedrohung für die Menschheit. Die Geschwindigkeit des Klimawandels ist momentan 14 mal so hoch wie beim größten Massensterben in der Geschichte der Erde vor 250 Millionen Jahren. Der Erde selbst ist das ja egal, sie wird sich ganz normal weiterdrehen. Wenn wir heute Klimaschutz betreiben, machen wir das alleine für uns.

??? Wie könnte man das Problem verstärkt der Menschheit bewusst machen?
Clement Heber: Man sollte versuchen, die Problematik für den Menschen stärker zu visualisieren. Wie sieht unsere Welt in 30 Jahren aus? Zur Beantwortung dieser Frage sollte man Bilder oder Geräusche verwenden und nicht nur mit Zahlen arbeiten. Apropos Geräusche: Noch nie habe ich die Vögel so laut zwitschern hören, wie in diesem Jahr. Das muss wohl mit Corona und dem deutlich zurückgegangenen menschengemachten Lärm zusammenhängen.

??? Wie stehen Sie zur Fridays for future-Bewegung?
Clement Heber: Natürlich sympathisiere ich mit dieser Bewegung, habe auch an den Demos in Neustadt teilgenommen. Da gab es teils gute Reden und Statements. Der Lebensraumschutz ist mir wichtig. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir nicht alleine sind. Klimaschutz spielt dabei eine wichtige Rolle. Er ist das A und O, da hängt Vieles dran, wie zum Beispiel der Artenschutz. Mut zur Unordnung ist wichtig in der Natur. Um den Abbau der Biomasse nicht noch stärker voranzutreiben, wie man ihn zum Beispiel seit vielen Jahren beim Insekten- und Vogelsterben beobachtet, dürfen wir nicht unter dem ständigen Zwang stehen, jeden Quadratzentimeter Natur bearbeiten zu müssen. pac

Das geht uns alle an:
Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen. Unsere Wochenblätter werden auf Recycling-Papier gedruckt. Hierfür musste kein Baum sterben. Gegenüber Frischfaserpapier werden bei der Herstellung von Recyclingpapier zudem bis zu 60 Prozent Energie, bis zu 70 Prozent Wasser sowie CO2-Emissionen und Abfall eingespart. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist auch der Grund für eine Kooperation der Wochenblätter, Stadtanzeiger und des Trifels Kuriers mit der Natur- und Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF), der jetzt zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) die Kampagne „#together4forests“ startet. Dem BVDA gehören neben unserem Verlag rund 200 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von etwa 60 Millionen Zeitungen an. Wenn Ihnen ein nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt genauso am Herzen liegt wie uns, geben Sie bitte diese Zeitung nach dem Lesen ins Altpapier.

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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