Insekten in Lebensmitteln - Zukunftstrend versus Ekelfaktor

Würden Sie die neuartigen Lebensmittel probieren? | Foto: marcin jucha/stock.adobe.com
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Insekten in Lebensmitteln. Diese Nachricht hat bei vielen für Ekel gesorgt: Ende Januar 2023 ist eine neue Verordnung der Europäischen Kommission in Kraft getreten, die die Liste all jener Insekten, die in Lebensmitteln verarbeitet werden, oder als solches verkauft werden dürfen, erweitert hat. So ist in der neuen EU Regelung festgehalten, dass nun auch der Buffalowurm/Getreideschimmelkäfer innerhalb der EU als neuartiges Lebensmittel für den Verzehr zugelassen ist.

Mehr als nur Parasiten: Eine neue EU-Verordnung hat weitere Insekten in Lebensmitteln zum Verzehr freigegeben. Zu diesen Insekten gehören die Acheta domesticus und die Alphitobius diaperinus
 | Foto: Vera Kuttelvaserova/stock.adobe.com
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Welche Insekten sind in der Europäischen Union als Lebensmittel erlaubt?

Insgesamt sind es aktuell vier essbare Insekten, die in der EU zugelassen sind. Diese wurden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA als sicheres Lebensmittel eingestuft:

  • Buffalowurm/Getreideschimmelkäfer (seit Januar 2023): Der Getreideschimmelkäfer, der den lateinischen Namen Alphitobius diaperinus trägt, darf als Pulver, Paste, gefroren oder getrocknet verarbeitet werden.
  • Hausgrille (seit Februar 2022): Die Acheta domesticus wird als Lebensmittel in pulverisierter Form z.B. als teilweise entfettetes Pulver, in gefrorener und getrockneter Form und als Paste verwendet.
  • Europäische Wanderheuschrecke (seit 2021): Die Wanderheuschrecke, die auch als Locusta migratoria bekannt ist, kann Lebensmitteln als Pulver, gefroren und getrocknet beigegeben werden.
  • Mehlkäfer (seit Juni 2021): Der Tenebrio molitor kommt in Lebensmitteln nur trocken und im Larvenstadium zum Einsatz.

Auch, wenn der Verzehr von essbaren Insekten in vielen Bereichen der Welt ganz normal ist, ist die Entwicklung in der EU, die kleinen Krabbeltiere als Nahrungsmittel zu verarbeiten, also doch recht neu. Und zwar war Geltungsbeginn der Novel-Food-Verordnung im Januar 2018. Besonders für Aufsehen sorgt dabei für den Verbraucher sicherlich der Umstand, dass essbare Insektenarten für Produkte wie Nudeln, Brot oder Brötchen, Pizza, Schokolade, bierähnliche Getränke oder gefüllte Erzeugnisse aus Teigwaren verwendet werden können. Trotzdem müssen Verbraucher keine Angst davor haben, unwissentlich Produkte zu verzehren, die die Tiere enthalten, denn eine Verwendung muss klar deklariert sein.

Wie kann man Insekten in Lebensmitteln erkennen?

Insektenhaltige Lebensmittel müssen laut EU-Kommission klar gekennzeichnet sein. So muss durch die Lebensmittelliste in unmittelbarer Nähe genau deklariert werden, welche zugelassenen Insekten sich darin befinden, und zwar mit dem deutschen und dem lateinischen Namen. Darüber hinaus muss außerdem angegeben werden, in welcher Form essbare Insekten wie Grille, Larve und co. im entsprechenden Nahrungsmittel vorkommen. Außerdem darf Essen, das die Tiere enthält, nicht als vegetarisch oder vegan gekennzeichnet werden. Essen, das essbare Insekten, die durch die Novel-Food-Verordnung zugelassen sind, enthält, muss überdies für Allergiker gekennzeichnet sein. Wer bei seiner Ernährung das Essen der Tiere vermeiden möchte, sollte also immer die entsprechende Zutatenliste überprüfen.

Bei der Deklaration von weiteren Insekten ist allerdings ein offenes Auge nötig, vor allem, wenn es um Süßigkeiten und Kosmetik geht. Denn bei manchen Produkten, die oft Teil der täglichen Nahrung oder Beautyroutine sind, werden Zutaten, die aus Insektenarten gewonnen werden, nicht komplett, sondern durch eine Nummer bezeichnet.

Nicht nur in den neuartigen Lebensmitteln, die die EU-Kommission freigegeben hat, sind die Tiere enthalten. Auch für den Gewinn bunter Farben werden Edible Insects häufig verwendet. | Foto: Fotostudio Gerth/stock.adobe.com
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Insekten in Süßigkeiten und Kosmetik

Insekten-Lebensmittel sind nicht erst seit der neuen EU-Verordnung erlaubt. Ein Stoff, der bereits seit längerem verwendet wird, ist Schellack. Er ist ein beliebter Überzug für Schokolade oder Kaubonbons und wird aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen. Die Insektenart sondert eine harzartige Substanz ab, mit der sie ganze Baumstämme überzieht. Dieses Lackharz wird dann abgekratzt und nach der Weiterverarbeitung als Überzugs- und Glanzmittel verwendet. Auch in Produkten wie Nagellack, Haarspray, Wimperntusche oder Cremes sowie in Medikamenten, Farbe oder Politur findet sich Schellack. Zwar soll es bei der Herstellung vermieden werden, dass die Läuse getötet werden, dennoch kann ein Tod der Tiere nicht komplett ausgeschlossen werden.

Wer Schellack meiden möchte, sollte beim Einkauf auf die Nummer E 904 achten, da der Tafellack häufig nur durch die Nummer und nicht durch den eigentlichen Namen deklariert wird.

Auch der Farbstoff Karmin, den man sowohl in Lebensmitteln als auch in Kosmetika und Wandfarben findet, wird aus Insekten gewonnen. Um rotes Karmin zu gewinnen, werden Cochenilleschildläuse ausgekocht und mit anderen Chemikalien verarbeitet. Den Stoff kann man an der Kennung E 120 oder aber an der Nummer CI 75470 sowie an den Bezeichnungen Karminrot und Natural Red 4 erkennen.

Sowohl Schellack als auch Karmin sind also für Vegetarier und Veganer nicht geeignet.

Achtung bei Allergien

Der Verzehr von Insekten kann Allergien auslösen. Gerade Menschen, die bereits wissen, dass sie unter Allergien etwa gegen Krustentiere oder Hausstaubmilben leiden, sollten Vorsicht walten lassen, bevor sie zu Novel Food greifen, da es zu Kreuzreaktionen kommen kann. Allergische Reaktionen können hier von leichten Beschwerden wie Husten, Übelkeit oder Juckreiz über schwere Symptome bis zum anaphylaktischen Schock reichen. Grund für die Allergie sind Eiweißstoffe, die sich auch durch Hitze nicht zerstören lassen.

Proteinquelle: Ob Hausgrillen-Pulver, Insektenmehl oder ganze Insekten: Speise-Insekten gibt es in vielen Formen, etwa als Bestandteil von Riegeln oder knusprig als Snack. | Foto: torwaiphoto/stock.adobe.com
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Ist das Essen von Insekten gesund?

In Snacks, wie beispielsweise Protein-Riegeln, sind Insekten Produkte bereits ein Food Trend und in den letzten Jahren kamen immer neue Produkte auf den Markt, die es bereits in den Supermarkt geschafft haben. Aber wie gesund ist Insekten-Food wirklich? Hochwertige Proteine und eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für eine gesunde Ernährung. Da Speise-Insekten einen hohen Gehalt an Eiweiß haben, sind sie als Proteinquelle durchaus interessant, wenn es ums Essen geht. Ihr Proteingehalt lässt sich dabei mit dem von anderen Nutztieren vergleichen. Außerdem enthalten sie wichtige Mineralien und verschiedene B-Vitamine. Das Essen von Produkten die Larven, den gelben Mehlwurm oder Grillen enthalten, kann also durchaus gesund sein.

Sind Speiseinsekten die Zukunft der Ernährung?

Mehr als acht Milliarden Menschen leben heute auf der Erde - Tendenz steigend. Eine Ernährung mit essbaren Insekten könnte im Hinblick auf diese Zahlen eine wichtige Rolle beim Kampf gegen den Hunger spielen, der in vielen Teilen der Erde vorherrscht.

Für die Produktion von Fleisch werden große Mengen an Wasser und Futter benötigt, zudem belastet die Tierhaltung die Umwelt an vielen Ecken und Enden. Auch beim essbaren Anteil liegen Insekten mit 80 Prozent im Gegensatz zu 40 Prozent z.B. beim Rind klar im Vorteil. Sie kommen überdies mit wenig Platz aus, haben eine kurze Lebensspanne und vermehren sich schnell. Hinzu kommt, dass sie reich an wichtigem Omega-3 und ungesättigten Fettsäuren sind und viel Eiweiß beinhalten. Damit sind Grillen, Larven und Ähnliches Produkte, die künftig eine größere Rolle für die Ernährung spielen könnten. So ist es durchaus möglich, dass eine EU-Verordnung noch weitere Arten zulässt.

An der Zutatenliste lässt sich erkennen, ob Insekten in Lebensmitteln verarbeitet wurden. Es muss auch angegeben werden, in welcher Form die Tiere enthalten sind, zum Beispiel als entfettetes Pulver. Manche Supermärkte geben bei ihren Backwaren auch schon einen direkten Hinweis. | Foto: Stephanie Walter
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Insekten in Lebensmitteln: Wirklich nachhaltig?

Die Zulassung von neuen Lebensmitteln soll Menschen vor allem dazu anregen, den Konsum von Fleisch und damit auch die Treibhausgas-Emission zu reduzieren. Damit Menschen Fleisch essen können, sind enorm viele Ressourcen und natürlich auch Platz nötig, zudem stellt sich häufig die Frage, wie artgerecht Tierhaltung in Anbetracht der Nachfrage noch sein kann.

In all diesen Bereichen hat die Insektenzucht natürlich einen klaren Vorteil. Eine artgerechte Haltung ist einfacher, der Bedarf an Platz, Wasser und Futter ist entsprechend geringer. Der Konsum der Krabbeltiere kann aber nur da nachhaltig sein, wenn er tatsächlich ein anderes tierisches Produkt oder teures Protein direkt ersetzt.

Werden Insektenprodukte, zum Beispiel Insektenmehle, zusätzlich zu anderen tierischen Erzeugnissen im Essen verwendet, um beispielsweise eine besondere Optik oder Struktur zu erzielen, wird eine zusätzliche Ressource genutzt und der Gedanke der Nachhaltigkeit wird damit zunichtegemacht. Zudem muss man im Hinterkopf behalten, dass auch beim Weiterverarbeiten der Tiere für die Lebensmittelindustrie Ressourcen benötigt werden und diese ein warmes Klima schätzen.

EU-weit ist die Nachfrage nach Larven und ähnlichen Produkten noch gering. Es wird also wohl noch eine ganze Zeit dauern, bis sich der Markt in Zukunft ändert, da viele Konsumenten erst ihren Ekel überwinden und sich an die Verwendung gewöhnen müssen.

Gefundenes Fressen für Tierschützer

Wer vegan oder vegetarisch lebt, will nicht, dass Tiere für die eigene Ernährung getötet werden. In der Regel ist es diesen Menschen auch egal, ob es um einen Fisch, Geflügel oder eben Insekten geht. Das Thema muss also nach wie vor kritisch betrachtet werden, auch, wenn es um die Haltung geht, denn bei der Zucht ist eben auch eine Massentierhaltung erforderlich, die auch die Verbreitung von Krankheiten und Pilzen begünstigen kann. Besonders sauer dürfte es Tierschützern wohl aufstoßen, dass es immer mehr Studien gibt, die zeigen, dass Insekten Schmerzen und Gefühle empfinden. Dass den Krabblern 24 Stunden vor dem Töten die Nahrung entzogen wird, damit sie ihren Darm entleeren, ist aus Sicht des Tierschutzes ebenfalls nicht zu akzeptieren.

Es wird also auch in Zukunft weiter diskutiert werden, ob Snack-Insects oder Bestandteile der Krabbeltiere eine gute Alternative zu Fleischprodukten darstellen und einen positiven Effekt im Kampf gegen den Welthunger und die Klimakrise haben oder, ob ethische Bedenken sowie Ekel gegen einen menschlichen Verzehr sprechen.

Weitere Informationen:

Mehr Details zum Thema gibt es beim Bundeszentrum für Ernährung

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Autor:

Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern

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