Musikverein Rheinhausen mit Konzert-Krimi:
Mord an einem Schlagzeuger
Oberhausen-Rheinhausen. Ja, ein Mord in der Tullahalle kommt auch nicht alle Tage vor. Ungewöhnlich ist auch, dass ein Musiker vergiftet auf der Bühne sein Leben aushaucht. Weil ein solcher Anschlag äußerst selten in Rheinhausen geschieht, wunderte es nicht, dass zahlreiche neugierige Frauen und Männer aus der Gemeinde und den Nachbarkommunen zum Tatort strömten, um dem angekündigten spektakulären Kapitalverbrechen beizuwohnen.
Doch dabei handelte es sich nicht um einen echten Zwischenfall. Was sich ereignete, war nur theatermäßig theatralisch nachgestellt. Wer an diesem Samstagabend den Musikverein Einigkeit Rheinhausen aufsuchte, durfte die Premiere eines Konzert-Krimis erleben. Hochkarätige Musik und hochkarätiges Theater gab es im Wechsel. Was durften die Leute auf den Stühlen erwarten? Unter den Musikern soll sich ein Bösewicht befinden, dem der ermittelnde Kommissar auf die Spur kommt.
2023 wagte der Musikverein ein besonderes Experiment: ein „Krimi-Konzert“ mit einem spannenden Kriminalstück einer Theatergruppe und mit „krimineller“ Musik des eigenen Blasorchesters. Es gibt bereits Krimidinner, Escape-Rooms, Krimischnitzeljagden. Warum dann nicht auch ein Krimikonzert, sagten sich die Verantwortlichen des Vereins. Die einheimischen Musiker arbeiteten mit dem Freistiltheater Freiburg zusammen, das aus ausgebildeten Schauspielern besteht. Von Anfang an wurde das Publikum in das Geschehen einbezogen, durfte mitfiebern und mitraten.
„Unser Dirigent Robert Sommer wurde 2019 auf die Möglichkeit eines solchen Krimi-Konzerts aufmerksam. Von der Idee begeistert wollten wir dieses Projekt schon 2020 starten, was aber die Corona-Pandemie verhindert hat“, berichtet Vereinsvorsitzender Peter Brand. „Das Orchester bereitete sich monatelang auf diesen Erstauftritt vor“, ließ der Dirigent nach dem Abschluss „Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett“ die Presse wissen. Er durfte stolz sein. Und mit ihm das ganze Team. „Wir sind die Krimi-Konzert-Vorreiter in der ganzen Region“, hieß es im Vorfeld.
Gar schaurig hörte sich der Titel an: „Der Tote mit der Trommel“. Um was ging es dabei? Einen Hinweis gibt das Theaterensemble auf der Homepage: Das Stück entführt die Zuschauer und Zuhörer in die Mitte eines Orchesters in einer Stadt. Plötzlich passiert ein Mord, dem der Schlagzeuger und Ersatzdirigent Wolfi zum Opfer fällt. Der aufklärende Kommissar, der früher zu den Musikern gehörte und dann aus Liebeskummer vor über 20 Jahren aus dem Blasmusikorchester ausschied, findet heraus, dass es drei Tatverdächtige gibt.
Durch die Verhöre des Trios und mit Hilfe von Rückblenden („Achtung Schnitt“) erfahren die Besucher immer nähere Einzelheiten über das Mordopfer mit seiner niederträchtigen Art, seiner Alkoholabhängigkeit und seinen obskuren Beziehungen zu den drei verdächtigen Personen. Doch der Kriminalhauptkommissar muss sich sputen, den Fall schnell aufklären - und damit ein altes Beziehungstrauma überwinden. Denn plötzlich fallen Schüsse, der Kriminalist und der (echte) Dirigent werden verletzt. Will der Täter einen weiteren Mord begehen, um nicht gefasst zu werden?
Nicht die Krimi-Kapelle, sondern das echte Blasmusikorchester in Rheinhausen spielte zwischen den Szenen bekannte unterhaltsame Musikstücke aus Kriminalfilmen und Krimiserien. So bestand für das Publikum ausreichend Gelegenheit, die Nervenkitzel zu verdauen und dabei scharf nachzudenken, wer der Übeltäter oder die Übeltäterin sein könnte.
Was die „Einigkeit“ in musikalischer Hinsicht so alles auf Lager hat und was sie nach intensiven Vorbereitungen präsentierte, zeigte sich in der Anzahl der Musikstücke, insgesamt 15, teils untergliedert in mehreren Sätzen. Zu den Krimi-Melodien gehörten Les Gendarmes de St. Tropez, Banditenstreiche, The Harry Lime Theme, Robin Hood, Miss Marple Theme, Mit Blaulicht und Trompeten, The Police Academy March, Crime Time, Kriminaltango, James Bond, Magnum P.I. und Crimestoppers.
Auch zum Auftakt der Ehrungszeremonie und zum Mimi-Krimi-Finale bewies das starke, absolut überzeugende Orchester sein Können. Zwischendurch leitete die Titelmelodie zur Serie Rosenheim-Cops zu den jeweiligen Szenen über.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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