Dr. Bernhard Matheis beim Gersbacher Seniorentreff
Vortrag zum Thema Zuwanderung und Integration

Beim Gersbacher Seniorentreff hielt Dr. Bernhard Matheis (links) einen Vortrag zum Thema Migration. Organisiert wird die monatliche Vortragsreihe von Heini Ehrlich (rechts)  | Foto: Frank Schäfer
  • Beim Gersbacher Seniorentreff hielt Dr. Bernhard Matheis (links) einen Vortrag zum Thema Migration. Organisiert wird die monatliche Vortragsreihe von Heini Ehrlich (rechts)
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Von Frank Schäfer

Pirmasens. Beim Gersbacher Seniorentreff am 11. Juli war Dr. Bernhard Matheis zu Gast. Der ehemalige Oberbürgermeister hielt einen Vortrag zum Thema Migration.
„Migration ist ein Thema, das die Welt bewegt“, sagte Dr. Bernhard Matheis mit Blick auf die Wahlen, die in Frankreich stattgefunden haben und die in den USA anstehen. „Dabei wird mit Argumenten gesprochen, denen oft die Basis fehlt. Die Diskussion bewegt sich oft zwischen extremen Polen.“ Laut Bundeszentrale für politische Bildung beträgt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland rund 30 Prozent, unter Kindern und Jugendlichen über 40 Prozent. Dies bedeute eine gewaltige Veränderung für unsere Gesellschaft, so Matheis.
„Es gibt Zuwanderer, die werden dringend gebraucht.“ Bernhard Matheis verweist dabei auf die 80 bis 90 Menschen im Jahr, die das Pirmasenser Krankenhaus aus Indien und den Philippinen anwirbt. „Sie haben oft in den Herkunftsländern bereits eine Krankenpflegeausbildung absolviert und sind oft katholisch geprägt und daher schnell in unsere Gesellschaft integriert. Diese Zuwanderung brauchen wir. Ohne diese Menschen könnten wir das Pirmasenser Krankenhaus zuschließen“, betont Matheis.
Ein anderer Teil der Migration entsteht durch Flucht. „Was Asylbewerber betrifft, sind in den letzten Jahren überwiegend sehr junge Menschen gekommen. Es stellt sich die Frage: Was passiert mit diesen Menschen? Es müssen nicht nur Wohnungen gefunden werden. Man muss sich auch fragen: Was kann man an Integration bewirken? Wie können diese Menschen Teil unserer Gesellschaft werden?“
Große Probleme sieht Matheis im Bereich der Schulbildung. „Ich habe mit vielen Schulen und Kitas gesprochen und oft gehört: ’Wir können nicht mehr aufnehmen.’ Es gibt Kita-Gruppen, in denen von 20 Kindern 17 kein Wort deutsch sprechen. Das kann nicht gut gehen. Bei diesem Verhältnis kann Integration nicht funktionieren. Statt zwei Erzieherinnen bräuchte man fünf. Das Gleiche gilt für Schulen. Doch wir haben diese Systeme nicht. Es ist wichtig, den Menschen Deutsch beizubringen. Nur durch das Erlernen der Sprache kann Integration gelingen. Bevor ein Kind in die Grundschule kommt, muss es die Grundkenntnisse in Deutsch beherrschen, um dem Unterricht folgen zu können“, fordert Bernhard Matheis und plädiert für eine Eingangsklasse vor der Grundschule.
Mit Blick auf die Menschen, die aus der Ukraine nach Pirmasens gekommen sind, sagte Matheis: „Alle, die ich kennengelernt habe, haben einen hohen Drang dazu, sich bei uns zu integrieren, sie teilen ungefähr unsere Werte.“ Bei Zuwanderern, die aus völlig anderen Kulturkreisen kommen, seien es oft unterschiedliche Wertesysteme, die hier aufeinandertreffen. „Wir müssen auf die Einhaltung unseres Wertekanons bestehen, wie etwa Umgangsformen, gewaltfreie Konfliktlösung und die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Unser Wertekanon hat uns überhaupt erst so weit gebracht, dass wir heute ein Wohlstandsland sind. Und wir müssen Lösungen finden für diejenigen, die sich nicht integrieren wollen“, so Bernhard Matheis.
Eine Absage erteilt der ehemalige Oberbürgermeister allerdings schnellen Forderungen nach Abschiebungen: „So einfach ist das eben nicht. Für Rückführungen muss man wissen, wo die Menschen überhaupt herkommen. Bei vielen liegen keine Ausweispapiere vor. Man darf in der Diskussion nicht denen auf den Leim gehen, die alles über einen Kamm scheren.“

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Autor:

Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens

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