Wo die Auswirkungen auch in der Region zu sehen und zu spüren sind - Teil 2
Der Klimawandel betrifft uns alle
Hütschenhausen. In der letzten Ausgabe haben wir bereits verschiedene lokale Auswirkungen des Klimawandels gesehen. In Teil 2 des Berichtes geht es um die Fragen, wie sich der Klimawandel auf die Fauna auswirkt und was in Hütschenhausen aktiv für den Naturschutz getan wird. Das Wochenblatt war gemeinsam mit dem ehemaligen Bürgermeister und Landrat Paul Junker und Dr. Stephan Alles, der Naturschutzflächen in der Gemeinde pflegt, unterwegs.
Von Stephanie Walter
Die geänderten Witterungsbedingungen, die in den letzten Jahren zu spüren waren, beeinflussen natürlich auch die tierischen Bewohner. „Durch die milden Temperaturen beobachten wir, dass Zugvögel wie Störche und Bussarde einfach hier bleiben, statt ihr Winterquartier anzufliegen“, berichtet Paul Junker. Zudem siedeln sich auch immer wieder Tiere, wie beispielsweise die Nilgans, in Hütschenhausen an, die durch ihr territoriales Verhalten heimische Arten verdrängen.
Außerdem lässt sich aufgrund der Trockenheit auch eine Verhaltensänderung der Tiere beobachten. So liegen aktuell beispielsweise weniger Wildschäden vor. „Wir haben seit ungefähr zwei Jahren die Situation, dass die Wildschweine den Boden nicht mehr aufwühlen, dabei sind die Schweine im Herbst und Winter eigentlich auf der Suche nach tierischem Eiweiß“, so Stephan Alles. Man vermutet, dass sich das biologische Leben wegen der Trockenheit tiefer ins Erdreich zurückzieht, wo es für die Schweine nicht mehr erreichbar ist. Auch hier sorgen die Veränderungen also für eine Beeinflussung des natürlichen Kreislaufs.
Der Natur Raum geben
Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind also an ganz verschiedenen Stellen zu sehen. Was kann aber getan werden, um diesen Veränderungen entgegenzuwirken? In Hütschenhausen versucht man vor allem, der Natur mehr Raum zu geben. Viele Bürgerinnen und Bürger setzen sich hier ein und haben es zum Ziel, auch schon die kleinen Anwohner für die Natur zu sensibilisieren. Zu diesen Engagierten zählen Vereine und Landwirte, aber auch Jagdpächter und Naturschützer. So sind überall in der Gemeinde Schilder mit der Beschriftung „Artenreiche Gemarkung Hütschenhausen“ zu finden, die zeigen, wo Krautstreifen und Renaturierungsflächen entstanden sind.
Wenn es zur Flurbereinigung kommt, müssen sogenannte Ausgleichsflächen geschaffen werden, die die Eingriffe in die Natur ihrem Namen gemäß ausgleichen sollen. Dort wurden in Hütschenhausen beispielsweise Krautstreifen, Blühflächen und Hecken angelegt, die Tieren wie Insekten, Rebhühnern oder Hasen Unterschlupf bieten. Zudem können sich hier heimische Pflanzen entfalten und es bildet sich eine natürliche Wasserbarriere, die vor Überschwemmungen und Erosion schützen kann. Außerdem wurden in der Gemeinde zahlreiche Streuobstwiesen angelegt.
Hier engagieren sich zum Beispiel die Naturschutzgruppe „Moorklee“, der Imkerverein Bruchmühlbach, die Maguna-Stiftung, eine örtliche Baumschule oder auch Grundschulkinder aus Katzenbach und Spesbach, die aktiv in die Pflanzung von Hecken und Bäumen einbezogen werden.
Die Ausgleichsflächen stellen also einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz und dem dringend benötigten Lebensraum für Insekten dar. „Allerdings werden bei Weitem nicht alle Ausgleichsflächen, die in Deutschland eigentlich entstehen sollen, realisiert“, merkt Stephan Alles an.
Zwei besondere Orte, in der sich die Natur frei entfalten kann, sind zum einen der Kranichwoog in Hütschenhausen und das alte Wasserhaus in Katzenbach. Das Pumpenhäuschen liegt versteckt zwischen Katzenbach und Spesbach. Wo bis 1988 Wasser für die Gemeinde Katzenbach gefördert wurde, kann die Pflanzenwelt sich heute ungehindert ausbreiten. Dafür hat Hans Rudig aus Spesbach gesorgt. Das Wasserhaus ist mittlerweile stark bewachsen und ein wunderschönes, fast vergessenes Naturparadies.
Der Kranichwoog gilt als Leuchtturmprojekt, das der Natur helfen soll, wieder zu ihrem Ursprung zurückzufinden und vielen Tieren und Pflanzen, die hier einst heimisch waren, wieder einen Lebensraum bietet. Zahlreiche Vögel und Amphibien haben sich bereits angesiedelt und auch die karpatischen Wasserbüffel haben mittlerweile den Kranichwoog bezogen.
Ein Blick in die Zukunft
„Man nimmt den Klimawandel nicht unmittelbar wahr, wenn die Bäume nicht umfallen. Natürlich kann der Mensch gut mit den warmen Temperaturen leben, aber die Langzeitwirkung kann fatal sein“, ist Stephan Alles überzeugt und blickt pessimistisch in die Zukunft: „Wir befinden uns in einer Sackgasse“. Was jetzt wichtig wäre, so Alles, seien Waldumbau und Wiederaufforstung, um den Veränderungen durch den Klimawandel entgegenzuwirken. Damit wäre viel möglich. Naturschutz und Umweltmaßnahmen, die in Hütschenhausen fleißig umgesetzt werden, helfen der Natur und Tierwelt zwar, sich Lebensräume zurückzuerobern, dennoch werden sie nicht ausreichen, um den Klimawandel aufzuhalten - hier ist ein Umdenken im großen Stil erforderlich. sw
Weitere Informationen:
Weitere Artikel zum Thema finden sich unter www.wochenblatt-reporter.de/klimawandel-in-der-pfalz
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Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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