Anerkannter Missionar und Entwicklungshelfer in Indonesien
Pater Heinrich Bollen auf der Insel Flores beigesetzt
RAMSTEIN-MIESENBACH.Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 2020, ist der Ramsteiner Pater und Steyler Missionar Heinrich Bollen in seiner Wahlheimat Flores in Indonesien im Alter von 91 Jahren verstorben.
Pater Bollen wurde am 2. Juli 1929 geboren, besuchte die Grundschule in Ramstein und von 1939-1945 die Oberschule in Landstuhl. Mit 22 Jahren beendete er seine Schulzeit im Missionshaus in St. Wendel und beschloss Steyler Missionar (Ordensabkürzung „SVD“ für Societas Verbi Divini, zu Deutsch: Gesellschaft des Göttlichen Worts) zu werden. Im Frühjahr 1951 begann er im Missionsseminar in St. Augustin bei Bonn das Noviziat. Am 15. Mai 1958 empfing er die Priesterweihe, einige Wochen später, am 29. Juni, feierte er in Ramstein seine Primiz.
Ein Jahr lang begleitete er afro-asiatische Studenten in Bonn und München, bevor er Anfang August 1959 seine Tätigkeit in Indonesien begann. Am 15. August 1959 kam er in Jakarta an, lernte drei Monate die Landessprache und machte sich auf der Insel Flores an die Arbeit. Sehr schnell wurde die Insel seine zweite Heimat. Unzählige Projekte in den Bereichen Landwirtschaft und Fischerei, Handwerk und Kleinindustrie, Wohnungsbau und Trinkwasserversorgung, Gesundheitswesen und Sozialarbeit, schulische und außerschulische Bildung hat Pater Bollen initiiert und umgesetzt.
Im Gesundheitswesen waren Malaria und TBC-Erkrankungen eine große Herausforderung. In wenigen Jahren entstanden 12 kleine Kliniken. Diese Kliniken waren zum großen Teil einfache Bauten aus Bambus, ein Teil der Angestellten waren Familienmitglieder der Kranken. Aber es gelang mit diesen einfachen Mitteln im Maumeregebiet die Zahl der Kranken zu senken.
Die Bauernverbände, die sich für die Belange der Bauern einsetzten, wurden 1974 in eine Stiftung mit dem Namen YASPEM umgewandelt. Kurse und Bildungsveranstaltungen in den Dörfern wurden umgesetzt und eine eigene Schule für die praktische Ausbildung der Bauern in Waigete errichtet. Die Sorgen und Klagen des Alltags waren, Krankheit, Schulgeld, Ernteausfall, Schulden, Hunger. Die Verbesserung der Landwirtschaft brachte ihm den Namen „Kakao-Pater“. Er ging selber von Feld zu Feld, um den Anbau von Kakao zu lehren und auch Anweisun-gen zu geben für die Behandlung der geernteten Früchte, um den Anforderungen der Händler in Surabaya gerecht zu werden.
An der Nordküste von Flores übernahm die YASPEM-Stiftung 1986 ein Hotel, das "Sea World Club", das den Touristen die Kultur von Flores vermittelt und sie zu den Naturschönheiten der Insel führt, aber auch für die Stiftung wirbt und diese unterstützt. 1986 - 1993 war Pater Bollen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde, danach Touristen-Seelsorger für Ostindonesien und als Moderator für die Sozialstiftung YASPEM tätig.
Im Juli 2014 war Pater Bollen anlässlich seines 85. Geburtstages auf Heimaturlaub in Ramstein. Bürgermeister Klaus Layes (links) gratulierte dem Jubilar im Namen der Stadt (Foto: Stadtarchiv).
Bei zahlreichen Besuchen in seiner Heimat Deutschland und bei seiner Familie in Ramstein stellte Pater Heinrich Bollen seine Projekte vor, berichtete über seine Arbeit und warb für seine Initiativen. Seiner Heimatgemeinde blieb er stets verbunden. Ramstein verliert mit Pater Bollen einen bedeutenden Sohn der Stadt, der sich hohes Ansehen in seiner Wahlheimat erworben hat.
Vor einigen Jahren begann er, seine Erinnerungen zu Papier zu bringen. Alter und Krankheit machten ihm jedoch zusehends zu schaffen, so dass er den persönlichen Rückblick nicht mehr vollenden konnte.
Pater Heinrich Bollen fand am 23. Dezember seine letzte Ruhestätte auf dem SVD-Friedhof in Ledalero in Maumere.
Autor:Stefan Layes aus Ramstein-Miesenbach |
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