Bushcraft
Dem Wind in den Bäumen lauschen - statt der Musik aus Kopfhörern
Schifferstadt. Kim-Julian Bomrich-Huber ist ein Naturmensch - und liebt es, seine Begeisterung für Wiesen und Wälder mit anderen zu teilen. Der 28-Jährige aus Schifferstadt baut gerade neben seinem Studium der Theologie eine eigene Wildnisschule auf und hofft, irgendwann von seinem Hobby leben zu können. Die Woodland Adventures Wilderness School soll Menschen die Möglichkeit geben, für ein paar Tage aus ihrem hoch technisierten Alltag auszubrechen, das Smartphone abzugeben und wieder mit der Natur in Kontakt zu kommen.
Bushcrafting und Survival-Training bietet Kim-Julian Bomrich-Huber seinen Kursteilnehmern: Er vermittelt ihnen Fertigkeiten und Techniken, die für einen längeren Aufenthalt in der Natur nützlich sein können - und in Notsituationen hilfreich. Wie baut man sich einen Schutz? Wie macht man Feuer? Wo findet man Wasser und Nahrung? Womit kann man sich verarzten? Angefacht wird das Interesse an Bushcraft durch You-Tuber wie Fritz Meinecke und Formate wie "7vs.Wild", deren Protagonisten sich extremen Outdoor-Abenteuern stellen.
Aber gibt es so etwas wie Wildnis und Abenteuer in Deutschland überhaupt noch? "Es gibt noch Flecken, an denen wenig los ist", sagt Bomrich-Huber und nennt Orte im Pfälzer Wald oder im Schwarzwald, wo man, wenn man die ausgeschilderten Pfade verlässt, Naturabenteuer erleben kann. Für seine Kurse nutzt er inzwischen allerdings ein Stück eigenen Wald - nicht zuletzt, weil man sonst bei Bushcraft oder beim Survival Training schnell den Boden der Legalität verlässt, denn man darf in fremden Wäldern weder ein Lager errichten noch Feuer machen. Doch auch im eigenen Wald achtet Kim-Julian Bomrich-Huber darauf, dass im Anschluss an seine Kurse alles wieder zurückgebaut wird. Respekt gegenüber Flora und Fauna - auch das will er als Trainer in seinen Kursen vermitteln.
Menschen mit allen Sinnen in die Natur bringen - und dann dafür sorgen, dass sie im Wald eine gute Zeit haben. Das ist die wichtigste Intention, die der junge Familienvater mit seiner Wildnisschule verfolgt. Seine Teilnehmer - oft sind das auch abenteuerlustige Kinder und Jugendliche - sollen sich die Hände dreckig machen, mit möglichst wenig Ausrüstung auskommen und lieber selber etwas bauen. Sie sollen dem Wind in den Bäumen lauschen und dem Rascheln der Mäuse im Laub - statt der Musik aus ihren Kopfhörern.
"Ich möchte Menschen die Möglichkeit geben aus ihrem Alltag auszubrechen - für einen Moment, oder auch für ein paar Tage den Kreislauf aus Aufstehen - Arbeiten - Schlafengehen zu durchbrechen und sich in der freien Natur auf sich selbst zu besinnen", sagt Bomrich-Huber. "Das hat viel mit Achtsamkeit zu tun." Ihm ist es wichtig, die Natur zu schützen. Dass einer die Axt an einen lebendigen Baum anlegt, statt Totholz zum Bau eines Unterstandes zu nutzen - für ihn ein Unding. Seine Schwerpunkte sind Natursurvival, Wildnistherapie und Waldpädagogik. Menschen, denen es vor allem um Krisenvorsorge geht, sogenannte Prepper, siebt er meist schon im Vorfeld seiner Kurse aus. "Bei mir lernt man nicht, wie man einen Bunker anlegt", sagt der Outdoor-Trainer bestimmt.
Ende Januar war er im Rahmen einer Projektwoche zwei Tage lang mit Berufsschülern aus Bensheim beim Bushcraft- und Survival-Training. In Sachen Umweltbildung kommt er aber auch stundenweise in Schulen und begeistert dort gerne für den Wald als Lebensraum.
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