Johannespassion in Speyerer
2000 Jahre altes Justiz-Drama

- Foto: Mozartchor Speyer e. V.
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Bachs Johannespassion in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche
Natürlich ist Johann Sebastian Bachs Johannespassion in erster Linie ein in grandiose Musik gegossenes Glaubenszeugnis. Sie wurde im Jahr 1724 im Karfreitagsgottesdienst der Leipziger Nikolaikirche erstmals aufgeführt, ist also wesentlich christliche Liturgie. Ihr Inhalt ist die Geschichte vom Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth nach dem Bericht des Evangelisten Johannes.
Am 23. März um 17 Uhr führt der Mozartchor Speyer die Johannespassion in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche auf.
Packendes Gerichtsdrama
Über den spirituellen Gehalt hinaus wird in der Johannespassion aber auch ein packendes Gerichtsdrama voller Konflikte, Machtspiele und Ungerechtigkeiten entfaltet, das am Ende in der Verurteilung und Hinrichtung Jesu am Kreuz mündet. Dabei werden zentrale Elemente eines dramatischen Prozesses musikalisch eindringlich dargestellt. Wie in vielen klassischen Justiz-Dramen wird in der Johannespassion eine Person zu Unrecht verurteilt.
Zwiespältiger Pilatus
Ein großer Teil dreht sich denn auch um das Verhör und die Verurteilung Jesu durch Pontius Pilatus. Dieser erscheint hin- und hergerissen zwischen der Forderung des Volkes und seiner eigenen Überzeugung, dass Jesus unschuldig ist. In ihm begegnet dem Zuhörer eine höchst zwiespältige Figur, vielschichtiger als in der Matthäuspassion. Pilatus scheint zu zögern, fragt wiederholt nach der Schuld Jesu, lässt den Angeklagten geißeln, bietet dem Volk seine Freilassung an – und gibt schließlich doch dem Druck der Menge nach. Seine innere Zerrissenheit ist musikalisch spürbar.
Macht der öffentlichen Meinung
Die Chöre, die die Rolle der Volksmenge übernehmen, sind voller Dramatik und Aggressivität. Sie fordern lautstark die Kreuzigung Jesu, was wie eine Massenhysterie wirkt – ein zentrales Motiv vieler Justiz-Dramen, in denen die öffentliche Meinung eine entscheidende Rolle spielt.
Volkszorn gegen Menschenwürde
Jesus selbst spricht wenig, aber seine Worte sind eindringlich. Während die aufgebrachte Menge und Pilatus sich in dramatischen Auseinandersetzungen verstricken, bleibt Jesus ruhig. Ganz im Sinne der Theologie des Johannes erscheint er in all dem Tumult um ihn herum als der souveräne göttliche König. Dadurch entsteht ein starker Kontrast zwischen der Ungerechtigkeit des Prozesses und der Würde Jesu.
Mitwirkende
Der Mozartchor Speyer führt die Johannespassion am 23. März um 17 Uhr in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche auf. Zusammen mit der Kammerphilharmonie Mannheim musizieren unter der Leitung von Dieter Hauß Hanna Ramminger (Sopran), Matthias Lucht (Altus), Martin Erhard (Tenor, Evangelist), Michael Marz (Bariton, Jesus) und Michael Roman (Bariton).
Tickets
Eintrittskarten gibt es beim Rheinpfalz-Ticketservice, bei Reservix und beim Capella Verlag Speyer. Einlass ist um 16:15 Uhr.
Autor:Christian Huber aus Speyer |
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