Anja Kampmann erhält am 6. März den Arno-Reinfrank-Literaturpreis 2024
Speyer. Es sind Worte der Sehnsucht und der Verwunderung, die Anja Kampmann findet, um eine Jugend in der norddeutschen Provinz zu beschreiben. „mittelstufe“, „ohne umschweife“ und „marschland“ heißen die Gedichte, in denen sie klar und ohne Rüschen die Gesellschaft nebst ihren Missständen skizziert. Sie bestätigen Anja Kampmanns Rang als ganz eigenständige, überraschende Stimme ihrer Generation.
Die Jury würdigt Anja Kampmann als „eine der begabtesten Autorinnen deutscher Sprache der mittleren Generation“ und zeichnet sie mit dem Arno-Reinfrank-Preis 2024 aus. Im Rahmen der literarischen Reihe Speyer.Lit wird der mit 5.000 Euro dotierte Preis am Mittwoch, 6. März, um 19.30 Uhr im Historischen Ratssaal feierlich von Kulturbürgermeisterin Monika Kabs an die in Leipzig lebende Autorin übergeben. Die Laudatio hält Michael Au, Literaturreferent im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Jeannette Koch, Stifterin und Witwe des 2001 verstorbenen Autors Arno Reinfrank, wird bei der Preisverleihung ebenfalls anwesend sein.
Bekannt geworden ist Anja Kampmann 2018 mit ihrem hochgelobten Debütroman „Wie hoch die Wasser steigen“, mit dem sie auch das breitere Lesepublikum von sich überzeugen konnte. Der Roman ist eine Art Roadmovie. Kampmann erzählt darin von Wenzel Groszak, einem wortkargen Arbeiter auf einer Öl-Bohr-Plattform. In einer stürmischen Nacht verliert er seinen einzigen Freund. Nach dessen Tod reist Wenzel nach Ungarn, bringt dessen Sachen zur Familie. Und jetzt – soll er zurück auf die Plattform? Anja Kampmann erzählt in dichter, poetischer Sprache von der Rückkehr aus der Fremde, vom Versuch, aus einer bodenlosen Arbeitswelt zurückzufinden ins eigene Leben.
„in meiner klasse sitzt der sohn des schweinebauern
es saßen andere söhne. viele hatten acker, rüben
eine schwäche fürs feuerlöschen, oder schreckschuss
dennoch die apfelbäume blühten
die nächte noch kühl.“
(Anja Kampmann, aus: „Der Hund ist immer hungrig“, 2021)
Am Donnerstag, 7. März, um 19.30 Uhr findet im Historischen Ratssaal im Rahmen der literarischen Reihe Speyer.Lit eine Lesung der frisch gekürten Preisträgerin Anja Kampmann statt. Kampmann wurde 1983 in Hamburg geboren und studierte an der Universität Hamburg sowie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den MDR-Literaturpreis (2013), den Wolfgang Weyrauch-Förderpreis beim Literarischen März in Darmstadt (2015) und den Rainer-Malkowski-Preis (2021). Bei Hanser erschienen ihr Gedichtband „Proben von Stein und Licht“ (Lyrik Kabinett, 2016), ihr Debütroman „Wie hoch die Wasser steigen“ (2018), für den sie den Lessing-Förderpreis und den Mara-Cassens-Preis erhielt, sowie zuletzt der Gedichtband „Der Hund ist immer hungrig“ (2021), der mit dem Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik ausgezeichnet wurde.
Der Arno-Reinfrank Literaturpreis, der in Erinnerung an den 2001 in London verstorbenen Schriftsteller Arno Reinfrank ins Leben gerufen wurde, wird alle drei Jahre von der Stadt Speyer vergeben. Gestiftet wird er von der „Arno Reinfrank und Jeanette Koch-Stiftung“, die unter dem Dach der Kulturstiftung Speyer als Treuhandstiftung geführt wird.
Mit dem Preis werden deutschsprachige Schriftsteller für herausragende literarische Leistungen in Lyrik oder Prosa ausgezeichnet, die im Sinne des Werkes von Arno Reinfrank den Idealen des Humanismus und der Aufklärung verpflichtet sind oder sich literarisch mit den Prozessen und Phänomenen von Wissenschaft und Technik auseinandersetzen.
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