Speyererin liest bei Wieslocher Kriminacht
Die Abgründe im Alltäglichen
Speyer | Wiesloch. Am Freitag, 28. Oktober, lädt das Kulturforum Südliche Bergstraße zur sechsten Wieslocher Kriminacht. Ab 18.30 Uhr lesen sechs Autorinnen und Autoren an vier "Tatorten". Mit dabei ist auch eine Speyererin: Susanne Querfurth unternimmt gerade erste Schritte in der Kriminalschriftstellerei - und war völlig überrascht, dass gleich die erste Kurzgeschichte, die sie bei einem Wettbewerb eingereicht hat, mit einem Preis bedacht wurde.
"Damit habe ich wirklich nicht gerechnet", sagt Susanne Querfurth. Sie freut sich jedoch sehr über die positive Rückmeldung und auf die Möglichkeit, ihre Kurzgeschichte "6 Uhr 58 ab Walldorf-Wiesloch" vorzustellen. "Schreiben ist eine einsame Tätigkeit und man weiß eigentlich nie, ob das, was man sich da am Schreibtisch ausdenkt, auch wirklich jemand lesen möchte", sagt sie. "Bei der Kriminacht habe ich die Gelegenheit, offenes Feedback einzuholen."
Spontan und aus einer Laune heraus hatte sich Susanne Querfurth, die beruflich "was mit Personal" macht und bis dahin nur für sich selbst geschrieben hat, bei der Volkshochschule zu einem Schreibseminar mit Uwe Ittensohn, dem erfolgreichen Autor Speyerer Lokalkrimis, angemeldet. "Von der Idee zum eigenen Buch" lautete der Titel des Seminars. Jetzt schlummert das Fragment eines Kriminalromans auf Susanne Querfurths Festplatte, gerade arbeitet sie an einer weiteren Kurzgeschichte. Doch nicht weniger wichtig als die Tipps von Krimiautor Ittensohn waren für Susanne Querfurth die Zusammenarbeit in und die Rückmeldungen aus der Gruppe.
Die Schreibgruppe trifft sich immer noch. Kein Wunder also, dass eine Teilnehmerin aus eben dieser Gruppe das Manuskript als Erste zu lesen bekommen hat. Und um die Geschichte auf Plausibilität zu prüfen, durfte noch eine Bekannte, die regelmäßig mit dem Zug fährt, einen Blick darauf werfen. Denn - ohne zu viel verraten zu wollen - "6 Uhr 58 ab Walldorf-Wiesloch" spielt in der Bahn. Es geht um Konflikte zwischen Bahnreisenden. Mit überraschendem Ende, das die Frage offen lässt: Ist überhaupt ein Verbrechen geschehen? Susanne Querfurth faszinieren die Abgründe im Alltäglichen. "Mich reizen die subtilen Konflikte auf der Beziehungsebene", sagt sie. Und dazu darf es gerne eine ordentliche Prise schwarzen Humors sein. Ihre erste Kurzgeschichte beweist, dass Susanne Querfurth eine kluge Beobachterin ist, die es schafft, ihre Leser zu unterhalten und zu überraschen.
Querfurth selbst schätzt vor allem die Werke von Autorinnen wie Val McDermid, Tana French, Elisabeth George, Tess Gerritsen, Martha Grimes und Minette Walters. Vielleicht weil Frauen eine besondere Sicht auf die Dinge haben und Kriminalgeschichten anders erzählen? Auch in ihrem Roman steht eine Protagonistin im Mittelpunkt. Eine, die das Potenzial mitbringt, nach dem ersten auch noch über weitere Kriminalfälle zu stolpern. "Ich habe keinen Masterplan, aber die Teilnahme am Wettbewerb zur Kriminacht ist auf jeden Fall ein toller Booster und motiviert mich zum Weiterschreiben", so das Fazit von Susanne Querfurth. Wegen der Lesungen am 28. Oktober ist sie zwar ein bisschen aufgeregt - "Ich habe nicht viel Erfahrung mit dieser Art Auftritt vor Publikum" - sie ist aber entschlossen, sich auf die neue Erfahrung einzulassen - und den Rückenwind zu genießen.
Susanne Querfurth liest um 19.30 Uhr im Keller Freihof und um 21.30 Uhr in der Stadtbibliothek Wiesloch. Außer ihr lesen noch Marlene Bach, Olaf Fritsche, Ariana Nero, Agnes Schindelahr-Böhm und Elin Seidel.
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