Palmsonntag in der Gedächtniskirche
Die Matthäus-Passion mit der Dommusik
Speyer. Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach gilt als ein Höhepunkt im Schaffen des Komponisten und in der Kirchenmusik überhaupt. Die besonders sorgfältige Niederschrift der Partitur mit stellenweise roter Tinte bei den Christusworten zeugt von der Bedeutung, die Bach selbst dem Stück zumaß. Es ist sein in Länge und Besetzung opulentestes Werk.
Die Dommusik Speyer wird die Matthäus-Passion an Palmsonntag, 10. April, um 16 Uhr in der Gedächtniskirche zur Aufführung bringen. Es singen der Konzertchor des Mädchenchores am Dom zu Speyer, die Männerstimmen der Speyerer Domsingknaben sowie der Domchor Speyer. Im großen Eingangschor „Kommt ihr Töchter, helft mir klagen“ übernehmen die Mädchen- und Knabenstimmen der A-Chöre der Dommusik den Part des „Cantus-firmus-Chores“, der den Choral „O Lamm Gottes unschuldig“ intoniert. Karten sind im Vorverkauf bei den Reservix-Vorverkaufsstellen oder online sowie in der Dom-Info erhältlich. Das Konzert findet als 2G-Plus-Veranstaltung statt.
Die Gestaltung der Solo-Singstimmen übernehmen allesamt Spezialisten und gefragte Könner des Fachs. Der Tenor Sören Richter wird als Evangelist zu hören sein. Bereits als Mitglied des Dresdner Kreuzchors sang er Bachs Werke, denen er bis heute besonders verbunden ist. Die Rolle des Christus übernimmt der renommierte Opern- und Oratoriensänger Matthias Winckhler. Die Sopranistin Hanna Zumsande sang bereits bei zahlreichen Barockfestivals. Der Countertenor Andreas Scholl darf ohne Übertreibung als Weltstar der Barockmusik bezeichnet werden, war er doch bereits an der New Yorker Metropolitan Oper zu Gast. Mit dem Tenor Daniel Schreiber und Henryk Böhm als Bass übernehmen weitere bewährte Gesangssolisten der „Alte Musik Szene“ die Männerstimmen. Als instrumentaler Partner der Chöre der Dommusik ist in bewährter Manier das Barockorchester L´arpa festante zu hören. Die Gesamtleitung hat Domkapellmeister Markus Melchiori.
Der musikalischen Gestaltung der Passionsgeschichte nach den vier Evangelisten kam in der christlichen Liturgie von Anfang an besondere Bedeutung zu. Angefangen vom Gregorianischen Choral entwickelte sich der gesungene Passionstext über die Jahrhunderte zu einem Höhepunkt in jedem Kirchenjahr. Wie bei vielen Werkformen führte Johann Sebastian Bach auch diese Gattung zu einem Gipfel in der Entwicklungsgeschichte.
Die musikalische und textliche Schilderung des Leidensweges Jesu Christi durch den Leipziger Thomaskantor steht bis heute als singuläres Werk in der Musikgeschichte. Denn es ist alles in einem: ein revolutionäres Stück, das den Zeitgenossen Bachs überwiegend befremdlich erschien und erst 1829 durch Felix Mendelssohn-Bartholdy wirklich entdeckt wurde. Und es ist Kirchenmusik, die wie kaum ein anderes Kunstwerk Menschen aller Konfessionen – auch Menschen ohne Glauben – zu erreichen vermag. Zum Beispiel den Philosophen, der Gott bald für tot erklären sollte: Friedrich Nietzsche. Er meinte, wer das Christentum völlig verlernt habe, der höre es in der Matthäuspassion wirklich wie ein Evangelium.
Am Samstag, 2. April, um 16 Uhr lädt die Dommusik Speyer zu einem Studientag zu den beiden großen Passionsstücken Bachs ins Priesterseminar ein. Die „Johannes-Passion“ wird am Samstag, 9. April, 18 Uhr, in der Dreifaltigkeitskirche mit der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz unter der Leitung von Jochen Steuerwald aufgeführt. Für beide Passionen ist ein Kombiticket erhältlich.
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