Musikfest Speyer von 4. bis 7. Juli
Ein Wunderwerk aus goldenen Tönen
Speyer. Michael Francis, der ab der nächsten Saison das Orchester als Chefdirigent leiten wird und dem die Staatsphilharmonie aktuell bereits ein Künstlerportrait widmet, eröffnet das Musikfest Speyer am Donnerstag, 4. Juli, um 19.30 Uhr mit Händels Feuerwerksmusik.
Spielort des Eröffnungskonzerts ist die barocke Dreifaltigkeitskirche, die von 2015 bis 2017 renoviert wurde. Der junge, amerikanische Geiger Stefan Jackiw wird an Francis‘ Seite Mozarts Violinkonzert Nr. 5 in A-Dur spielen. Das Konzert gilt als eines der authentischen aus Wolfgang Amadeus Mozarts Feder und trägt wegen der zahlreichen „alla turca“-Passagen den Beinamen „Türkisches“. Auch das Werk von Strawinsky führt einen Beinamen: Das Konzert in Es-Dur für Kammerorchester „Dumbarton Oaks“ ist nach dem berühmten Landhaus in Washington, D.C., USA, benannt, wo es uraufgeführt wurde. Es ist nach Strawinskys eigenen Worten ein „kleines Konzert im Stil der Brandenburgischen Konzerte“ von Johann Sebastian Bach. Ebenso trägt auch Haydns Sinfonie Nr. 104 den Namen ihres Uraufführungsortes im Titel, so gehört sie zu Haydns berühmten Londoner Sinfonien und wurde in ebenjener Stadt uraufgeführt.
Die Serenaden im historischen Ratssaal bieten den Musikerinnen und Musikern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz seit jeher die Möglichkeit sich auch gestalterisch am Festivalkonzept zu beteiligen. Die Programme werden von ihnen eigens zusammengestellt. In der Serenade 1 am Freitag, 5. Juli, um 19.30 Uhr präsentiert das Ensemble Quartette und Quintette von Franz Xaver Süßmayr, Wolfgang Amadeus Mozart und Nino Rota.
"Der Künstler muss sein Leben genau einteilen"
Die Besetzung bestehend aus Flöte, Oboe, Violine, Viola, Cello und Harfe bietet damit nicht nur klassischen Komponisten wie Mozart eine Bühne, sondern lässt auch die Musik des Komponisten Nino Rota aus dem 20. Jahrhundert erklingen. Die Serenade 2 am Samstag, 6. Juli, um 19.30 Uhr mutet bei Betrachtung der Besetzung aus zwei Violinen, Viola, Cello und Klarinette eher klassisch an und präsentiert Werke von Haydn, Strawinsky und Mozart. Das Reiterquartett von Joseph Haydn ist jedoch so gar nicht konventionell, typisch Haydn, ist es nach den fünf heiteren, hellen und durchaus populären Quartetten klanglich schroff und abweisend. Das galoppierende Hauptthema, woher das Quartett seinen Namen hat, habe Haydn angeblich einem Reiter abgelauscht, der zufällig an seinem Fenster vorbei galoppierte.
„Der Künstler muss sein Leben genau einteilen“ – unter diesem Titel steht die Musikalische Lesung am Sonntag, 7. Juli, um 11 Uhr im historischen Ratssaal. Der Autodidakt Erik Satie schrieb nicht nur herausragende Musik, die ihn zum Vorreiter der Minimal Music machte, sondern auch die „Memoiren eines Gedächtnislosen“, die mit Saties Möbelmusik in der Lesung durch eine Sängerin, den Pianisten und den Sprecher zusammen gebracht werden. Die „Musique d’ameublement“ (frz. Möbelmusik, Einrichtungsmusik) versucht industriell gefertigte Dekorationsmuster von Tapeten musikalisch nachzubilden und soll dabei im Raum sein wie die Einrichtung, unaufgeregt und ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Der kleine Prinz
Das Kinderkonzert widmet sich ebenso dem Werk eines französischen Kunstschaffenden und stellt den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry in den Mittelpunkt. Am Samstag, 6. Juli, und Sonntag, 7. Juli, wird um 15 Uhr in der Heiliggeistkirche das musikalische Märchen über Freundschaft, Liebe, Fernweh und Poesie zur Aufführung kommen. Der kaputte Flugzeugmotor und die Notlandung bieten dabei analog zum Buch den Ausgangspunkt für eine Geschichte über Freundschaft und Menschlichkeit – umrahmt von Mitgliedern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.
Die eindrucksvolle, neugotische Gedächtniskirche bietet die ideale Kulisse, um die Sommerresidenz der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz so fulminant zu beenden wie sie mit der Feuerwerksmusik begonnen hat. Am Sonntag, 7. Juli, um 18 Uhr tritt zum Schlusskonzert abermals Michael Francis an das Pult und begrüßt den Pianisten Herbert Schuch.
Mit Haydns sogenannter „Abschiedssinfonie“ schließt sich der Kreis des diesjährigen Musikfestes Speyer. Sie könnte als „musikalischer Schabernack“ bezeichnet werden, zumindest wenn man auf das Finale blickt. Ihr Schlussteil besteht aus einem einzigen Decrescendo. Im Tutti beginnend, blendet er nach und nach die Instrumente aus, bis am Ende nur noch zwei einsame Geigen übrig bleiben – ein Wunderwerk aus „goldenen Tönen“, das die Saison 2018/2019 verabschiedet und den roten Teppich ausrollt für das große 100-jährige Jubiläum 19-20.
Tickets für das Musikfest Speyer gibt es unter 0621 3367333 oder bei der Touristinfo in Speyer. ps
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