Petra Schuppenhauer in der Winkeldruckerey
Eindrucksvoller Abgesang auf Islands Gletscher

Zwei Tage ist Petra Schuppenhauer Gastdruckerin in der Speyerer Winkeldruckerey. Ihr Schaffen ist ganz der Grafik zugewandt, vorzugsweise dem Holzschnitt, wobei die Landschaft eines ihrer Lieblingsthemen ist.  | Foto: Stadt Speyer
  • Zwei Tage ist Petra Schuppenhauer Gastdruckerin in der Speyerer Winkeldruckerey. Ihr Schaffen ist ganz der Grafik zugewandt, vorzugsweise dem Holzschnitt, wobei die Landschaft eines ihrer Lieblingsthemen ist.
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Speyer. Zwei Tage ist Petra Schuppenhauer Gastdruckerin in der Speyerer Winkeldruckerey. Ihr Schaffen ist ganz der Grafik zugewandt, vorzugsweise dem Holzschnitt, wobei die Landschaft eines ihrer Lieblingsthemen ist. Gerade ist es eine Gletscherlandschaft, die Im Zentrum des Druckerwochenendes steht. Anregungen holt sie sich dabei aus ihren umfangreichen Skizzenbüchern, in denen sie ihre Reiseeindrücke festhält.

Die Holzschnitt-Vorlage für das in Speyer entstehende künstlerische Blatt hat sie mitgebracht. Aber der dazu ausgewählte Text muss zunächst in Bleilettern gesetzt werden. Dabei assistieren wie immer Johannes Doerr und Remo Krembel, die sich um die Pflege und Instandhaltung der Winkeldruckerey und ihrer Maschinen kümmern.

Ausgangspunkt für die entstehende Druckgraphik ist das Gedicht „Der Schatten des Lichtberges“ der wohl bekanntesten Autorin Islands, Steinunn Sigurðardóttir. In ihrem 2019 veröffentlichten Band „Nachtdämmern“ hat sie Gedichte zum sterbenden Großgletscher Vatnajökull veröffentlicht, der in unseren Tagen weltweit zum traurigen Symbol des Klimawandels geworden ist.
Das Gedicht verhandelt eines der großen Themen der Gegenwart und zeigt, wie kraftvoll Lyrik sein kann. Aktuell, erschütternd – und zugleich wunderschön. Vatnajökull ist Europas größter Gletscher – ein Titan aus Eis. Und der eisige Berg – er stirbt. Schuld daran ist der Klimawandel.

„Der Schatten des Lichtberges“ ist eine poetische Klage über Klimawandel und Umweltzerstörung. Und wie Sigurdadóttir diesen Prozess betrauert, ohne die genannten Schlagwörter zu verwenden, ist schön und schmerzhaft zugleich - eine stille und berührende Elegie, die Petra Schuppenhauer kongenial in ihre graphische Vorstellungskraft übersetzt. Sie kennt sich aus in eisigen Welten: 2017 war sie zwei Monate mit einem Großsegler in antarktischen Gewässern unterwegs.

Schuppenhauer arbeitet gerne in der Technik des Holzschnitts. Drei Farbgänge gehen durch die Andruckpresse der Speyerer Winkeldruckerey. Mit dem Aufbringen der Typo sind das insgesamt vier Arbeitsgänge an der Presse für eine Auflage von insgesamt 30 handsignierten Blättern. Nach jedem Arbeitsgang muss sie neue Entscheidungen treffen, wie sie das Motiv weiterentwickeln will. Der Handpressendruck ist ein komplexes Verfahren. Motive können sich in den verschiedenen Arbeitsgängen durchaus verselbständigen.

Die Druckkünstlerin aus Leipzig hat eine kleine Auswahl ihrer Arbeiten nach Speyer mitgebracht. Sie stellt gerne unberührte Landschaften und weit entrückte Orte dar, die an fragile Traumlandschaften erinnern und zum Grübeln anregen. „Man braucht nicht immer Menschen, um Inhalte zu transportieren“, sagt Schuppenhauer. „Man kann sich in diesen entleerten Landschaften verlieren und gleichzeitig über das eigene Sein reflektieren.“ Ihr künstlerisches Interesse liegt dabei in der Auseinandersetzung mit der Frage, was diese unberührten Landschaften in den Betrachter*innen an Emotionen auslösen können. Und damit werden ihre Landschaftsdarstellungen zu Stimmungsbildern, die in die Tiefe gehen.

Vom 16. Juni bis zum 16. Juli wird Petra Schuppenhauer noch einmal ihre Arbeiten in Speyer zeigen. Unter dem Titel „Amsel, Mond & Taubenschlag – Druckgraphik und Künstlerbücher“ werden sieben Künstlerinnen der Leipziger Grafikgruppe „augen:falter“, darunter auch Schuppenhauer, ihre Werke in der Städtischen Galerie präsentieren.

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Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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