Jazz im Rathaushof 2024: Samtweiche Klänge und satter Bläsersound
Speyer. Jazz-Genuss vom Feinsten erwartet die Besucher beim Festival "Jazz im Rathaushof" vom 22. bis 25. August. Bei insgesamt fünf Konzerten stehen regional, überregional sowie international bekannte Musikerinnen und Musiker auf der Bühne im schönen Innenhof des historischen Rathauses.
Seit 2014 hat Bernhard Sperrfechter, Leiter der Musikschule Speyer, „Jazz im Rathaushof“ geprägt und zu dem beliebten Jazz-Festival gemacht, das es heute ist. 2024 gibt er den Staffelstab weiter an Matthias Debus. Das diesjährige Festivalprogramm haben Sperrfechter und Debus gemeinsam geplant: mit den South West Oldtime All Stars, den New Orleans Shakers, der Blue note Big Band, den Square City Stompers und dem Duo Leroi-Herzer stehen preisgekrönte Bands und gefeierte Musiker*innen auf der Bühne im Rathaushof – von samtweichen Klängen bis hin zu sattem Bläsersound ist alles dabei.
Festivalauftakt mit höllischem Swing
Eröffnet wird das Festival am Donnerstag, 22. August, um 19.30 Uhr mit den South West Oldtime All Stars. Seit ihrer Reunion im Jahre 2018 hat sich das Ensemble zu einer festen Größe in der europäischen Traditional-Jazz-Szene etabliert und ist bereits zum zweiten Mal in Speyer zu Gast. Trevor Richards aus New Orleans sorgt durch sein unverwechselbares authentisches Spiel für den wunderbaren Bandsound.
Thilo Wagner pflegt einen "höllisch swingenden" Klavierstil. Er ist Ehrenbürger der Stadt New Orleans und wird auch gerne als der "schwäbische Oscar Peterson" bezeichnet. Martin (Ludwig) Auer lehrt Jazztrompete an der Musikhochschule Leipzig und ist mit Louis Armstrongs Musik aufgewachsen. Gary Fuhrmann ist freiberuflicher Klarinettist, Saxophonist und Preisträger des Jazzpreises der Stadt Worms. Felix Fromm ist Soloposaunist der HR Big Band und außerdem musikalischer Leiter der Blassportgruppe. Matthew Bookert ist weltweit der einzige Sousaphonspieler, der seinem Instrument nicht nur geschmeidig samtweiche Töne, sondern auch brüllende Raubtierklänge entlocken kann.
New-Orleans-Jazz neu interpretiert
Beim Konzert am Freitag, 23. August, um 19.30 Uhr beweist Torsten Zwingenberger mit den New Orleans Shakers, dass er in vielen Spielarten des Jazz' zuhause ist. Bereits 1976 gründete er mit Thomas L‘Etienne diese Band, bevor er sich nach drei Jahren anderen Projekten zuwandte. Ein Zufall führte die Band nach 30 Jahren Spielpause im Jahr 2009 wieder zusammen. Im Sinne der saftig-erotischen Konnotationen des frühen Jazz weiß der verschmitzte Klarinettist Thomas L'Etienne, dass Jazz nur dann authentisch ist, wenn er mit dem rechten Schmuddelfaktor gespielt wird. Torsten Zwingenberger brilliert dabei mit seiner virtuosen Schlagzeugtechnik "Drumming 5.1" für das leicht federnde "Swing-feeling". Für eine New-Orleans-Band ist es eine unübliche Besetzung, statt drei Bläsern gibt es nur einen.
Am Samstag, 24. August, bringt ab 11.30 Uhr die Blue note Big Band aus Neustadt den Rathaushof zum Klingen und Swingen. Auf dem Programm stehen Meilensteine der Jazzgeschichte ebenso wie moderner orchestraler Jazz. Das Repertoire der Band umfasst ein breites Spektrum an Stilepochen und Komponist*innen: Zeitlich erstrecken sich die Stücke von den 40er Jahren bis zur Gegenwart, stilistisch zwischen Arrangements von Count Basie, Sammy Nestico, Bob Curnow, Bob Mintzer und Peter Herbolzheimer.
Bernd Gaudera, ehemaliger Landesmusikdirektor von Rheinland-Pfalz, leitet die Bigband seit ihrer Gründung 1986 und formt sie mit seiner anspruchsvollen, unermüdlichen Arbeit zu einem homogenen Klangkörper. 2014 gewann die Bigband den Internationalen Big Band Wettbewerb (IBBC) in Hoofddorp/Amsterdam in der „First Class“, der als größter Bigband Wettbewerb Europas gilt. Gespielt wird in der Besetzung fünf Saxophone, vier Trompeten, vier Posaunen, Bass, Gitarre, Piano und Drums. Dazu kommen die Stimmen der beiden Sänger*innen.
Am Abend des 24. August übernehmen um 19.30 Uhr die Square City Stompers die Jazz-Bühne im Innenhof des historischen Rathauses. Jung, dynamisch und voller Begeisterung: Die Square City Stompers wollen zeigen, dass Jazz kein veraltetes Museumsstück aus vergangenen Tagen der Musikgeschichte ist, sondern vielmehr auf keiner guten Party fehlen darf. Heiße Rhythmen, perlendes Klavierspiel, tanzende Kontrabasslinien und ein traditioneller Saxophon-Sound, der sich mit dem sentimentalen Klang einer Klarinette abwechselt, bilden das instrumentale Fundament der Stompers. Präsentiert wird die Show von Sängerin Seyda Sibel, die das Publikum mit kraftvoll swingenden Versen mitzureißen vermag. Fernab von der Idee eines banalen Coverns werden bekannte Instrumentalstücke teils mit neuen Gesangseinlagen versehen, und auch auf die ein oder andere Eigenkomposition darf das Publikum gespannt sein.
Tango mit feinem Klangzauber
Mit dem Duo Leroi-Herzer findet das Festival am Sonntag, 25. August, ab 11.30 Uhr seinen musikalischen Abschluss. Eine Krone und ein Herz zieren die Musik dieses Duos. So klassisch-traditionell beginnen manchmal ihre Stücke, dass man nach ein paar Takten gleich die Stimme von Carlos Gardel erwartet. Doch die Musik ist rein instrumental. Genauer gesagt: absolut minimalistisch instrumentiert – nur mit dem Kontrabass von Michael Herzer und dem Akkordeon von Laurent Leroi.
Die eingespielte Zweierbesetzung lässt viel Freiraum für Experimente, auch für den Rollentausch von Rhythmus und Melodie zwischen Akkordeon und Bass. Laurent Leroi, 1960 in Straßburg geboren, studierte Akkordeon. 20 Jahre später war er in Ludwigshafen sesshaft geworden und traf auf Michael Herzer. Der ist 1962 in Mannheim geboren und studierte Kontrabass. Beide spielen und komponieren als Theatermusiker auf den großen Bühnen der Region, arbeiten als Studio- und Bandbegleitung. Vor allem aber spielen sie seit gut 40 Jahren zusammen in eigenen Bandprojekten, außer als Duo Leroi-Herzer auch bei Les Primitifs.
Der Eintritt zu den Konzerten am Samstag- und Sonntagmittag ist frei. Für alle anderen Konzerte gibt es Eintrittskarten bei der Tourist-Information Speyer sowie bei Reservix.
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