Stabat mater von Karl Jenkins
Mozartchor Speyer mal wieder modern
Speyer. Der 1944 in Wales geborene Karl Jenkins zählt weltweit zu den produktivsten und meist aufgeführten Komponisten im Bereich Klassik-Crossover / Weltmusik. Bekannt wurde er vor allem durch sein Musikprojekt Adiemus, mit dem er seit Mitte der neunziger Jahre seinen ganz eigenen Stil entwickelte. Darin vereint er Musik- und Gesangstraditionen aus den verschiedenen Erdteilen und Zeitaltern zu einer neuen und doch in sich schlüssigen harmonischen Musik.
Der Mozartchor Speyer führt nun Jenkins´ Stabat mater am Sonntag, 10. März, um 17 Uhr in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche auf. Es handelt sich dabei um die zeitgenössische Adaption eines mittelalterlichen Meditationsgebetes über den Schmerz Marias unter dem Kreuz. Mit diesem Passionskonzert ehrt der Mozartchor zugleich den Komponisten zu dessen 80. Geburtstag.
Das Stabat mater wurde am 15. März 2008 in der Kathedrale von Liverpool uraufgeführt. Ähnlich wie bei Adiemus kombiniert Jenkins dabei klassische westeuropäische Kompositionstechniken mit der Tradition anderer Kulturen, hier insbesondere mit Musik und Gesang des Nahen und Mittleren Ostens. Den lateinischen Originaltext des Stabat mater ergänzt er mit Passagen in Arabisch, alt-Aramäisch, Hebräisch und Griechisch. Das sind praktisch alle im Umfeld des historischen Jesus gesprochenen Sprachen. Dazu kommen noch Teile in der heutigen Weltsprache Englisch.
Das traditionelle Stabat mater wird so gleichsam entgrenzt. Im Schmerz der Mutter Jesu unter dem Kreuz kristallisiert sich das Leid der bedrängten Menschen allerorts und aller Epochen in einer von Unrecht, Gewalt und Krieg zerrissenen Welt. Das individuelle Leid Marias wird zum eindrücklich erfahrbaren Sinnbild für den Schmerz aller Menschen um ihre Söhne, Töchter, Schwestern und Brüder, die eines gewaltsamen Todes sterben. Gerade mit Blick auf das Land Jesu, Israel und Palästina, ist das heute so erschreckend aktuell wie selten zuvor.
Die Speyerer Aufführung realisiert der Mozartchor zusammen mit der Kammerphilharmonie Mannheim und der Mezzosopranistin Başak Ceber. Die in der Türkei aufgewachsene Opernsängerin singt sowohl die klassischen als auch die orientalischen Partien des Stabat mater. Bei dem Passionskonzert wird außerdem die kurze Chorkantate "Vom Leiden Christi" des im 17. Jahrhundert in Freiberg und Zittau wirkenden lutherischen Kirchenmusikers Andreas Hammerschmidt zu hören sein.
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