Sebastian Sztander bringt am Steuer der "Neptun" Ausflügler über den Rhein
Speyer. Vermutlich haben die Römer hier bereits den Rhein überquert. Schon seit dem Mittelalter gibt es eine Rheinhäuser Fähre; 1296 wird sie erstmals in historischen Dokumenten erwähnt. 1995 wurde die historische Fährverbindung wiederbelebt. Für touristische Zwecke. Seitdem verbindet sie von Freitag bis Sonntag das badische Rheinhausen mit der Pfälzer Rheinseite. Die Anlegestelle dort liegt am Berghäuser Altrhein, südlich von Speyer. Schifffahrtsunternehmer Sebastian Sztander hält im Auftrag der Speyerer Verkehrsbetriebe als Fährmann die Tradition am Leben. Und bringt in einer etwa zehnminütigen Fahrt in der Hauptsache gut gelaunte Ausflügler über den Rhein.
Größer könnte der Kontrast zu seinem früheren Job als Schiffsführer großer Frachtschiffe gar nicht sein. Da stand der gebürtige Pole mit den humorvoll funkelnden Augen und dem Rauschebart meist ganz alleine am Steuerrad, transportierte Güter über den Rhein nach Holland, Belgien und in die Schweiz. Doch Sebastian Sztander wollte mehr Zeit für die Familie, öfter daheim sein statt unterwegs. Und wurde im vergangenen Jahr Fährmann.
Gerade steht er mit dem Hochdruckreiniger an der Anlegestelle im Speyerer Naturhafen und kämpft gegen den Schlamm, den das Hochwasser der vergangenen Tage dort hinterlassen hat. Und gegen die Schnaken, die seine nackten Beine unter den Bermudashorts attackieren. Der Rheinpegel liegt bei 5,30 Meter - die Fähre könnte fahren. Erst bei einem Pegel von 5,60 Meter ist Schluss. "Aber ich glaube, bei dem Wetter kommt keiner." Sztander zuckt mit den Schultern. Er hat trotzdem genügend Arbeit. Schließlich hat die "Neptun" schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und will in Schuss gehalten werden.
Bei gutem Wetter sieht das hier ganz anders aus. Der Rekord: Am ersten warmen Wochenende im April hat die Fähre knapp tausend Kunden über den Fluss gebracht. Dann gerät auch der ansonsten so gelassene Fährmann in Stress. Schließlich muss er nicht nur fahren, sondern hilft auch beim Verstauen der Fahrräder und kassiert. 40 Passagiere passen pro Fahrt auf die "Neptun", mit Fahrrädern sind es entsprechend weniger. An solchen Tagen bleibt keine Zeit für ein Schwätzchen mit der Kundschaft, etwas, das Sebastian Sztander an seinem Job sonst sehr schätzt.
"Die Zeit ist so stressig geworden, die Leute schauen ständig nur auf ihr Handy, aber die Leute hier bei mir auf der Fähre sind wie in einer anderen Welt, komplett entschleunigt", freut sich Sztander. Viele Stammkunden sind darunter. Manche kommen jedes Wochenende, man kennt sich, unterhält sich. "Ich musste mir zu Anfang viele neue Namen merken", grinst er. Die Rheinhäuser Fähre, sie ist keine typische Fähre, der es einfach nur darum geht, zwei Ufer zu verbinden.
Wer zu Sebastian Sztander auf die "Neptun" kommt, der will nicht einfach nur den Fluss überwinden, sondern genießt die kurze Auszeit auf dem Wasser. Zum Sonnenuntergang am Abend zum Beispiel. Und auch wenn die Feiertage im Vergleich dazu etwas hektischer sind: Der Fährmann ist mit seinem neuen gemütlichen und ruhigen Leben sehr zufrieden.
Und dann klingelt es doch noch, das Diensthandy. Ein Kunde, der fragt, ob die Fähre heute übersetzt. In einer halben Stunde wird er am Anleger sein, wo Sebastian Sztander schon auf ihn wartet.
Die Rheinhäuser Fähre fährt freitags von 11 bis 20 Uhr, an den Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 10 bis 20 Uhr. Wer sichergehen will, läutet schnell auf dem Diensthandy des Fährmanns unter 0173 2547034 durch.
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