"Wir suchen die Filme für den Filmfrühling in Speyer sehr sorgfältig aus"
Speyer. Zum zweiten Mal laden die Macher des Festivals des deutschen Films Ludwigshafen zum Filmfrühling in den Speyerer Domgarten. Von 17. Mai bis 2. Juni kann man im Park unterhalb des Doms die Magie des Kinos im Grünen erleben. Cornelia Bauer sprach mit Dr. Michael Kötz, dem Intendanten des Festivals auf der Ludwigshafener Parkinsel.
???: Die Premiere in Speyer war im vergangenen Jahr ein großer Erfolg. Warum haben Sie sich entschieden, mit dem Filmfrühling in die Domstadt zu kommen?
Dr. Michael Kötz: Speyer ist ein wunderschönes Städtchen, das von sich aus schon viel Anziehungskraft mitbringt. Nach Speyer fährt man einfach gerne - zum Spazierengehen, zum Bummeln, zum Besuch von Ausstellungen. Nicht zuletzt ist der Domgarten eine gute Location, weil es in Speyer und im Umland Menschen gibt, die sich für unser Angebot interessieren. Unser zweiter Filmfrühlings-Ort ist in Bobenheim-Roxheim wundervoll am Altrhein gelegen.
Freiluftkino funktioniert dort gut, wo man sich auch privat gerne gemütlich hinsetzen und etwas trinken würde. Als Besucher soll man sich bei unseren Vorstellungen so fühlen, als wäre man auf eine private Gartenparty eingeladen. Wir verstehen uns als Gastgeber, freuen uns über jeden einzelnen Zuschauer, der den Weg zu uns findet, und wollen, dass alle eine gute Zeit miteinander verbringen. Der Filmfrühling bietet eine wundervolle Gelegenheit, friedlich zusammen zu kommen, nett beieinander zu sitzen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das ist in einer Zeit der Vereinsamung vor den Bildschirmen und angesichts des Zustands der Welt wichtiger als je zuvor.
???: Das klingt fast so, als würde der Filmfrühling auch ohne Filme funktionieren.
Kötz: Das nun auch wieder nicht. Aber alleine um einen Film anzuschauen, muss sich heute ja niemand mehr auf den Weg machen - wir sind umzingelt von Filmen auf allen Kanälen. Deshalb ist die Filmauswahl im Freiluftkino besonders wichtig und wir suchen sehr sorgfältig aus. Der Film, der gezeigt wird, schafft schließlich erst die Gelegenheit für diese Treffen und damit für das gemeinsame Erlebnis. Dafür braucht es Filme mit Substanz. Die können lustig sein, müssen es aber nicht.
Wir zeigen beispielsweise "Geliebte Köchin" mit Juliette Binoche, das ist ein ästhetisch wundervoller Film, bei dem man sich auf der einen Seite fühlt wie im Frankreich-Urlaub, auf der anderen wie ein Koch-Lehrling. "Wochenendrebellen" aus Deutschland ist mitten aus dem Leben gegriffen: Ein autistisches Kind und hingebungsvolle Eltern treffen auf die Welt des Fußballs. Bei der Auswahl der Filme achten wir darauf, dass die Erfahrung, die der Zuschauer mit dem Film macht, eine nachhaltige ist. Wir sind davon überzeugt: Ein Film kann anspruchsvoll sein und trotzdem Spaß machen. Auch ernste Filme funktionieren gut, müssen aber eine menschliche Komponente haben. Wer sein Herz aufmacht, der nimmt etwas mit.
???: Gibt es Veränderungen gegenüber dem vergangenen Jahr?
Kötz: Wir hatten im vergangenen Jahr noch keine Platztickets. Das hatte ganz praktische Gründen, wir wussten nämlich noch nicht genau, wie bestuhlt sein wird. Und wir hatten die Sonne falsch eingeschätzt, als wir die Location im Winter zuvor besichtigt hatten. Hier haben wir aus der Erfahrung des vergangenen Jahres gelernt: Die Leinwand steht dieses Mal komplett im Schatten.
???: Zum guten Schluss: Warum sollte man den Filmfrühling im Domgarten unbedingt besuchen?
Kötz: Weil man ansonsten Gefahr läuft, von Freunden zu hören, was man alles an Wunderbarem verpasst hat.
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