Nachtwächter auch in Krisenzeit unterwegs
Den Speyerern Zuversicht schenken
Speyer. Ein Blick in die mehr als 2.000-jährige Geschichte von Speyer zeigt, dass es immer wieder die Nachtwächter und Türmer waren, die sich um das nächtliche Wohl und die Sicherheit der Bürger kümmerten. So waren sie nicht nur bei Wind und Wetter in den Straßen und Gassen unterwegs, sondern gerade in Notzeiten bei Seuchen, Naturkatastrophen oder kriegerischen Zeiten auch Garanten für ein bisschen gewohnte Normalität im Alltag der Menschen.
In Erinnerung an diese mutigen Männer (Frauen durften damals diese Wachberufe nicht ausüben), die allen Gefahren trotzend sich für das Gemeinwohl einsetzten, ist derzeit auch der heutige Nachtwächter von Speyer in Person von Dr. Otmar Geiger regelmäßig in der abendlichen Altstadt zwischen Kaiserdom und Altpörtel unterwegs. Gemäß den derzeit geltenden Gesetzen und Verordnungen selbstverständlich allein, orientiert sich der Historiker bei seinen „Wachgängen“ an den Vorgaben der im Stadtarchiv verwahrten Nachtwächter-Ordnungen.
„Diese Rundgänge sind ein Stück erlebte Geschichte, denn es werden genau die gleichen Strecken gelaufen, wie dies einst für meine Vorgänger in der Kaiser- und Domstadt vorgeschrieben war“, so Geiger, der der aktuellen Pandemiezeit auch etwas Gutes abgewinnen kann. „Erstmals bin ich in der Lage, mich genau an die alten Ordnungen zu halten, was natürlich mit Gästen und Besuchern im touristischen Alltag nicht immer so möglich ist!“
Sicher vermisse er auch die Teilnehmer an seinen beliebten Rundgängen durch Brauchtum und Geschichte. „Aber das alte Speyer in den Abendstunden einmal für mich allein zu haben, das ist schon ein ganz besonderes Erlebnis“, lächelt der seit 19 Jahren aktive „wohlleibliche Herre Nachtrath“.
Und so wird sich Otmar Geiger auch in diesen Tagen in seiner Dienstgewandung mit Laterne, Horn und Hellebarde immer wieder aufmachen, um wie einst den Bürgerinnen und Bürger von Speyer ein Stück Geborgenheit und Zuversicht zu geben, wenn der überlieferte Nachtwächterruf immer wieder an den verschiedensten Stellen im Stadtgebiet zu hören sein wird: „Höret! Höret! Merkt wohlauf! Das Tagwerk ist vollbracht! Gass frei und Gott befohlen, Euch allen eine gute Nacht!“ - und mit dem Choral „Nun danket alle Gott“ seinen nächtlichen Gang fortsetzt ... ps
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