Dombauverein feiert 25-jähriges Bestehen
"Der Dom ist unsere Daueraufgabe"
Speyer. Der Dombauverein Speyer wird 25 Jahre alt. Am 10. März 1995 wurde der Verein gegründet. Es ist der dritte Dombauverein in der Geschichte des Kaiserdoms zu Speyer. Cornelia Bauer sprach mit Prof. Dr. Gottfried Jung, dem Vorsitzenden des Dombauvereins, und Dr. Barbara Schmidt-Nechl, seiner Stellvertreterin, über das Jubiläum.
???: Die Vorgänger des heutigen Dombauvereins haben immer nur projektbezogen zusammengefunden: zur Errichtung des Westbaus im 19. Jahrhundert und zur Behebung von Schäden im 20. Jahrhundert. Nach der großen Sanierungsmaßnahme wurde auch der zweite Verein 1971 aufgelöst. Trägt sich der heutige Dombauverein ebenfalls mit Auflösungsabsichten?
Dr. Gottfried Jung: Ganz und gar nicht. Mit dem Dom verhält es sich wie mit einem Privathaus: Es muss ständig etwas daran getan werden, damit kein Sanierungsstau entsteht. Mit anderen Worten: Der Dom ist unsere Daueraufgabe. Rund eine Million Euro werden jährlich für den Erhalt des Doms benötigt. Wir sehen den Dombauverein in der Rolle einer großen Bürgerinitiative für den Dom und wollen einen Beitrag leisten für den Erhalt dieses monumentalen Bauwerks. Aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Aktionen oder Verkäufen von "Dombausteinen" - Domwein, Domsekt oder Domschokolade sowie Schriften über den Dom - können wir die notwendigen Baumaßnahmen mit rund 130.000 Euro pro Jahr unterstützen. Im Laufe seiner 25-jährigen Geschichte konnte der Dombauverein dem Domkapitel 8,1 Millionen Euro für Restaurierung und Erhalt des Doms zur Verfügung stellen. Wir verstehen uns als ein Verein von Freunden des Doms und unser Ziel ist es, eine Brücke zu schlagen zur Bürgerschaft.
"Ein Kontrapunkt zur Schnelllebigkeit der heutigen Zeit"
???: Identifizieren sich die Speyerer denn mit "ihrem" Dom?
Dr. Barbara Schmidt-Nechl: Die emotionale Bindung zum Dom ist in Speyer sehr hoch. Und nicht nur in Speyer, auch in der Umgebung. Der Dom blickt über den Rhein und über die Bistumsgrenze hinweg. Wir haben viele Mitglieder aus Baden, ja aus der ganzen Metropolregion.
Jung: "Ut unum sint - dass sie eins seien" - steht über dem Hauptportal des Doms. Und dafür steht der Dom. Auch wenn der Ursprung ein christlicher ist, ich sehe darin auch einen Appell an ein einiges Europa, an ein Aufeinander-zu-gehen. Der Dom ist ein Ort zum Zusammenkommen. Er ist zwar eine katholische Kathedrale, aber der Dom als Baudenkmal spricht Menschen über religiöse Grenzen hinweg an. Der Dom kann jedem etwas sagen und ist ein Kontrapunkt zur Schnelllebigkeit der heutigen Zeit. Er ist ein monumentales Bauwerk, das auf einem festen Fundament ruht. Und auch, wenn er im Laufe der Geschichte öfter mal ein wenig beschädigt wurde, so steht er doch unverrückbar da.
Schmidt-Nechl: Ich höre ganz oft auch von internationalen Gästen, dass der Dom sie gefangen nimmt, sie verstummen lässt. Wenn dann noch die neue Orgel erklingt, das ist ein tolles Erlebnis. Der Dom ist ein steinerner Zeitzeuge aus dem Mittelalter, der auch heute noch beeindruckt.
"Der Dom braucht viele Freunde"
???: Schlägt sich die Liebe zum Dom auch in Ihren Mitgliederzahlen nieder?
Jung: Wir haben ganz aktuell 2.617 Mitglieder. Wir verlieren aufgrund von Todesfällen Mitglieder, daher ist die Mitgliedergewinnung durchaus ein Thema für uns. Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten: Es ist nicht selbstverständlich, dass der Dom so da steht. Ich werde nicht müde, es zu wiederholen: Der Dom braucht viele Freunde. Dabei geht es nicht darum, irgendwo etwa zu versilbern oder zu vergolden, sondern ganz einfach um den Erhalt dieses wichtigen Bauwerks.
???: Außer dem positiven Gefühl, etwas Gutes getan zu haben: Was bringt die Mitgliedschaft im Dombauverein noch?
Schmidt-Nechl: Wir haben ein umfangreiches Jahresprogramm für unsere Mitglieder. So gibt es zum Beispiel besondere Domführungen und Konzerte im Dom für Mitglieder. Im Jubiläumsjahr ist unser Programm besonders attraktiv. In wissenschaftlicher Hinsicht widmen wir uns mit beiden wissenschaftlichen Foren und unserem Mitgliederausflug Heinrich Hübsch. Zu seinem Werk gehört der Westbau des Doms und damit die Vorhalle, die ab 1. April wieder für die Öffentlichkeit in neuem Glanz erstrahlt.
Jung: Wir holen im Jubiläumsjahr zwei besondere Veranstaltungen in den Dom - statt eines Festbanketts quasi. Für beide beginnt der interne Kartenvorverkauf bei der Mitgliederversammlung am Samstag, 7. März. Am 18. Juni kommt Pater Anselm Grün in den Dom. Statt eines Vortrages gibt es Themenblöcke: Gedanken über gebauten Glauben, über Schönheit als Ort der Gotteserfahrung und über die Sehnsucht nach Einheit. Die Dommusik untermalt den Abend mit passender Musik und es wird eine Illumination der Kathedrale geben. Die Mainzer Hofsänger sind am 28. Juni um 15 Uhr zu einem Benefizkonzert im Speyerer Dom. Für beide Veranstaltungen gibt es Tickets an der Dominfo, aber auch bei allen bekannten Reservix-Vorverkaufsstellen. Mitglieder des Dombauvereins erhalten die Tickets vergünstigt. Der öffentliche Vorverkauf startet am 1. April.
???: Und wie wird man Mitglied?
Jung: Das ist denkbar einfach: indem man eine Beitrittserklärung ausfüllt. Die gibt es hier zum Download: www.dombauverein-speyer.de Der Mitgliedsbeitrag liegt für eine Einzelperson bei steuerlich absetzbaren 30 Euro jährlich. Ich habe am Ende noch drei sehr schöne Beispiele dafür, dass der Dom tatsächlich schon gute Freunde hat. Da wären zum einen die Domtaschen, die an der Burgfeldschule aus Wahlplakaten mit Dommotiv gefertigt worden sind und die man dem Dombauverein zum Geschenk gemacht hat. Dann der Autor Uwe Ittensohn, der mit "Abendmahl für einen Mörder" einen Krimi mit engem Bezug zum Speyerer Dom geschrieben hat. Der Dombauverein erhält einen Euro von jedem verkauften Buch. Und - drittes Beispiel - in der Galerie Kulturraum findet von 26. April bis 24. Mai eine Ausstellung von Werken "rund um den Dom" statt - und auch hier ist der Dombauverein am Erlös beteiligt.
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