Geheimnisvolle Heimat
Der Heidenturm von Speyer: Riesenheim oder Römerreste?
Speyer. Ein Name, viele Interpretationen: War das Heidentürmchen im Garten hinter dem Dom zu Speyer ein Gefängnis für Ungläubige und Ketzer? Viele Besucher und auch einige Speyerer selbst scheinen das zu glauben – liegt ja auch nah, bei dem Namen. Eine Sage wiederum besagt, dass das Gebäude, das auf das 13. Jahrhundert datiert wird und damit zu einem der ältesten, erhaltenen in Speyer zählt, entstanden sei, wo sich einst zwei verliebte Riesen (ehemals auch als Heiden bezeichnet) niedergelassen haben. Tatsächlich habe der Name aber eine ganz andere Herkunft, vermuten die Historiker: Das Land rund um den Turm sei zu dessen Entstehen versumpften Hochwassergebiet – also „Heide“ gewesen, daher der Name des Turmes, der einst zur Stadtbefestigung gehörte und zahlreichen sumpfigen Wiesen (Heiden) gegenüber liegt.
Auch die Tatsache, dass man – als das bis dahin noch namenlose Türmlein um 18. Jahrhundert seinen Namen erhielt – glaubte, es sei aus römischen, also "heidnischen" Steinen erbaut worden, dient als These für den ungewöhnlichen Namen.
Was man weiß: Das Heidentürmchen im Domgarten war einst Teil der mittelalterlichen Stadtmauer. Das Heidentürmchen wurde um das Jahr 1281 erbaut und ist neben dem Altpörtel der einzige von ehemals 21 Türmen des inneren Stadtmauerrings; insgesamt zählten die Stadtmauern von Speyer sogar etwa 68 Türme.
Ob historische Fehldeutung, wildromantische Riesenlegende oder geographischer Ursprung – das Heidentürmchen ist eines der beliebtesten Speyerer Fotomotive nach dem Dom und dem Altpörtel und fasziniert sowohl Besucher als auch Bewohner. Der Name ist übrigens gar nicht so selten: Heidentürme, -tore, -straßen und -plätze gibt es in vielen deutschen Altstädten – etwa als Teil der berühmten Nürnberger Burg oder als so genannter Römerturm, einem Teil der alten Stadtmauer von Regensburg. Also nicht ungewöhnlich, dass historische Städte in Deutschland einen Heidenturm, eine Heidengasse oder ein Heidentor haben.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
Heike Schwitalla auf Facebook |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.