Seit 40 Jahren Stadtführer in Speyer
Die Domstadt ständig neu entdecken
Speyer. Vor 40 Jahren haben sie sich bei der Ausbildung zum Stadtführer kennen gelernt und noch heute führen die gebürtigen Speyerer Bernhard Bumb, Ludwig Ofer und Volker Seitz mit Begeisterung Touristengruppen durch ihre schöne Stadt. Einmal im Monat treffen sie sich und tauschen sich aus. Während bei Volker Seitz vor allem der Vater die treibende Kraft war - er war Leiter des Verkehrsamtes in Speyer - hat sowohl bei Bernhard Bumb als auch bei Ludwig Ofer der Dom die große Liebe zur Heimatstadt begründet - und das Interesse an der Geschichte geweckt.
Die Erhebung des Domes zum Weltkulturerbe war auch der Hauptgrund dafür, dass in Speyer im November 1981 dringend Stadtführer gesucht wurden. Doch bei aller Begeisterung für den Dom und auch wenn Ludwig Ofer die Kathedrale als ehemaliger Ministrant in- und auswendig kannte, durch den Dom dürfen die drei versierten Stadtführer nicht führen, dafür gibt es eigene Domführer. Trotzdem: Der Tourismus wurde in der Domstadt seinerzeit ganz neu und vor allem professioneller aufgestellt. Mit Erfolg: Es kamen immer mehr Gäste nach Speyer. Viele von ihnen nehmen an einer der zahlreichen Stadtführungen teil. Vor Corona zumindest.
An die einjährige Ausbildung vor 40 Jahren erinnern sich die drei Stadtführer gerne, vor allem an die tollen Dozenten, die sich auf ihren Fachgebieten vorzüglich auskannten. Doch um ihren Job als Stadtführer gut machen zu können, darf ihr Interesse an Neuem aus und über Speyer nie nachlassen. Ständig müssen sie die Domstadt neu entdecken. Alle Drei sind historisch interessiert, reisen zu Vorträgen und bilden sich weiter. Natürlich interessieren sie sich auch für das tägliche Geschehen in Speyer. "Wir wissen sehr viel mehr, als wir in einer einzigen Führung vermitteln können", sagen sie. Es gehe bei einer guten Stadtführung aber nicht nur darum, möglichst viel Wissen weiter zu geben, sondern inzwischen auch immer mehr um Unterhaltung. Dabei stellen sich die Stadtführer auf ihre Gruppe ein: Ein Kegelverein, der Speyer besucht, erwartet etwas anderes von einer Stadtführung als etwa ein Historischer Verein oder eine Wallfahrtsgruppe.
Genau das mache die Tätigkeit als Stadtführer so abwechslungsreich. Ludwig Ofer erinnert sich gerne an eine lustige Truppe bayrischer Landfrauen in Tracht, die sich an jeder Station ein Schnäpschen genehmigten. Bernhard Bumb an eine Gruppe Viertklässler, die mit viel Vergnügen feststellten, dass der Pilger keine Unterwäsche trägt. Unvergessen ist bei Volker Seitz eine Stadtführung nachts um 3 Uhr. Damals fand ein ökumenisches Jugendfestival in Speyer statt und schon die Terminabsprache mit der Mitarbeiterin der Touristinfo muss wegen des naheliegenden 3 Uhr-15 Uhr-Missverständnisses sehr lustig gewesen sein.
Abstruse Fragen, die kennen sie auch; Volker Seitz schreibt sich die Witzigsten sogar auf. Darunter "Wo ist der Dom?", wenn die Gruppe am Ölberg im Domgarten steht. Eine Dame, die gerade aus Trier kam, fragte, wieso die Römer so viele Gebäude nicht fertig gebaut hätten. Auch schön: "Was bedeutet das Plus-Zeichen?"; gemeint war ein Kreuz.
"Die Allgemeinbildung ist schlechter geworden", da sind sich die drei Stadtführer einig. Ein bisschen fuchsig werden sie, wenn man ihnen nicht glaubt, dass Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl nicht im Dom begraben liegt - eine Fehl-Information, die sich bei vielen Besuchern der Domstadt hartnäckig zu halten scheint. Auch sonst haben die Stadtführer auch einige nicht so schöne Erlebnisse machen müssen, aber es sind wenige. Die positiven Erfahrungen überwiegen - und deshalb wollen sie alle drei gerne noch lange Gastgeber in Speyer sein und ihren Gästen - und manchmal auch den Speyerern selbst - die Heimatstadt von ihren schönsten Seiten zeigen.
Etwa 70 bis 80 Stadtführer gibt es in Speyer. Im Januar und Februar ist für sie traditionell wenig zu tun. Aufwärts geht es normalerweise ab Ostern, doch die Pandemie hat Branche hart getroffen. An öffentliche Führungen mit über 90 Leuten, wie sie Bernhard Bumb zum Stadtjubiläum 1990 noch erlebt hat, ist derzeit zumindest nicht zu denken.
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