Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer
Die Kämpferin und der Feind in ihr
Speyer. Yasemin Seber (30) hat einen seltenen Gendefekt. In ihrem Körper wuchert Gewebe unkontrolliert – eine rätselhafte Laune der Natur. Immer wieder müssen Geschwüre und gutartige Tumore entfernt werden. Doch nun raubt ihr ein Tumor am Kehlkopf den Atem. Er wächst langsam, aber stetig. Die Ärzte sind ratlos, niemand möchte sie an dieser gefährlichen Stelle operieren. Ohne Behandlung jedoch droht sie zu ersticken. Wie schon oft in ihrem Leben muss Yasemin eine Lösung finden. "Menschen hautnah" begleitet die junge Frau ein Jahr lang bei ihrem Wettlauf gegen die Zeit.
Im Juli 2019 wartete Yasemin im Sankt Vincentius Krankenhaus auf ihre Operation. Mit dabei: ein Kamerateam des WDR. Die junge Piercerin hat das seltene Proteus-Syndrom - eine angeborene Erkrankung, die so rar ist, dass zur Zeit nur wenige Menschen auf der Welt damit leben. Seinen Namen verdankt der Gendefekt der griechischen Mythologie, weil die von der Krankheit hervorgerufenen Wucherungen bei jedem Betroffenen eine andere Gestalt annehmen – ebenso wie der Meeresgott Proteus seine Gestalt veränderte. Allen Erkrankten gemeinsam ist der asymmetrische Riesenwuchs einzelner Gliedmaßen. In Yasemins Fall sind es die mittleren Finger beider Hände, die um das Dreifache der üblichen Größe anwuchsen.
„Monsterfinger, Dickfinger“ wurde sie früher deswegen genannt. Mehr als 60 Operationen hat sie bis zu ihrem 18. Geburtstag hinter sich. Danach hört sie auf zu zählen. Schon als kleines Mädchen wurde Yasemin zur Kämpferin. Sie wurde schon früh aus der Familie genommen, wuchs in Kinderheimen auf. Niemand wollte das Kind mit den fehlgebildeten Fingern adoptieren. Yasemin musste lernen, mit ihrer Krankheit zu leben, ohne daran zu verzweifeln. Sie erkämpfte sich eine Ausbildung, machte sich
schließlich als Piercerin selbständig und schafft sich einen Namen in der Tattoo- und Piercingszene.
Seit kurzem schnürt ihr ein gutartiger Tumor am Kehlkopf immer wieder die Luft ab. Kein Arzt will an dieser gefährlichen Stelle operieren. Ein spezielle Behandlung könnte helfen, bei der eine giftige Substanz in die Wucherung gespritzt wird. Oder ein Medikament, das eigentlich für Nierentransplantierte eingesetzt wird – wie so vieles bei dieser Krankheit medizinisches Neuland. Niemand kann vorhersagen, ob diese Behandlung erfolgreich sein wird.
Seit vielen Jahren ist Yasemin Seber Patientin von Dr. Falko von Stillfried, Leitender Oberarzt der Klinik für Rekonstruktive und Plastische Chirurgie, Handchirurgie und auch von Dr. Hans-Jörg Meier-Willersen, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. Viele Wochen ihres Lebens hat sie bereits in Krankenhäusern der Region verbracht, einige davon im Sankt Vincentius Krankenhaus.
Am Donnerstag, 25. Juni, um 22.40 Uhr wird der Film, der von der ulmedia gmbh in Ulm produziert wurde, vom WDR ausgestrahlt.
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