Dom zu Speyer: Der Mörtel an den Osttürmen beginnt zu bröckeln
Speyer. Noch bis August besteht die vorerst letzte Gelegenheit, ein Foto des Doms ohne Gerüste zu machen. „Als Hobbyfotograf freue ich mich über den derzeit noch unverstellten Blick auf den Dom. Als Kustos der Kathedrale weiß ich, dass Gerüste immer ein gutes Zeichen sind, denn sie weisen darauf hin, dass am Erhalt des Doms gearbeitet wird“, sagt Dr. Christoph Kohl. Das Speyerer Domkapitel ist für die Instandhaltung des Speyerer Doms verantwortlich. Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl und Dombaumeisterin Hedwig Drabik informierten jetzt über die geplanten Instandhaltungsprojekte am Speyerer Dom.
„Die Oberflächen der Osttürme wurden zuletzt 1986 überarbeitet. Der damals aufgebrachte Mörtel beginnt zu bröckeln, deshalb ist es Zeit, sich an die Sanierung der Türme zu machen“, erklärt die Dombaumeisterin. Es ist jedoch nicht allein die große und bald schon weithin sichtbare Maßnahme der Turmsanierung, die in der nächsten Zeit ansteht. Immer auch finden parallel kleinere Arbeiten und Untersuchungen statt, um den Dom laufend Instand zu halten. Und auch an die Belange der Besucher denkt das Dombauamt, indem neue Ständer entwickelt wurden, um beispielsweise über Einschränkungen durch Baumaßnahmen zu informieren. In Zusammenarbeit mit einem Kunstschmied wurden nun neue Ständer gefertigt, die zur restlichen Ausstattung passen und sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen.
Eine Maßnahme, die ohne Gerüste und ohne hohen Aufwand auskommt aber dennoch eine große Wirkung zeigt, ist die Reinigung der Sandsteinböden im Dom. Die nächste Reinigungsphase in der Apsis, der Vierung und im Chor, ist für den Sommer geplant. „Für die Reinigungsarbeiten muss es ausreichend warm sein, so dass es im Dom nicht zu feucht wird“, erklärt Dombaumeisterin Drabik. Erste Probereinigungen kleiner Musterflächen zeigten bereits den dringenden Bedarf einer Reinigung und auch überraschend gute Ergebnisse.
In Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste in Dresden erfolgt ab Ende des Jahres eine Untersuchung des Schraudolph Freskos in der Vorhalle im Rahmen einer Diplomarbeit. Ziel der Abschlussarbeit ist es auch, Musterflächen für die im Anschluss geplante Sanierung zu erstellen und ein Konzept zu erarbeiten. Kleinere Voruntersuchungen wurden bereits im Rahmen der Vorhallensanierung durchgeführt. Ermöglicht wird dieses Projekt mit Geldern der Würz-Stiftung in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Südliche Weinstraße.
Technischer Natur ist ein Projekt in der Afrakapelle. Hier erfolgt die Beheizung des kleinen Raumes durch Betrieb einer Nachtspeicherheizung, die nach heutigen Gesichtspunkten nicht mehr wirtschaftlich ist. Ziel ist der Einbau einer geeigneten Lüftung und Heizung, die sowohl den Raum temperiert als auch die Steuerung einer Lüftung verwirklicht, um die schwierigen klimatischen Bedingungen in den Griff zu bekommen. Schimmel in früheren Jahren hatte bereits zu Schäden an der damaligen Orgel geführt. Die Kapelle wird täglich für die Werktagsmessen und zudem für Hochzeiten und Gottesdienste von Pilgergruppen genutzt.
Einen großen Themenschwerpunkt in den nächsten Jahren bildet das Thema Entwässerung. Seit 2020 werden hier Teilbereiche sukzessive untersucht und bearbeitet. An der Afrakapelle und dem Vierungsturm wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt. Das nächste Gerüst wird sobald die Witterung es zulässt an das südliche Seitenschiff gestellt, um dort die Flächen der Fallleitungen zu überarbeiten. Die Seite des nördlichen Seitenschiffes schließt sich dann im Anschluss an die Maßnahme an. Hier sind die Schäden durch die mangelnde Entwässerung bereits sichtbar.
Es kommen mehrere Faktoren zusammen: Zum einen sind Verschmutzungen und Schäden an den alten Leitungen, deren ungünstige Konstruktion beziehungsweise der Verlauf zum Teil im Inneren der Wände ursächlich für Probleme bei der Entwässerung. Zum anderen nehmen im Zuge des Klimawandels Starkregenereignisse zu, so dass die vorhandenen Rinnen und Rohre nicht mehr ausreichend dimensioniert sind. Bei jeder zukünftigen Maßnahme wird daher die Thematik der Entwässerung mit auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls werden entsprechende Maßnahmen ergriffen.
Sanierung der Osttürme – Südost
Das nächste große Projekt am Dom wird die Sanierung der Osttürme sein. Eine Schadenskartierung der Türme wurde bereits Anfang Oktober durch die Dombaumeisterin mit Hilfe eines Hubsteigers durchgeführt und konnte erste Erkenntnisse zur Schadensintensität liefern. Die Türme gehören zur romanischen Bausubstanz und wurden am Ende des 11. Jahrhunderts vollendet. Sie gehören zu den ersten Beispielen sogenannter Chorflankentürme. Zuletzt wurden sie 1986 in Teilen saniert. Parallel laufen bereits statische Untersuchung der Zwischendecken aus Beton, die 1931 eingebracht worden waren. Diese weisen Korrosionsschäden auf.
Ende August/Anfang September soll laut Bauzeitenplan mit dem Stellen des Gerüsts begonnen werden. Da es sich um kein Regelgerüst handelt, werden die Gerüstarbeiten erst im Dezember abgeschlossen sein. Begonnen wird mit den oberen Turmgeschossen des Südostturms. Die Baustelleneinrichtung und Anlieferung erfolgt über den Nordostturm. Eine Brücke wird die beiden Osttürme während der Maßnahmen miteinander verbinden.
Klempnerarbeiten, Naturwerkstein- und Restaurierungsarbeiten sowie Putz- und Anstricharbeiten bilden die größten Gewerke ab. Im Anschluss an den oberen Bereich des Turmes folgt im nächsten Bauabschnitt der untere Teil des Turmschaftes. In den Folgejahren kommen dann die Innenflächen und der Nordostturm an die Reihe. „In den kommenden sechs Jahren werden Gerüste an den Osttürmen das Bild des Doms prägen“, kündigt Dombaumeisterin Hedwig Drabik an.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.