Dombaumeisterin Hedwig Drabik sieht den Arbeiten entspannt entgegen

Dombaumeisterin Hedwig Drabik erklärt den Ablauf der Arbeiten am Speyerer Dom | Foto: Roland Kohls
2Bilder
  • Dombaumeisterin Hedwig Drabik erklärt den Ablauf der Arbeiten am Speyerer Dom
  • Foto: Roland Kohls
  • hochgeladen von Roland Kohls

Speyer. 70 Meter ragen die Osttürme des Speyerer Doms in den Himmel. In den kommenden Jahren sollen sie umfassend saniert werden. Damit das möglich ist, müssen zunächst Gerüste gestellt werden. Dazu war ein Teleskopkran im Einsatz, der bereits am Boden vormontierte Gerüstteile in große Höhen transportiert. In einem Medientermin erklärten Dombaumeisterin Hedwig Drabik und Andreas Dölz, der Bauleiter der ausführenden Gerüstbaufirma Fleck, welche Herausforderungen mit dem Stellen eines Gerüsts am Dom verbunden sind.

Bauingenieur Dölz hat bereits am Schloss Neuschwanstein und der Drachenburg bei Königswinter gearbeitet. „Der fast tausend Jahre alte Speyerer Dom verlangt einem dennoch besonderen Respekt ab“, sagt er. „Es ist schon eine Auszeichnung, wenn man hier arbeiten darf.“ Die Zahlen die er nennt, sind beeindruckend: 4,5 Tonnen wiegen die beiden Stahlträger, die eine 18 Meter lange Brücke zwischen den beiden Osttürmen spannen. Diese Verbindung ist notwendig, damit Arbeiter und Material vom Nordostturm auf den Südostturm gelangen können. Weitere Stahlträger ragen aus den Fenstern des Südosturms. Auf diesen hat der Kran am frühen Morgen ein großes Gerüstteil aufgesetzt. Besonderes Fingerspitzengefühl war hier beim Kranführer der Firma Hack gefragt. Nur 1,5 Meter trennten zeitweise die durch die Luft schwebenden Gerüststangen und die Turmhaube des Vierungsturms.

Hedwig Drabik sieht den Arbeiten dennoch entspannt entgegen. „Wir haben die Maßnahme gründlich vorbereitet und arbeiten mit guten Firmen zusammen“, sagt die Dombaumeisterin. Sie freue sich, dass es vorangeht. „Das ist das Schöne an meinem Beruf: Ich sehe eine Veränderung und weiß, dass ich damit zur Zukunftssicherung des Gebäudes beitragen kann.“ Die Schäden, die in den kommenden sechs Jahren an den Türmen behoben werden sollen, seien größtenteils witterungsbedingt. Der Klimawandel sorge zudem mit zunehmenden Starkregenereignissen dafür, dass die Anforderungen an die Entwässerung des Gebäudes steigen.

Die Osttürme des Speyerer Doms werden für Sanierungsarbeiten eingerüstet | Foto: Roland Kohls
  • Die Osttürme des Speyerer Doms werden für Sanierungsarbeiten eingerüstet
  • Foto: Roland Kohls
  • hochgeladen von Roland Kohls

Seit Anfang September laufen die Gerüstbauarbeiten am Nordostturm des Doms. Dies waren jedoch nur die Vorarbeiten für den Aufbau des Gerüsts an den drei oberen offenen Turmgeschossen des Südostturms, die als erstes instandgesetzt werden sollen. 1,2 Millionen Euro sind für diesen Bauabschnitt veranschlagt. Da sich am Fuß des Südostturms der gotische Sakristeianbau befindet und auf der Südseite des Doms die meisten Besucher vorbeigehen, hätte das Gerüst in diesem Bereich höhere Anforderungen in Bezug auf die Fluchtwege und Feuerwehrzufahrten erfüllen müssen. Der Hauptzugang zur Sakristei wäre stark eingeschränkt gewesen und auch die Zugänge zur Baustelle mit der Baustelleneinrichtung hätten einen Kompromiss dargestellt. Dieses Problem wird dadurch gelöst, dass die Baustelleneinrichtung und Anlieferung über die Ostseite des Doms und des Nordostturms erfolgen, der deshalb in Teilen miteingerüstet wird. Ein weiterer Gerüstabschnitt bildet eine mehrstöckige Brücke zwischen den Osttürmen.

Das Gerüst dient jedoch nicht nur der Herstellung der für die Baumaßnahmen notwendigen Infrastruktur. Es bietet zudem die Möglichkeit, die Fassadenbereiche der Türme genauer in Augenschein zu nehmen, die bei einer Schadenskartierung 2021 mit dem Hubsteiger nicht erreicht werden konnten. Dies ermöglicht eine konkretere und genauere Planung.

Wie alle Gerüststellungen am Dom ist diese aufwendig, da mit besonderer Rücksicht auf die historische Bausubstanz und die besonderen Bedingungen wie die extreme Höhe geplant werden muss. Da es sich um kein Regelgerüst handelt, werden die Gerüstarbeiten voraussichtlich erst Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Ein Projekt für die kommenden Jahre

Die Sanierung der Osttürme ist die große Instandsetzungsmaßnahme der kommenden Jahre. Eine Schadenskartierung der Türme wurde bereits im Oktober 2021 durch Dombaumeisterin Hedwig Drabik durchgeführt und konnte erste Erkenntnisse zur Schadensintensität liefern. In der Folgezeit wurden die Fassadenflächen durch ein Ingenieurbüro vermessen, deren Pläne die Grundlage für die kommenden Maßnahmen bilden.

Ultraschalluntersuchungen an den Säulen wurden vorgenommen, um deren Standsicherheit und Gefüge zu prüfen. Des Weiteren erfolgte eine Schwingungsmessung, die wichtig für die Beurteilung der statischen Konstruktion war, sowie Untersuchungen und Baustoffprüfungen an den im Jahre 1931 eingebrachten Zwischendecken (Remy-Decken) aus Holsteinen, Estrich und Beton und am Außenputz. Die Decken weisen große Schäden auf und werden durch einen Statiker gesondert betrachtet.

Geplant ist für 2025 zunächst die Fassadeninstandsetzung des oberen Teilbereiches des Südostturmes, der von den beiden Osttürmen die größeren Schäden aufweist. Vorgesehen ist aktuell die Instandsetzung der Natursteinoberflächen sowie die Überarbeitung der Turmgiebel und der Wasserführung. Klempnerarbeiten, Naturwerksteinarbeiten, Konservierungsarbeiten sowie Putz- und Anstricharbeiten bilden die größten Gewerke ab. Im Anschluss an den oberen Bereich des Turmes folgt im nächsten Bauabschnitt der untere Teil des Turmschaftes. In den Folgejahren kommen dann die Innenflächen und der Nordostturm an die Reihe. Wenn alles gut geht wird die Sanierung der beiden Osttürme bis 2030 abgeschlossen sein, so dass der Dom zur 1000-Jahr-Feier seiner Gründung wieder gerüstfrei dasteht.

Dombaumeisterin Hedwig Drabik erklärt den Ablauf der Arbeiten am Speyerer Dom | Foto: Roland Kohls
  • Dombaumeisterin Hedwig Drabik erklärt den Ablauf der Arbeiten am Speyerer Dom
  • Foto: Roland Kohls
  • hochgeladen von Roland Kohls

Romanische Bausubstanz

Die Türme gehören zur romanischen Bausubstanz und wurden unter Heinrich IV. am Ende des 11. Jahrhunderts vollendet. Sie gehören zu den ersten Beispielen sogenannter Chorflankentürme. Zuletzt wurden sie 1986 in Teilen saniert. Entscheidend für ein zügiges Vorankommen und eine umfassende und damit nachhaltige Instandsetzung wird die Finanzierung sein, so dass das Domkapitel auf Unterstützung von Dritten angewiesen ist. Hier hat die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer bereits 20.000 Euro gestiftet. Spenden in Höhe von 8.000 Euro hat die Stiftung zusätzlich mit der Aktion „Die Pfalz wandert für den Dom“ erwirtschaftet.

Weitere Mittel sollen durch das Fotoprojekt mit dem international renommierten Fotografen Horst Hamann eingenommen werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert einen Teil der Naturwerksteinarbeiten mit einer Summe von 50.000 Euro. Ein weiterer Teil wird aus den jährlichen Zuwendungen des Dombauvereins finanziert. Das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich mit Übernahme von 40 Prozent an der substanzerhaltenden Maßnahme. Das Domkapitel bemüht sich um weitere Finanzmittel, um die umfangreiche Maßnahme stemmen und noch vor dem großen Gründungsjubiläum 2030 abschließen zu können.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Dom zu Speyer: Das UNESCO Welterbe ist mehr als ein Gotteshaus
Dombaumeisterin Hedwig Drabik erklärt den Ablauf der Arbeiten am Speyerer Dom | Foto: Roland Kohls
Die Osttürme des Speyerer Doms werden für Sanierungsarbeiten eingerüstet | Foto: Roland Kohls
Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

Cornelia Bauer auf Facebook
Cornelia Bauer auf X (vormals Twitter)
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

79 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Wirtschaft & HandelAnzeige
Fensterbau Speyer: Fenster sind nicht nur ein wichtiges Gestaltungselement, die richtigen Fenster sparen auch Heizkosten und sorgen für mehr Sicherheit - Beratung gibt's beim Fensterbauer im Meisterbetrieb Piller in Speyer | Foto: Wirestock/stock.adobe.com
3 Bilder

Fensterbau Speyer: Alte Fenster lassen kostbare Energie nach außen entweichen

Fensterbau Speyer. Fenster sind viel mehr als bloße funktionstechnische Einrichtungen und Fassadenöffnungen. In ihnen offenbart sich ebenso wie in Türen und Rollladen der Charakter eines Hauses. "Fenster sind die Augen der Häuser." Das hat der französische Schriftsteller Jules Amédée Barbey d’Aurevilly bereits im 19. Jahrhundert festgestellt.  Um dieses charakterbildende Element kümmert man sich seit mehr als 30 Jahren bei der Piller GmbH in Speyer in Rheinland-Pfalz. Unterschiedliche...

RatgeberAnzeige
Dieses Studio eignet sich bestens für ein Wohnen auf Zeit in Speyer oder als Ferienwohnung | Foto: GuestHouse Speyer
5 Bilder

Ferienwohnungen Speyer: Nahe der Altstadt komfortabel für Tage oder Wochen leben

Ferienwohnungen Speyer. Speyer ist eine schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und daher nicht nur für den kurzen Besuch attraktiv. Das GuestHouse bietet Unterkünfte nahe dem historischen Zentrum und der Altstadt. Im Studio lebt man wie in einer Ferienwohnung - für ein paar Tage oder Wochen, gerne aber auch für einen längeren Zeitraum. Wohnung in Speyer auf Zeit mieten - im komfortablen GuestHouse Langzeitaufenthalte, auf Neudeutsch Longstay, ermöglichen ein Wohnen auf Zeit und werden gerne...

RatgeberAnzeige
Bestattungen Germersheim: Für die Hinterbliebenen ist es wichtig, ein Beerdigungsinstitut zu finden, bei dem sie sich gut aufgehoben fühlen | Foto: Trauerhilfe Göck/Isaworks
4 Bilder

Bestattungen Germersheim: Was ist im Todesfall zu tun?

Bestattungen Germersheim. Die Trauerhilfe Göck ist ein verlässlicher Ansprechpartner für alle Bestattungsarten und Dienstleistungen, die Tod und Abschied es geliebten Menschen verbunden sind. Die kompetenten Bestatter aus Speyer kümmern sich auch um Bestattungen in Germersheim und in den Städten und Gemeinden im Kreis Germersheim, also auch in Lingenfeld, Lustadt, Schwegenheim oder Weingarten.  Dabei ist man offen für verschiedene Bestattungsformen: Erdbestattung oder Feuerbestattung,...

RatgeberAnzeige
Physiotherapie für Kinder: Bereits die Allerkleinsten profitieren von einer Behandlung, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen | Foto: Therapiezentrum Theraneos
3 Bilder

Physiotherapie für Säuglinge, Kinder und Jugendliche in Speyer

Physiotherapie für Kinder. Auch Säuglinge müssen manchmal zur Therapie, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen. Es gibt spezifische motorische Meilensteine; sind diese verzögert, kann eine Behandlung erforderlich sein. Physiotherapie für Kinder ist eine Therapieform, die sich auf die Förderung der Bewegungsfähigkeiten des Kindes bezieht. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf der körperlichen Entwicklungsförderung und dem Ausgleich von eingeschränkten...

RatgeberAnzeige
Pflegeberatung in Speyer: Grit Geib strahlt nach einem Vortrag vor Seniorinnen und Senioren | Foto: mein Pflegeteam Hochdörffer

Pflegeberatung unterstützt Pflegebedürftige und pflegende Angehörige

Pflegeberatung in Speyer. Patienten ab Pflegegrad 2 müssen alle sechs Monate, Pflegebedürftige ab Pflegegrad 4 alle drei Monate ein Beratungsgespräch nach §37 Abs.3 SGB XI nachweisen. Ohne dieses beratende Gespräch hat die Pflegekasse die Möglichkeit, Leistungen einzuschränken. Kommen Pflegegeldempfänger dieser Pflicht nicht nach, kann ihnen oder ihren Angehörigen also das Geld für die Pflege gekürzt oder gestrichen werden. Für Sachleistungen ist dieser Nachweis nicht erforderlich, aber wer als...

SportAnzeige
Muay Thai Speyer: Die Kampfsportart ist einer der Schwerpunkte im City Gym. Erfahrene Trainer kümmern sich hier in den Kursen um den Trainingsplan | Foto: brain2hands/stock.adobe.com
3 Bilder

Muay Thai Speyer: Thaiboxen zur effektiven Verteidigung

Muay Thai Speyer. Muay Thai ist auch als Thaiboxen bekannt. Es gehört zu den ältesten Kampfkünsten weltweit. Erstmals eingesetzt und entwickelt wurde es im alten Siam, dem heutigen Thailand. Damals verteidigten die Kämpfer mit Muay Thai traditionell ihr Königreich erfolgreich gegen die aggressiven Nachbarstaaten. Die Sportart Muay Thai ist eng mit der Geschichte Thailands verbunden Muay Thai ist ein Vollkontakt-Kampfsportart, Schutzausrüstung ist hierbei unerlässlich. Auch im Amateurbereich....

Online-Prospekte in Speyer und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ