Kath und Pete Atkins berichten in Speyer über „Fresh Expression of Church“
Einblick in neue und überraschende Formen von Kirche

Kath und Pete Atkins (rechts) mit Felix Goldinger, Referent für missionarische Pastoral im Bistum Speyer (links).  | Foto: Yvette Wagner
  • Kath und Pete Atkins (rechts) mit Felix Goldinger, Referent für missionarische Pastoral im Bistum Speyer (links).
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Speyer. Wie können Menschen zum Glauben finden? Wie sieht eine erfolgreiche Mission aus? Großbritannien hat auf diese Fragen eine erstaunliche Antwort gefunden und schon viele andere Länder angesteckt. Die Bewegung nennt sich „Fresh Expression of Church“. Sie hat neue, überraschende Formen von Kirche geschaffen und viele neue Christen gewonnen. Was sich genau hinter der Bewegung verbirgt und wie die Mitglieder ihren Glauben im Alltag leben, berichteten die Briten Kath und Pete Atkins am Samstag, 9. Juni, bei einem Kaffeekränzchen in Speyer. Wenn man Nicht-Christen in die Kirche einlade, kommen sie nicht, sprach Pete Atkins aus, was viele wissen. Und seine Frau Kath ergänzte: „Für viele Menschen ist ein Kirchenbesuch wie eine Reise in ein fremdes Land. Das vergessen wir oft.“ Deshalb verfolgt Fresh Expressions einen anderen Weg. „Wir gehen zu den Menschen hin und bleiben dort“, sagt Pete Atkins. Mehr noch. Nicht die Mission formt die neue Gemeinschaft, sondern die Menschen selbst bestimmen, wie ihre Kirche aussehen soll - ein wichtiger Punkt, wie er betonte. Im Übrigen lebten in der westlichen Gesellschaft Menschen vieler Nationen und mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen zusammen. Da sei es schwierig, alle in einer Kirche zusammenzubringen.

Alle begegnen sich auf Augenhöhe

Innerhalb von Fresh Expressions begegnen sich alle auf Augenhöhe. Gemeinsam beten sie, lobpreisen den Herrn, feiern Abendmahl, lesen die Bibel, unterstützen sich und andere. Neben regelmäßigen Zusammenkünften im Haus der Atkins, bei denen der Glauben im Mittelpunkt steht, lädt die Gemeinde zum gemeinsamen Essen ein. Auch öffentliche Aktionen im Ort stehen auf dem Programm, unter anderem eine turbulente Suche nach dem Jesuskind samt Esel und Pub-Durchquerung, an der sich mehr als 100 Menschen beteiligen und Spaß haben. „Das Kirchenverständnis hat sich in England grundlegend geändert“, stellte Felix Goldinger fest. Er ist Referent für missionarische Pastoral im Bistum und hatte gemeinsam mit Pfarrerin Stefanie Schlenczek vom Missionarisch-Ökumenischen Dienst der Landeskirche zu dem Treffen mit den Briten eingeladen. Gekommen waren zehn Neugierige, die meist ehrenamtlich in den Kirchen engagiert sind. Die Runde staunte, als die Atkins von 3500 bis 4000 neuen christlichen Gemeinschaften in England sprachen, die durch die noch junge Fresh-Expressions-Bewegung entstanden.

Die Fresh-Expressions-Bewegung begann 2004 und wird von sechs Partnern getragen: der Kirche von England, der Kirche von Schottland, den Baptisten, Methodisten, der Reformierten Kirche und der Heilsarmee. Ein weiterer wichtiger Punkt, den die Atkins mehrfach betonten: Die neuen Formen ersetzen nicht die traditionellen, sondern stehen gleichberechtigt daneben. Traditionelle Kirche werde nicht abgewertet und es gehe nicht um eine Diskussion über das einzig Wahre. Pete Atkins: „Wir arbeiten eng mit traditionellen Kirchen zusammen. Wir lieben die ganze Kirche.“ Die Zusammenarbeit über die Konfessionsgrenzen hinweg sowie zwischen Alt und Neu bezeichnete er als Schlüsselelement.
Die Speyerer hatten Kath und Pete Atkins letztes Jahr bei einer Kundschafterreise des Bistums Speyer kennengelernt. Unter der Gesandtschaft befand sich auch der damalige Generalvikar Franz Jung. Weil Kath und Pete Atkins seine Bischofsweihe in Würzburg miterleben wollten, reisten sie nach Deutschland und machten gerne einen Abstecher nach Speyer, um über ihr Engagement zu sprechen. Beide gründeten vor 22 Jahren eine eigene freikirchliche Gemeinschaft in einem kleinen Ort in Mittelengland – das geschah noch vor dem Start der Fresh-Expressions-Bewegung. Dass sich neue Strömungen in der Kirche entwickeln, ist in England nicht ungewöhnlich, erläuterte Pete Atkins. Er und seine Frau wurden von ihren Familien stark christlich geprägt, sind aber keine ausgebildeten Theologen und hatten zuvor keine Position in der Kirche. Für das Fresh-Expressions-Netzwerk bietet das Paar nun Ausbildungskurse an.

„Das wollen wir hier auch starten!“

Felix Goldinger ist von Fresh Expressions begeistert: „Das wollen wir hier auch starten!“ In Deutschland würden einzelne Landeskirchen und Bistümer gerade erste Erfahrungen mit diesem neuen Weg sammeln, sagte er. Auch das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz ziehen an einem Strang und bieten Stammtische für Entdecker an, die auf der Suche nach neuen missionarischen Formen von Gemeinde sind. Ob Fresh Expressions auch hier möglich seien, fragte Pete Atkins, der wie seine Frau englisch sprachen, was dank Johanna Greenslade ins Deutsche übersetzt wurde. Eine Teilnehmerin zeigte sich skeptisch. „Ja, schon“, überlegte sie, „aber die Strukturen behindern uns.“ Es müsse anders gedacht werden, fügte Felix Goldinger hinzu. „Das ist die große Herausforderung.“
Mehr über Fresh Expressions in Deutschland unter www.freshexpressions.de. ps

Hinweis:
Ein nächster Stammtisch für Entdecker findet am Dienstag, 19. Juni, in Neustadt satt. Weitere Termine sind am 13. August in Kaiserslautern und am 6. November in Homburg. Mehr Infos dazu unter www.schon-jetzt.de

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