Vertreterinnen aus dem Bistum zum Weltfrauentag
Es gibt noch viel zu tun
Speyer. Zum heutigen internationalen Weltfrauentag melden sich vier Frauen zu Wort, die im Bistum Speyer an ganz unterschiedlichen Stellen Verantwortung tragen. Sie teilen die Überzeugung, dass trotz aller Fortschritte noch viel zu tun ist, bis tatsächliche Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen erreicht ist.
„Die Corona-Pandemie hat uns in der Gleichstellung um Jahrzehnte zurückgeworfen und alte Rollenbilder, alte Arbeitsaufteilungen waren in überraschender Schnelligkeit wieder da“, so die Einschätzung von Personalchefin Christine Lambrich. Sie verweist auch auf den gestrigen equal pay day, der darauf aufmerksam macht, dass Frauen immer noch weniger als Männer verdienen.
Der Weltfrauentag könne nur ein Tag des Mahnens sein, sich in allen Bereichen gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen. „Für das Bistum Speyer heißt das: Entlohnung nach Tarif, flexible Arbeitszeiten, Teilung von Stellen, Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, faire Arbeitsbedingungen. Neu aufgestellt haben wir uns im Bereich Führungskräftetraining, den wir noch ausbauen werden. Aber: Noch gibt es genug zu tun. Er ist auch eine Mahnung an uns als Kirche“, betont Lambrich.
Dr. Irina Kreusch, Leiterin der Hauptabteilung Schulen, Hochschulen und Bildung im Bistum Speyer, weist darauf hin, dass Erziehungsarbeit privat wie beruflich bis mindestens zur weiterführenden Schule weiblich sei. In der Leitung und Führung sei dies aber noch nicht selbstverständlich. Außerhalb der Grundschule seien Frauen nach wie vor als Schulleitungen in der Minderheit.
Deshalb unterstütze die katholische Kirche im Bistum Speyer „traditionell die Monoedukation von jungen Frauen und Mädchen. Sechs reine Mädchenschulen liegen im Bistumsgebiet, die von starken Ordensfrauen hier gegründet wurden. Sie bilden bis heute jährlich rund 3500 junge Frauen aus, die damit bildungsstark und auf Grundlage christlicher Werte ins Leben gehen. Ihre Vorbilder Edith Stein, Maria Ward, Franz und Klara von Assisi sind Vorbilder für Frieden und Christsein in der Gesellschaft “, erklärt Kreusch. „Ich wünsche der Generation junger Frauen in dieser Prägung den Mut, diesen Frieden zu leben und durchzusetzen, heute im März 2022 mehr denn je.“
Teilzeitarbeit zur Betreuung der Kinder und pflegebedürftigen Angehörigen werde immer noch meist von Frauen erwartet, berichtet Nadine Korz, Leiterin der Regionalverwaltung Kaiserslautern. „Für viele Frauen, die nach der Elternzeit in ihren Beruf zurückkehren, besteht häufig keine Chancengleichheit auf der Karriereleiter und der Beschäftigungsumfang muss zurückgefahren werden, um die Betreuung der Kinder sicherzustellen.“ Eine unterschätzte Folge zeige sich im Alter: „Frauen sind viel häufiger von Altersarmut betroffen als Männer.“
An vielen Arbeitsplätzen im Bistum Speyer würden bereits Maßnahmen getroffen, die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern und die Arbeitszeit flexibler und familienfreundlicher zu gestalten. „Solche Maßnahmen sollten überall in der Arbeitswelt ein Baustein sein, auf Chancengerechtigkeit hinzuwirken“, so Korz.
„Frauenarbeit ist Menschenrechtsarbeit“, ist Monika Kreiner, Referentin für Frauenarbeit im Bistum Speyer, überzeugt. Trotz vermeintlich herrschender Emanzipation, sei zum Beispiel das weltweite Drama der Prostitution „ein eindringlicher Beleg dafür, dass eine riesige Kluft herrscht zwischen der weit verbreiteten Annahme, Frauen in Europa seien faktisch gleichberechtigt und einer tatsächlich noch immer in Rollenbildern und festen Zuschreibungen verharrenden Gesellschaft.“ Einen eindringlichen Blick in die Lebenswirklichkeit von Frauen weltweit biete alljährlich der Weltgebetstag der Frauen oder die Begegnung mit Gästen aus der Weltkirche.
Die katholischen Frauenverbände und die Frauenseelsorge trügen dazu bei, Frauen und Mädchen weiter in ihrem Selbstwertbewusstsein zu stärken und für tatsächliche Gleichberechtigung auf allen Ebenen einzutreten.
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