Wiedereröffnung der Tagespflege
"Es war eine sehr einsame Zeit"
Speyer. „Es war eine sehr einsame Zeit." Elisabeth Roth blickt auf das vergangene Jahr zurück. Nichts lief mehr in dem Betreuten Wohnen, in dem die 93-Jährige lebt, und auch die Tagespflege hatte geschlossen. Nun sitzt sie nach einem kleinen Mittagsschläfchen am Kaffeetisch im Raum der Tagespflege und erzählt. Zum ersten Mal seit vielen Monaten ist sie wieder hier. Einmal die Woche kam sie vor der Schließung und so soll es jetzt auch wieder weitergehen. Sie freut sich, selbst das Essen hat ihr heute nach langem endlich wieder einmal geschmeckt.
Wie die meisten Gäste der Tagespflege wird die Seniorin morgens von den Maltesern zuhause abgeholt und in die Räume der Tagespflege gebracht. Andere werden von ihren Angehörigen gefahren. Elisabeth Roth nimmt gerne an den ständig wechselnden Angeboten teil. Los geht es mit einem gemeinsamen Frühstück. Ganz wichtig für Elisabeth Roth: das morgendliche gemeinsame Zeitungslesen. Danach gibt es wechselnde Angebote. Alltagsbegleiterin Susan Nentwich hat schon eine lange Liste mit Ideen für die nächsten Wochen.
Vom Bibelbingo über Fingergymnastik bis zu Würfelspielen. Bewegungseinheiten sind auch jeden Tag dabei, das sei ganz wichtig, sagt sie. Wenn sie das Schwungtuch oder Softbälle hervorholt, freuen sich die Senioren. „Das weckt die Geister“, sagt Susan Nentwich lachend. Lachen sei übrigens auch ganz wichtig, stellt sie fest und in der Tagespflege wird tatsächlich viel gelacht. Dass ihnen das in den vergangenen Monaten sehr gefehlt hat, erzählen die Besucher, einfach mal einen fröhlichen Tag in Gesellschaft zu verbringen.
„Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit. Das hat viel mit den Menschen gemacht“, sagt Gudrun Wolter, die Einrichtungsleiterin des Caritas-Altenzentrums St. Martha. Angehörige berichten, das viele der Senioren kognitiv, aber auch körperlich abgebaut haben. Fast die Hälfte der ehemaligen Tagespflegebesucher sei nicht mehr wiedergekommen. Einige sind gestorben, andere in die stationäre Pflege gewechselt. Doch es sind neue Gäste da, die bisher die Ende Juni geschlossenen Tagespflege Luna in Speyer besucht haben. Zehn Senioren können von Montag bis Freitag jeden Tag in der Tagespflege betreut werden. Manche kommen - so wie Elisabeth Roth - nur einen Tag in der Woche, andere sind hier jeden Tag zu Gast.
Die Tagespflege betreut Menschen ab 60 Jahren, die mindestens Pflegegrad zwei bescheinigt bekommen haben. Während eingeschränkte Mobilität und Demenz kein Problem darstellen, wird es schwierig, wenn Senioren eine Einzelbetreuung brauchen, aggressiv sind oder eine ausgeprägte Weglauftendenz zeigen.
Nach der Kaffeepause machen sich die Senioren auf zu einem kleinen Spaziergang in den Garten des Caritas-Altenzentrums. Doch vorher nimmt Pflegehelferin Annemarie Kuhnke ihren Gast Elisabeth Roth noch schnell in den Arm. Die Freude, sich nach so langer Zeit endlich wieder sehen zu dürfen, ist groß. Das sieht man am Strahlen in ihren Gesichtern - trotz Maske.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.