Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer
Examen am Patienten-Dummy
Speyer. In diesem Jahr durften die praktischen Abschlussprüfungen an der Schule für Pflegeberufe am Sankt Vincentius Krankenhaus nicht wie gewohnt an realen Patienten stattfinden - zum Schutz der Patienten und Fachprüfer. Dies stellte das Schulteam vor eine große Herausforderung. Schnell war man sich einig, dass eine reine Fallbesprechung den hohen Anforderungen an die Pflegeausbildung, vor allem in Sachen Patientenzuwendung, nicht gerecht werden würde.
So fand man eine Lösung, die zwar zeitaufwendiger in der Vorbereitung, aber für die Auszubildenden mit Perspektive auf ihren künftigen Berufsalltag zielführender war: Die praktische Prüfung am Bett - mit einem Dummy als Patient. Daniel Kroneder, Leiter der Schule für Pflegeberufe am Sankt Vincentius Krankenhaus erklärte: „Theoretisches Wissen ist die eine wichtige Sache - genau so wichtig ist es für uns, die angehenden Kolleginnen und Kollegen in ihren praktischen Kompetenzen zu stärken und so bestens auf den Alltag vorzubereiten“ und ergänzt „anhand eines mündlich besprochenen Falls ist Handlungskompetenz im praktischen Umgang mit den Patienten schwer zu beurteilen.“
Auch Babette Scheffers, Prüfling aus dem betroffenen Ausbildungsjahrgang 2017/2020 bestätigt dies: „Natürlich war es im ersten Moment komisch einen Dummy zu pflegen, aber mit ein bisschen Vorstellungskraft fand ich schnell in meine Rolle und die individuelle Pflegeplanung hatte ich ja vorher schon für meinen 'echten' Patienten erstellt.“
Um die Prüfungssituation so realistisch und prozessorientiert wie möglich abbilden zu können, erfolgte die Vorbereitung auf den Prüfungstag anhand eines realen Patienten auf der Station, wo die Auszubildende zum gleichen Zeitpunkt tatsächlich eingesetzt war. Im Verlauf des Prüfungsgeschehens veränderten die Fachprüfer dann sogar die Situation so weit, als dass sie dem Dummy verschiedene Komplikationen unterstellten. Babette Scheffers musste daraufhin entsprechend reagieren – so wie im Alltag auch. Auch die Vitalwerte (Blutdruck, Puls, Temperatur usw.) wurden vorgegeben und bei einer notwendigen ärztlichen Anordnung schlüpfte einer der Fachprüfer in die Rolle des Stationsarztes.
Zum Abschluss der Prüfung erfolgte analog der vergangenen Jahre das Prüfungsgespräch, in dem die Auszubildende ihr pflegerisches Handeln und das Prüfungsgeschehen reflektierte und die Fachprüfer noch Vertiefungsfragen zur Pflegesituation stellten.
Die drei Stunden Prüfungszeit seien wie im Flug vergangen, berichtet Scheffers und ergänzt: „vielleicht, weil ja auch alles anders war in diesem Jahr“. Die junge Gesundheits- und Krankenpflegerin kann sich nun über ihr bestandenes Examen freuen und sich auf ihr begleitendes Pflegestudium an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen konzentrieren, das sie berufsbegleitend noch eineinhalb Jahre absolviert und mit dem Bachelor in Pflege abschließen will.
Mit ihr haben noch weitere zwölf Auszubildende des Jahrgangs 2017/2020 das Examen bestanden: Kaltrina Bungu, Chiara Falla, Hülya Gallagher, Yasmin Impertro, Kim Zoé Messemann, Nikinaz Nemanpoor, Leon Nieweg, Emilia Nowak, Sabrina Reber, Gulmira Turdueva, Alexander Urbanski und Marija Vrdoljak. Auf eine große Feier im festlichen Rahmen mussten sie allerdings verzichten. Doch Dr. Wolfgang Schell, Geschäftsführer der Krankenhaus-Stiftung der Niederbronner Schwestern als Träger der Schule für Pflegeberufe, hatte sich eines nicht nehmen lassen: die persönlich Gratulation und Zeugnisübergabe an jeden Einzelnen. „Zwar mit Abstand, aber von ganzem Herzen!“ ps
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