Weiberbratenvereinigung Berghausen
"Hier wird unsere Hilfe dringend gebraucht"
Speyer | Berghausen. Im Januar 1706 brannte das Speyerer Gutleuthaus, ein Haus für Alte und Kranke. Die Überlieferung besagt, dass 59 beherzte Milchfrauen aus Berghausen den Brand mit der Milch, die sie in Speyer verkaufen wollten, gelöscht haben, da das Wasser in den Brunnen gefroren war. Die alten und kranken Bewohner des Gutleuthauses wurden durch ihr beherztes Eingreifen gerettet.
An diese Heldinnentat erinnert die Weiberbratenvereinigung Berghausen, ein Frauenverein, der sich sozial engagiert und das Brauchtum pflegt. Den knapp 200 Frauen geht es darum, sich für Menschen, die in Not geraten oder bedürftig sind, einzusetzen und da zu helfen, wo dringend Hilfe benötigt wird. Am Liebsten mit einem persönlichen und regionalen Bezug.
Auch in diesem Jahr haben die Frauen wieder "den Rücken krumm gemacht", um Geld für soziale Zwecke zu erwirtschaften. Sie haben beim Hohlbrunnenfest im Sommer und beim Weihnachtsmarkt in Berghausen am ersten Advents-Wochenende Waffeln gebacken und verkauft. Der Erlös wurde aus den Rücklagen der Vereinigung auf insgesamt 2.500 Euro aufgestockt und geht heuer erstmals an eine einzige Einrichtung: die Soziale Anlaufstelle Speyer (SAS).
"Hier wird unsere Hilfe dringend und sofort gebraucht", erläutert Vorsitzende Ingrid Simon die Entscheidung des Vorstands. Zunächst war es um eine Spende von 1.500 Euro für die Anschaffung von Winter-Schlafsäcken für die SAS gegangen. Am Freitag waren Ingrid Simon und Monika Dörr vom Vorstand zur Spendenübergabe in Speyer. Stefan Wagner, ehrenamtlicher Leiter der SAS, führte die Vertreterinnen der Weiberbratenvereinigung durch das ehemalige Kiosk, erzählte von den Aufgaben der Einrichtung und von den Problemen und Herausforderungen, die die aktuellen Krisen für die Menschen mitbringen, die eh schon wenig haben.
"Wir sind da raus gegangen und haben beide dasselbe gedacht", sagt Ingrid Simon: "Wir müssen hier einfach helfen". Also haben die beiden ihre Vorstandskolleginnen kontaktiert und einen in der Vereinsgeschichte einmaligen Beschluss gefasst. Erstmals gehen die Erlöse aus beiden Verkaufsaktionen des Jahres plus eine Aufstockung - insgesamt 2.500 Euro - an nur eine einzige Einrichtung. "Hier brennt die Hütte", sagt Ingrid Simon und erinnert damit an den Brand von 1706. Und wieder gehe es darum, armen Menschen zu helfen. "Das ist genau das, wofür die Weiberbratenvereinigung steht."
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