Neue Chororgel in der Gedächtniskirche
Jetzt werden die Pfeifen zum Klingen gebracht
Speyer. 120 Jahre hat es gedauert, doch nun ist es bald soweit. Die Gedächtniskirche Speyer bekommt eine neue Chororgel. "Endlich eine gescheite!", freut sich Bezirkskantor Robert Sattelberger. Der Einbau ist fertig, alles habe sehr gut geklappt. Jetzt werden die Pfeifen intoniert. Ungefähr vier Wochen dauert es, jede einzelne Pfeife zum Klingen zu bringen. Intonateur Andreas Saage sorgt dafür, dass der Klang der neuen Orgel stimmt. Danach wird sie auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie an Pfingstmontag der Öffentlichkeit vorgestellt und im Gottesdienst gespielt wird.
Schon bei der Einweihung der Gedächtniskirche Speyer hatte man über eine vernünftige Chororgel nachgedacht, doch mangels Geld und Verwendungsmöglichkeiten blieb es bei den Planungen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fanden regelmäßig Gottesdienste und Amtshandlungen in der Kirche statt. Ein Instrument für den Chorraum wurde gebraucht, doch weil nur wenig Geld vorhanden war, reichte es nur für ein "Behelfsinstrument". 5.000 Mark kostete die Orgel der Orgelbaufirma Oberlinger aus Windesheim damals. Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger ist sich nicht sicher, wer mehr zu ertragen hatte: die Orgel wegen der vielen Schüler, die ihre ersten Schritten auf dem Instrument unternahmen, oder die Schüler mit der Orgel. "Sie war nicht klangschön und sehr schwierig zu spielen", sagt er.
Diese unbefriedigende Situation endet bald - dank einer großen Spende im Bauverein und der Übernahme der Restfinanzierung durch die Landeskirche. Doch nicht alle Wünsche konnten wahr gemacht werden: Der Plan, die Orgel auf der gegenüberliegenden Seite der Kanzel zu stellen, ließ sich nicht realisieren. Die Fundamente waren dafür nicht stabil genug und die Fußbodenheizung hätte entfernt werden müssen. Ganz kurz gab es dann mal die Überlegung, die Orgel mit Drahtseilen an der Decke aufzuhängen - doch davon kam man schnell wieder ab. Das wäre ein Standort nah beim Chor und den Menschen gewesen, so sei es halt indirekter, "aber auch gut", versichert Sattelberger.
Es bleibt beim bisherigen Standort hinter dem Altarretabel - aber mit direkt mechanischer Traktur. Das heißt, der Orgelspieler sitzt hinten bei seinem Instrument und kann von der Seite ins Kirchenschiff schauen. Eine kleine Kamera mit Bildschirm sorgt bei stehendem Chor im Altarraum für Sichtkontakt. Die Kosten für die neue Orgel liegen bei rund 550.000 Euro; gebaut hat die Orgel die Firma Klais aus Bonn, Familienbetrieb in vierter Generation und Marktführer im modernen Orgelbau. Die bisherige Orgel wurde von einer katholischen Gemeinde in Mindelheim gekauft.
Anfang Januar wurde das Gehäuse aufgebaut, die Pfeifen aufgestellt, die mechanische Traktur am neuen Spieltisch verankert. "Alles wie aus dem Baukasten, denn alle Teile wurden natürlich passgerecht in der Werkstatt in Bonn hergestellt", erläutert Robert Sattelberger. Vier junge Damen und Herren aus dem Rheinland waren einen knappen Monat lang von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends mit dem Aufbau beschäftigt. Jetzt hat Intonateur Andreas Saage mit seiner Arbeit begonnen. "Auf diese fast mystische Klangentwicklung bin ich selbst am meisten gespannt", verrät Sattelberger. Ende Februar soll sie dann eigentlich schon fertig sein, die neue Chororgel, ruht erstmal und wird dann im Frühjahr nachgearbeitet. Wartung? Nicht nötig!
Einweihung der „Königin“
Am Pfingstmontag, 24. Mai, wird die kleine „Königin“ dann in einem Festgottesdienst um 10 Uhr mit Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und viel Musik eingeweiht. Jochen Steuerwald spielt die Orgel und Robert Sattelberger dirigiert - hoffentlich - die Speyerer Kantorei. Dabei soll auch der Orgelsachverständige Gero Kaleschke in den Ruhestand verabschiedet werden. Anschließend besteht dann die Möglichkeit für Führungen und eigenes Spiel, bevor am Abend um 18 Uhr das Einweihungskonzert beginnt.
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