Ökumenisches Gipfeltreffen in Speyer
Kirchen wollen zusammen wachsen

Foto: Pixabay

Speyer. Unter dem Motto „Zusammen wachsen“ wollen die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer die Kooperation vor allem auf der Ebene der Leitung und Verwaltung verstärken. Das haben die Leitungsgremien, der Allgemeine Geistliche Rat auf katholischer Seite und das Kollegium des Landeskirchenrats auf evangelischer Seite, bei ihrer ersten gemeinsamen Tagung beim ökumenischen Gipfeltreffen am Dienstag im Speyerer Priesterseminar beraten.

„Wir stehen als Kirchen vor ähnlichen Herausforderungen und sehen als gemeinsamen Auftrag, in die teilweise sehr harten und schmerzhaften Umbrüche der Welt hinein die christliche Botschaft von Glaube, Liebe und Hoffnung zu bezeugen“, erklärten Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad. In vielen Feldern wirken die beiden Kirchen schon eng zusammen, zum Beispiel in der Hospizhilfe, der ambulanten Pflege, der Telefon- und Notfallseelsorge, ebenso beim gemeinsamen Eintreten für Frieden, globale Gerechtigkeit und Klimaschutz. „Da ist großes Vertrauen zwischen uns gewachsen“, stellten Kirchenpräsident und Bischof übereinstimmend fest.

Jetzt wollen sie auf diesem Weg weitere Schritte gehen, um die Kräfte noch stärker zu bündeln. Denn es zeichnet sich ab, dass die personellen und finanziellen Spielräume in beiden Kirchen enger werden. „Umso mehr muss die Ökumene zur Grunddimension werden, die all unser Tun durchdringt. Die unterschiedlichen Traditionen sollen nicht der gegenseitigen Abgrenzung dienen, sondern das ökumenische Miteinander bereichern.“

Beim Treffen der kirchlichen Leitungsgremien wurden zum Beispiel im Blick auf die Fort- und Weiterbildung, die Beratungsdienste von Caritas und Diakonie und die gemeinsame Nutzung kirchlicher Immobilien Perspektiven einer weitergehenden Zusammenarbeit entwickelt. „Wir wollen uns nicht zurückziehen, sondern die Gesellschaft weiterhin aktiv mitgestalten. Dabei geht es uns nicht um die eigene Relevanz als Kirche, sondern um die Lebensdienlichkeit der christlichen Botschaft“, betonten Schad und Wiesemann. Bereits bei der ökumenischen Pfingstvesper im Speyerer Dom hatten sie die gemeinsame Überzeugung ausgedrückt, dass „unser Zeugnis wirksamer und glaubwürdiger ist, wenn wir gemeinsam reden und handeln, wo immer es theologisch möglich und strukturell sinnvoll ist.“

Die Bündelung der Kräfte soll zugleich Freiräume schaffen, um in gemeinsamen Initiativen für den christlichen Glauben zu werben. Auch besteht die Hoffnung, dass die stärkere Zusammenarbeit auf den Ebenen der Leitung und Verwaltung positiv auf das ökumenische Miteinander in den Gemeinden ausstrahlt. Die Leitungsgremien setzten bei ihrer Zusammenkunft in Speyer eine gemeinsame Arbeitsgruppe ein, die den Prozess des ökumenischen Zusammenwachsens koordinieren soll. Die Überlegungen werden in der zweiten Jahreshälfte in die Beratungen der evangelischen Landessynode und der katholischen Diözesanversammlung eingebracht.

Am Nachmittag referierte Thomas Söding, Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum, über ein Anfang des Jahres in die Diskussion gebrachtes Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen in Deutschland zur Frage von Eucharistie und Abendmahl. Dieses hatte eine wechselseitige Einladung zu Eucharistie und Abendmahl angeregt. „Die Trennung am Tisch des Herrn, die Protestanten und Katholiken jahrhundertelang praktiziert haben, ist eine offene Wunde am Leib Christi“, sagte Söding und plädierte für eine Deutung aus dem Blickwinkel von „Glaube, Liebe und Hoffnung“.

Dieser müsse mit einer Wiederentdeckung der christlichen Freiheit einhergehen. Die wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl und Eucharistie hält er aus theologischer Sicht für begründbar und möglich, denn in den unterschiedlichen liturgischen Formen und Traditionen komme der gleiche Glaube zum Ausdruck. Es gebe zwischen beiden Konfessionen eine „stabile gemeinsame Basis“ im Verständnis von Eucharistie und Abendmahl. Die verbleibenden Differenzen dürften daher keinen kirchentrennenden Charakter haben.

Kirchenpräsident Christian Schad bewertete den Vorstoß der Theologen ebenfalls positiv: „Das Papier ist eine Ermutigung dazu, Christi Einladung zu seinem Mahl an die weiterzugeben, die er in der Taufe mit sich verbunden hat“. Auch er sprach sich dafür aus, in der wechselseitigen eucharistischen Gastfreundschaft „dem Vertrauen auf den Geist Gottes sichtbar Ausdruck zu geben“. Dabei gehe es nicht um eine „Bagatellisierung der Unterschiede oder um Gleichmacherei“, sondern um den Respekt davor, dass „die Einladung durch Jesus Christus jeder konfessionellen Unterscheidung zeitlich und sachlich vorausgeht.“

Schad wies in seinem Referat darauf hin, dass am Anfang der Liturgiegeschichte eine „Vielfalt der Feierformen“ gestanden habe. Daraus ergebe sich ein konfessionelles Selbstverständnis, das die „eigene Identität nicht primär als exklusiv bestimmt, sondern als partizipativ an der einen Kirche Jesu Christi“. Auch warte die inner-und außerkirchliche Öffentlichkeit mit guten Gründen „auf sichtbare Fortschritte, die glaubwürdig Zeugnis für das gemeinsame Christusbekenntnis geben“.

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Cornelia Bauer aus Speyer

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