BriMel unterwegs
Kunstausstellung „Golden Atelier“ REFLEXIONEN
Speyer. Am 6. November konnten 13 ausgewählte Gemälde und Zeichnungen sowie Fotografien des Speyerer Künstlers Tobias Schneider im Erdgeschoß des Cura-Center Speyer besichtigt werden. Der 44-jährige sympathische Künstler war anwesend und gab einen höchst interessanten Einblick in seine Schaffenswelt und seinen Ideen. Tobias Schneider präsentiert in seiner aktuellen Ausstellung einen anderen Blick auf bereits bekannte Orte in Speyer, insbesondere im Umfeld um die Gedächtniskirche. In der Ausstellung wird der Prozess von anfänglichen Skizzen, Zeichnungen, Fotografien bis hin zum Gemälde dargestellt, wobei die Reflexion hierbei das wesentliche Thema ist.
Tobias Schneider erfindet sich immer wieder neu, denn Stillstand ist nicht sein Wesen. In seinem neuen Atelier ohne Fenster bringt er Licht durch seine vielseitige und schöpferische Schaffenskraft in Form von Arbeiten mit Acryl, Aquarellen, Fotografie und Holzskulpturen. Er hat die Cyanotypie (Blaudruck) weiterentwickelt und mit Primärfarben am Beispiel der Gedächtniskirche praktisch neu „erbaut“, nämlich abstrakt, aber dennoch erkennbar und macht sie so einzigartig. Er lässt sich inspirieren von anderen Künstlern, lehnt jedoch die Kopie bekannter Werke ab.
Fotos von Spiegelungen brauchen nicht immer in Pfützen oder Seen gemacht werden, er fotografiert Reflexionen in Schaufenstern oder Autoscheiben, um so das Hauptmotiv aus der Umgebung aufzunehmen. Auf seinen Reisen macht er sich tagebuchartige Notizen und Schnellskizzen zur Erinnerung für spätere Arbeiten und um in der Übung zu bleiben. Einen Teil dieser Eindrücke hat er ebenfalls hier ausgestellt.
Man muss in seiner inneren Mitte bleiben, denn jede Abweichung bringt eine Verzerrung der Wahrnehmung. Was „Wahrnehmung“ bedeutet, dieser Frage ging der Künstler nach. Umso wichtiger ist es für Tobias Schneider selbst in seiner Mitte zu sein. So sitzt er gerne mal bei einer Tasse Tee im Café und hängt seinen Gedanken nach, hat wahrlich viele Gedanken und beschäftigt sich gerne mit der Philosophie. Er ist ein Gesamtpaket als vielseitiger Künstler, ein Philosoph, Denker und Maler.
Viele Künstler fertigen lediglich ein Abbild ihres Umfeldes durch die Augen ihrer Vergangenheit an. Sie kopieren das Bekannte, beeinflusst durch ihre Erfahrungen, Eindrücke und individuellen Wertungen. Umso wichtiger ist es, so Schneider, sich an seine eigenen Grenzen des Lebens zu bringen und seinen eigenen Filter abzubauen. Kunst beginnt weit vor der Anwendung von Maltechniken auf einer leeren Leinwand, dies zeigt sich hier in der Ausstellung durch den sehr persönlichen Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers und insbesondere in den Auszügen aus dem Skizzenbuch von Schneider.
Eine starke Inspiration fand Tobias Schneider Anfang des Jahres in der Ausstellung der Werke von Lyonel Feininger in der Schirn-Kunsthalle in Frankfurt. Hier konnte er die Entwicklung von Feininger anhand seiner Werke aufnehmen, erkannte sein Wesen und seinen Antrieb für sein Schaffen.
Auszüge aus dem Skizzenbuch von Schneider: Millionen Augen schauen auf Dich, jedes aus einem anderen Blickwinkel, eingefärbt mit einem individuellen Filter. Und so können die Augen nie Dein wahres Wesen erkennen. Du bist nicht die Spiegelung in den Augen anderer.
Wahre Kunst ist frei von allem, erst recht von der Vergangenheit. Zudem ist wahre Kunst keine Kopie des bereits Existierenden.
Die Ausstellung hängt noch bis 28.02.25 zu den üblichen Öffnungszeiten in dem großen roten Gebäude „Cura Center“ in der Iggelheimer Straße 26 (zwischen Pfitzenmeier und Bauhaus).
Wenn jemand mehr über den Schaffensprozess der ausgestellten Werke erfahren möchte kann ihn gerne kontaktieren: „Golden Atelier“ www.goldenatelier.de – info@goldenatelier.de (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.