Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus
Pflegerin an Lungen-Tuberkulose erkrankt
Speyer. Am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus in Speyer ist eine Pflegekraft der Kinder-Intensivstation, auf der auch viele Frühgeborene versorgt werden, an einer offenen Tuberkulose erkrankt. Das teilt das Krankenhaus mit. Es gebe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sie sich bei der Arbeit angesteckt haben könnte, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
„Auch wenn die Tuberkulose in Deutschland nur noch selten vorkommt, kann jede öffentliche Einrichtung von so einem Ereignis getroffen werden“, bedauert Dr. Hans-Jürgen Gausepohl, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Nach sorgfältiger Prüfung aller Fakten gehe man fest davon aus, dass das Ansteckungsrisiko für die kleinen Patienten, deren Eltern und auch die Mitarbeitenden sehr gering war.
Dies läge unter anderem an der Maskenpflicht, die im Haus gilt. Auch Dr. Folke Brinkmann, Mitglied im Expertenbeirat pandemische Atemwegsinfektionen des Robert Koch-Instituts (RKI), deren Einschätzung die Klinik eingeholt hat, hält das Risiko einer Ansteckung für „sehr, sehr überschaubar“.
Krankenhaus und Gesundheitsamt haben in den vergangenen Tagen die Kinder ermittelt, die als Kontaktpersonen gelten. Um maximale Sicherheit herzustellen, wird dabei ein Zeitraum vom 1. Juli 2021 bis zum letzten Arbeitstag der erkrankten Mitarbeiterin am 19. April betrachtet.
Die Eltern der insgesamt 193 Kinder, die als Kontaktpersonen gelten, habe das Gesundheitsamt bereits angeschrieben. Die Klinik hat dem Schreiben des Gesundheitsamts einen Elternbrief beigelegt und die nächsten Schritte erläutert. Auch eine telefonische Hotline hat man für die betroffenen Eltern eingerichtet, um sie in dieser Situation zu unterstützen.
„Die Kinder sollten zeitnah von ihrem behandelnden Kinderarzt untersucht und in der Regel auch getestet werden“, erklärt Gausepohl. Nur so könne sichergestellt werden, dass im Fall einer Infektion umgehend mit der Behandlung begonnen werde. Die Therapie mit Antibiotika sei zwar langwierig, aber effektiv. Bei der erkrankten Pflegerin wurden die Erreger auf Resistenzen untersucht: Die Bakterien scheinen auf die üblicherweise eingesetzten Antibiotika gut anzusprechen. Die Mitarbeiterin sei daher auch bereits auf dem Weg der Besserung.
Erwachsene gelten nach den Leitlinien des RKI erst dann als Kontaktperson, wenn sie insgesamt mindestens acht Stunden ungeschützten Kontakt zu einer an einer offenen Lungentuberkulose erkrankten Person hatten. „Das trifft nach unserem aktuellen Kenntnisstand weder auf die Eltern noch auf unsere Mitarbeitenden auf der Station zu, da beide Gruppen Maske getragen haben“, erklärt der Leiter der Krankenhaushygiene, Dr. Thomas Kienbaum. Trotzdem habe man sich entschieden, alle Mitarbeitenden auf der betroffenen Station direkt im Haus zu testen.
Insgesamt werden 82 Mitarbeitende verschiedener Berufsgruppen getestet, darunter Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, aber auch Psychologen, Therapeuten und Reinigungskräfte. Die meisten Testergebnisse liegen bereits vor. In einem Fall ist der Bluttest positiv ausgefallen. „Das bedeutet erst einmal nur, dass diese Mitarbeiterin in ihrem Leben bereits einmal mit dem Erreger in Kontakt war“, ordnet Kienbaum den Befund ein. Ob sie sich kürzlich bei ihrer erkrankten Kollegin angesteckt habe oder dieser Kontakt in einem komplett anderen Zusammenhang erfolgt sei und bereits länger zurückläge, lasse sich nur noch sehr schwer feststellen.
Wichtig sei, dass eine offene Lungentuberkulose mit Hilfe einer radiologischen Untersuchung der Lunge auf jeden Fall ausgeschlossen werden konnte. „Da nur Erkrankte mit der offenen Form einer Lungentuberkulose andere Personen anstecken können, ging von dieser Mitarbeiterin zu keinem Zeitpunkt ein Infektionsrisiko aus.“ Alle weiteren bisher vorliegenden Testergebnisse sind unauffällig. Unter anderem stehen wegen Urlaubs der zu Testenden noch Ergebnisse aus. Sie werden bis Ende der Woche erwartet.
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