Thorsten Thull aus Speyer produziert ehrenamtlich am heimischen 3D-Drucker
Schutzvisiere für die Corona-Helfer
Speyer. Als der Speyerer Thorsten Thull sich einen 3D-Drucker zum Geburtstag gewünscht und diesen auch bekommen hat, wäre er vermutlich nicht auf die Idee gekommen, dass er mit seinem ungewöhnlichen Hobby bald schon einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der medizinischen Grundversorgung leisten würde. Aber Corona macht es möglich, denn seit Beginn der Pandemie stellt der 39-Jährige mit Hilfe seines 3D-Druckers so genannte "Face Shields" - also Schutzvisiere für Menschen, die bei ihrer Arbeit mit dem Coronavirus in Kontakt kommen können - her.
"Die Idee mit den Face Shields kam in der 3D-Drucker-Community auf, kurz nachdem Corona zur Pandemie erklärt wurde", berichtet der Disponent. Die erste Datei wurde von der Firma Prusa kostenlos als Vorlage zu Verfügung gestellt und seit Erscheinen der Datei sei sie von der Community immer wieder verbessert worden, etwa was die Druckzeit angeht, erzählt Thull. "Es geht ja schließlich darum, Masse zu produzieren und Zeit zu sparen, nicht darum, besonders schön zu drucken".
15 Masken pro Tag - aus dem privaten 3D-Drucker
Er stellt die Masken alleine, bei sich zuhause her, der Arbeitsaufwand täglich für die 15 Masken, die sein Drucker schafft liege bei etwa zwei Stunden. "Ich habe den Aufruf der Stadt Speyer auf Facebook gesehen und meine Hilfe angeboten", berichtet Thorsten Thull. "Mit Unterstützung der Stadt und durch Facebook konnte ich die Reichweite erhöhen und die Menschen, die Bedarf haben, können mich so direkt ansprechen." Denn es bestehe immer noch sehr großer Bedarf, den er leider alleine kaum decken könne, sagt der 39-Jährige.
Ursprünglich sei das Material für die Visiere noch aus seinen eigenen Beständen gekommen, sagt Thull. Derzeit laufe sein Drucker dank einer sehr großen Spende des AWO Stadtkreisverbandes. Denn die Materialbeschaffung sei mittlerweile das größte Probleme, weiß der Speyerer: "Das Filament (das Plastik zum Drucken) kommt zu 90 Prozent aus China, auch die Folien und die Knopfloch-Gummibänder sind immer öfter vergriffen oder im Preis extrem gestiegen", berichtet er nicht ohne Sorge.
Ein Alltagsheld der Corona-Krise
Abnehmer seiner Masken sind all jene, die in der Region Speyer Kontakt zu möglichen Infizierten haben, meist im medizinischen Sektor. "Unter Anderem habe ich meine rund 400 Masken an das AWO-Seniorenhaus, das Seniorenhaus Storchenpark, das Abstrichzentrum, das Dialysezentrum, an Apotheken, Hausärzte, Kinderkrankenschwestern, Lieferdienste, die Caritas, Medikamenten -Lieferdienste und ähnliche Einrichtungen geliefert", so Thorsten Thull. Und er ergänzt: "Die Masken werden von mir kostenlos abgegeben, egal in welcher Stückzahl, solange ich noch Material habe werde ich welche produzieren".
Er habe bisher nur positive Rückmeldungen bekommen, die Menschen seien sehr froh, dass sie so ein bisschen mehr Schutz haben.
Und wie ist der Speyerer-Alltagsheld überhaupt auf die Idee gekommen, Masken herzustellen? "Ich bin drauf gekommen, die Masken zu drucken, weil ich denke, wenn jeder tut, was er kann, dann überstehen wir Krise ohne einen zu hohen Preis dafür zu bezahlen", sagt der 39-Jährige, der sich auch vor Corona schon ehrenamtlich engagiert hat - etwa als Fahrer für den AWO-Seniorenbus.
Und er richtet sich mit einer Bitte an die "Wochenblatt"-Leser: "Für ein Face Shild benötigt man 15 cm Knopflochband, eine Laminierfolie und Halter aus dem Drucker. Damit ich die Schutzvisiere weiter produzieren kann, brauche ich dringend Material, vor allem Filament und Knopflochband. Ich möchte nicht betteln, ich mache das alles privat, kann keine Spendenquittung ausstellen, aber wenn jemand helfen kann und Material beisteuern will, bin ich über jeden Kontakt glücklich", betont er.
Wer Thorsten Thull mit Materialspenden aushelfen kann, darf sich gerne an das Wochenblatt Speyer wenden. Schreiben Sie uns eine E-Mail an red-spe@suewe.de
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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