Rundgang durch die Innenstadt
Speyer hat auch abseits der Maximilianstraße viel zu bieten
Speyer. Wie kann die Speyerer Innenstadt noch attraktiver werden? Das ist die Kernfrage beim Innenstadt-Rundgang, zu dem die städtische Wirtschaftsförderung einmal im Jahr einlädt. Viele Besucher der Domstadt lernen nur den kleinen Abschnitt zwischen Dom und Altpörtel kennen. Wenn es so heiß ist wie derzeit, dann schaffen sie es nicht einmal bis zum Postplatz. Dabei hat das Speyerer Zentrum mehr zu bieten. Da sind sich Katja Gerwig und Heidi Jester von der Wirtschaftsförderung und Speyers Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler einig.
Aber wie kann Speyer seine Trümpfe noch besser ausspielen? Die Teilnehmenden am Rundgang waren aufgerufen, ihre Eindrücke zu schildern, zu sagen, was sie gut finden und was weniger, und Optimierungsvorschläge zu unterbreiten. Und auch wenn sich zum Rundgang durch die aufgeheizten Straßen recht wenige Interessierte einfanden, machten die dann doch rege Gebrauch von der Möglichkeit, sich mit der Stadtverwaltung über die Entwicklungen im Stadtzentrum auszutauschen.
"Unsere Innenstadt ist attraktiv, aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen", sagt Stefanie Seiler. Für die OB ein großes Thema: die Hitze in der Stadt. Oleander und Palmen entlang der Maximilianstraße bringen zwar mediterranes Flair auf Speyers Hauptstraße - aber keine Kühlung. Es gibt zu viel versiegelte Fläche und zu wenig Vegetation. Nicht nur schattenspendende Bäume fehlen, sondern auch Fassadengrün oder Dachbegrünungen, die für Verdunstungskühle sorgen könnten. Die Stadt will künftig bei ihren eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehen - auch mit einer bienenfreundlicheren Bepflanzung auf den Fensterbänken. Damit die Stadt grüner wird, brauche es viele kleine Maßnahmen. Seiler hofft, dass die Hauseigentümer mitziehen. Sie wolle motivieren, nicht vorschreiben.
Der Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau kommt die Auswahl einer geeignete Baumart für die Pflanzung in der Fußgängerzone für Klimaschutzmanagerin Katrin Berlinghoff gleich, denn: Bäume, die Schatten spenden, aber keine Arbeit machen, die gibt es nicht. Was braucht es noch in der Innenstadt, damit sich hier sowohl die Speyererinnen und Speyer als auch ihre Besucher wohlfühlen können? Wasserspiele wären schön, doch der Speyerbach bleibt wohl unter der Erde verdolt. Abstellmöglichkeiten fürs Fahrrad, E-Bike-Ladestationen und Mülleimer. Ist ausreichend erkennbar, wo in Speyer es Trinkwasserbrunnen gibt? Und wo Refill-Stationen?
Interessant: Fast alle Rundgang-Teilnehmer überschätzen die Möglichkeiten der Verwaltung, Einfluss auf die Struktur des Speyerer Einzelhandels zu nehmen. Viele Gebäude in der sogenannten 1A-Lage sind in Privatbesitz - und die Konditionen, zu denen die Eigentümer hier vermieten, sind für Existenzgründer und inhabergeführte Geschäfte meist jenseits ihrer Möglichkeiten. Dazu führt die Wirtschaftsförderung viele Gespräche mit Immobilienbesitzern, doch die Erfahrung von Katja Gerwig: Viele lassen lieber leer stehen, als Abstriche bei der Pacht zu machen. Und so sind es eher die Seitenstraßen, in denen sich Speyerer Händler und Dienstleister niederlassen. Positivbeispiele: Korngasse und Roßmarktstraße.
Zu einer großen Herausforderung könnte sich in naher Zukunft der Kaufhof entwickeln. Das Gebäude ist in Privatbesitz, noch bis 2026 gibt es einen Mietvertrag. Ob der verlängert wird, steht in den Sternen. Der Kaufhof sei ein wichtiger Anker in der Maximilianstraße, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt eng verbunden. Die Stadtverwaltung steht in engem Austausch mit Betriebsrat und Geschäftsführung. Positiv: Seit die Salierbrücke wieder offen ist, steige auch der Umsatz wieder.
Auch Postplatz und Gilgenstraße fordern Politik und Verwaltung. Die OB ist nach wie vor davon überzeugt, dass der Platz erst dann richtig bespielt werden kann, wenn er vom Individualverkehr befreit ist. Und dass die Gilgenstraße als Fußgängerzone besser an die Innenstadt angebunden wäre. "Früher wurden Städte aus der Sicht der Autofahrer gestaltet, aber wir müssen von den Schwächsten her denken", ist Seilers Überzeugung. Der Rundgang führt am archäologischen Schaufenster vorbei, wo noch Bänke aufgestellt werden sollen, zum Schulplätzel. Den stellt man sich bei der Verwaltung künftig als innerstädtische Oase vor, wo auch kleinere Veranstaltungen stattfinden könnten. Die Anlieger in der Roßmarktstraße haben ihre Unterstützung bereits zugesagt. "Die Händler dort sprudeln über vor Ideen", sagt Seiler. Und räumt ein: "Die Verwaltung braucht meist länger."
Wer beim Rundgang nicht dabei sein konnte, sich aber gerne einbringen möchte, der kann noch bis 1. August an einer anonymen Online-Befragung zur Speyerer Innenstadt teilnehmen und wird dort nach Stärken, Schwächen und Verbesserungsvorschlägen fürs Zentrum gefragt: www.speyer.de/rundgang
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