Nachtcafé für Menschen mit Demenz in Speyer
Unbeschwerter Abend mit Clownin Lakritze
Speyer. Zeit für sich haben – das ist für pflegende Angehörige schwer. Das Nachtcafé im Caritas-Altenzentrum St. Martha in Speyer ermöglicht es ihnen, Freizeit zu genießen, während erfahrene Betreuer sich um ihre dementen Angehörigen kümmern.
„Lebensfreude nicht vergessen“ ist das Motto des Nachtcafés. Das passt an diesem Abend besonders gut: Clownin Lakritze kommt vorbei. Auf ihrem Kopf sitzt ein kleiner grüner Frosch. „Hallooo! Ich bin Lakritze und das ist Popcorn“, sagt sie und deutet auf den Frosch. Die rote Nase und rote Wangen sehen lustig aus. Und sie lacht viel – und das wirkt schnell ansteckend. „Die Emotionen bleiben den Menschen mit Demenz“, sagt Gudrun Wolter, die Leiterin des Altenzentrums, „deshalb ist es wichtig, ihnen positive Gefühle zu vermitteln.“
Clowns sind deshalb gern gesehene Gäste im Nachtcafé. Aber es gibt auch viele andere Angebote, die den Besuchern Freude bringen. Einmal im Monat, samstags von 17 bis 21 Uhr, wird das Nachtcafé in den Räumen der Tagespflege geöffnet. Die Organisatorinnen sind Caritas-Mitarbeiterin Jana Herbert und Bianca Knerr-Müller vom Malteser Hilfsdienst. Zusammen sorgen sie dafür, dass je nach Anzahl der Gäste genügend Helfer dabei sind.
Alle sind qualifizierte Demenzbegleiter und wissen, mit den besonderen Bedürfnissen dementer Menschen einfühlsam umzugehen. Für je zwei Gäste gibt es einen Demenzbegleiter. So wird eine intensive Betreuung garantiert.
Trotzdem kann es für die Angehörigen schwer sein, den geliebten Menschen „Fremden“ anzuvertrauen. Deshalb bietet das Nachtcafé die Möglichkeit eines kostenfreien „Schnupperabends“, zum gegenseitigen Kennenlernen.
Clownin Lakritze erzählt lebhaft von ihren Abenteuern: Einen Zirkus will sie leiten und selber als Artistin auftreten. Sie zeigt, wie sie auf einem Hochseil balancieren wird. Und Dompteurin ist sie auch. Ihre „wilden Tiere“ hat sie dabei – in einer Streichholzschachtel? Angeblich wartet da Benjamin der Floh auf seinen großen Auftritt. Der kann einen dreifachen Salto Mortale.
Die Zuschauer sind inzwischen ganz bei der Sache. Anfangs hat der eine oder andere noch etwas misstrauisch geschaut, doch die lustige Art der Clownin überwindet schnell die Distanz. Und die Zuschauer werden mit einbezogen. Sie antworten, geben Kommentare und wenn Lakritze zur Gitarre bekannte Volkslieder singt, singen einige auch mit.
„Musik ist etwas, das auch dementen Menschen sehr lange bleibt und sie anspricht“, sagt die Clownin nach ihrem Auftritt. Auch andere Musiker besuchen das Nachtcafé, es gibt auch kulinarische Angebote mit besonderen Leckereien, Gedichte und Erzählungen, Abende mit Pfälzer Mundart und Pfälzer Essen und andere Angebote, die für Kurzweil und gute Stimmung sorgen. Auch das Zusammensein in einer Gruppe ist für viele Menschen mit Demenz ein schönes Erlebnis. „Viele kommen ja gar nicht mehr aus dem Haus und unter andere Leute“, erklärt Bianca Knerr-Müller. Für das Nachtcafé gibt es bei Bedarf auch einen Fahrdienst, der die Gäste abholt und zurückbringt.
Natürlich ist das Angebot auch mit Kosten verbunden: Betreuer, Fahrer und die Unterhalter leisten Arbeit. Diese Kosten sind allerdings erstattungsfähig. Die Pflegekassen werten das Nachtcafé als Betreuungs- und Entlastungsleistung.
An der Unterstützung der Einrichtung beteiligen sich manchmal auch Sponsoren und Initiativen. So zum Beispiel hat die Speyerer Stiftung für Behinderte (SfB) kürzlich einen Betrag von 1000 Euro zur Verfügung gestellt – eine willkommene Hilfe, die Caritas und Maltesern hilft, das Nachtcafé weiterzubetreiben. ps
Weitere Informationen:
Nachtcafé, ein Samstag im Monat, für Menschen mit Demenz, von 17 bis 21 Uhr, im Altenzentrum Sankt Martha, Schützenstraße 18c, Speyer, Anmeldung und Auskunft bei Jana Herbert (Caritas) unter 06232 1351501 oder bei Bianca Knerr-Müller (Malteser) unter 06232 677820.
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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