Weihbischof Otto Georgens
„Weihnachten ist ein Liebesbrief Gottes an die Menschheit“
Speyer. Weihbischof Otto Georgens hat zum Nachdenken darüber angeregt, was Weihnachten heute für die Welt bedeutet: „Die Welt ist unheil – und viel Unheil ist in der Welt. Soll, darf, kann man da Weihnachten feiern? „Welt ging verloren – Christ ist geboren“ singen wir und drücken damit die Wahrheit aus: Wir feiern genau deswegen Weihnachten, weil die Welt ohne Weihnachten verloren ginge,“ erklärt der Weihbischof in seiner Predigt am zweiten Weihnachtsfeiertag im Dom zu Speyer.
Zu Beginn seiner Predigt erzählt Weihbischof Georgens von einer Geschichte aus dem Roman „Die Liebenden vom Platz Arrezo“ von Eric-Emmanuel Schmitt. Darin finden Passanten am Place d’Arrezo in Brüssel einen Brief auf dem steht: „Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe.“ Obwohl man meinen könnte, „dass sich die Empfänger über diese Nachrichten freuen“, endet die Geschichte für den Autor der Liebesbriefe im Chaos. Denn die Adressaten reagieren nicht alle gleich und das, obwohl der Autor nur wollte „dass sie glücklich sind.“
„Welt ging verloren – Christ ist geboren“
„Das hätte auch der liebe Gott im Rückblick auf Weihnachten sagen können“, so Georgens, der in Weihnachten „ein Liebesbrief Gottes an die Menschheit sieht.“ „Aber anstatt sich darüber zu freuen, entwickelt sich die Geschichte weiter bis zum Versuch, dem Liebenden den Garaus zu machen, am Schandpfahl des Kreuzes.“ Dankbar ist er, dass es Einzelne „immer wieder geschafft“ haben, „die Liebesbotschaft Gottes am Leben zu halten.“
So sei auch Jesus „nicht in unsere Welt gekommen, weil er es schön fand“, vielmehr sei er „bewusst in diese Welt gekommen, um sie zu heilen.“ Weihbischof Georgens sieht den Beginn der „Liebesgeschichte Gottes“ bereits am ersten Schöpfungstag und äußert „eine Liebesgeschichte muss immer eine Freiheitsgeschichte sein. Gott ist kein totalitärer Herrscher, der auf Unterdrückung, Furcht vor Strafe und allgegenwärtige Angst setzt. Er möchte geliebt werden.“
„Der heilige Stephanus hat die Liebesbotschaft Gottes verstanden“
Es gäbe Menschen, die diese Liebesbotschaft verstehen, einer der ersten von ihnen sei der heilige Stephanus. „Er lebte und starb für diese Botschaft: Gott ist die Liebe,“ so Georgens, denn „aus Liebe hat Gott die Welt erschaffen. Aus Liebe zu uns ist er Mensch geworden. Aus Liebe hat Jesus sich für uns hingegeben.“
Weihbischof Georgens zum Ende der Predigt: „An Weihnachten wird uns der Liebesbrief Gottes neu vorgelesen“ und er sei „ein für alle Mal geschrieben“, doch „wird weitergeschrieben von Menschen, die sich von dieser Botschaft faszinieren lassen“. Für die feierliche musikalische Gestaltung im Pontifikalamt am Zweiten Weihnachtstag, der dem Gedenken an den zweiten Patron des Doms, Erzmärtyrer Stephanus, gewidmet ist, sorgt die Capella Spirensis.
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