Generalvikar Andreas Sturm kündigt Ausbau der Prävention im Bistum Speyer an
„Wir werden uns mit den Ergebnissen der Studie intensiv auseinandersetzen“

An der Pressekonferenz nahmen teil (v.l.n.r.): Generalvikar Andreas Sturm, die beiden Ansprechpartner für Hilfe bei sexuellem Missbrauch im Bistum Speyer Dorothea Küppers-Lehmann und Ansgar Schreiner sowie der Präventionsbeauftragte des Bistum, Thomas Mann. | Foto: Bistum Speyer
  • An der Pressekonferenz nahmen teil (v.l.n.r.): Generalvikar Andreas Sturm, die beiden Ansprechpartner für Hilfe bei sexuellem Missbrauch im Bistum Speyer Dorothea Küppers-Lehmann und Ansgar Schreiner sowie der Präventionsbeauftragte des Bistum, Thomas Mann.
  • Foto: Bistum Speyer
  • hochgeladen von Wochenblatt Speyer

Speyer. Anlässlich der Veröffentlichung der bundesweiten Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz hat das Bistum Speyer im Rahmen einer Pressekonferenz über Missbrauch und Prävention im Bistum Speyer informiert. „Missbrauch bedeutet Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und erwachsene Schutzbefohlene und steht zum Auftrag der Kirche in einem Widerspruch, der größer nicht sein könnte“, machte Generalvikar Andreas Sturm deutlich. „Wir bitten die Betroffenen um Vergebung und sagen Menschen, die bis heute unter den Folgen des Missbrauchs leiden, unsere Hilfe zu.“ Er ermutigte Betroffene, die bisher geschwiegen haben, mit den beiden Missbrauchsbeauftragten des Bistums Kontakt aufzunehmen. 
Für die bundesweite Missbrauchsstudie hat das Bistum Speyer 1452 Personalakten von Priestern und hauptamtlichen Diakonen gesichtet, die zwischen 1946 und 2014 in der Diözese Speyer tätig waren oder sich im Ruhestand befanden. Erfasst und dem Forschungskonsortium zur Auswertung übergeben wurden Hinweise nicht nur auf strafrechtlich relevante Formen des sexuellen Missbrauchs, sondern auch auf Grenzverletzungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit, zum Beispiel scheinbar harmlose Berührungen, sowie Hinweise und Andeutungen, die sich auf einen Verdacht oder eine Mutmaßung beziehen. Festgestellt wurden dabei Hinweise auf 186 Betroffene, davon 98 männliche und 88 weibliche Kinder und Jugendliche. 89 Priester wurden als Beschuldigte erfasst, ungeachtet dessen, ob es sich um verifizierte Taten, Beschuldigungen, Verdächtigungen, vage Hinweise oder mögliche oder erwiesene Falschbeschuldigungen handelte. Hinsichtlich der mutmaßlichen Tathandlungen habe das Bistum „ein breites Spektrum“ festgestellt, so Generalvikar Sturm. Es reiche „von dem Fall, in dem ein Priester ein Mädchen nach seiner Periode fragt, bis hin zu Fällen von Vergewaltigung.“ 54 Verdachtsfälle seien kirchlich und 23 Verdachtsfälle durch staatliche Behörden untersucht worden. Insgesamt elf strafrechtliche Verfahren hätten mit der Verurteilung des Beschuldigten geendet. Die meisten Verdachtsfälle stammen aus den 60er-Jahren.

Bistum wird Arbeitsgruppe „Missbrauch und Prävention“ einrichten

„Wir werden uns mit den Ergebnissen der Studie sehr genau auseinandersetzen und uns allen damit verbundenen Fragen offen und ehrlich stellen. Wir wollen lernen und verstehen, wie es zum Missbrauch in der Kirche kommen konnte, um dann wirksame Konsequenzen für die künftige Arbeit zu ziehen“, kündigte Generalvikar Andreas Sturm an. Das Bistum Speyer beabsichtige, das Forschungskonsortium mit einer zusätzlichen Auswertung speziell zum Missbrauch im Bistum Speyer zu beauftragen. Die jetzt veröffentlichte Studie enthalte Informationen und Analysen zum Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland insgesamt. „Wir brauchen ergänzend dazu ein klares Bild, was den Missbrauch in unserem Bistum betrifft. Nur so können wir die Ursachen und damit die Punkte erkennen, an denen die Prävention vor sexuellem Missbrauch künftig wirksam ansetzen muss“, so Andreas Sturm. Das Bistum Speyer richtet eine Arbeitsgruppe „Missbrauch und Prävention“ ein, um die Studie zu analysieren und Handlungskonsequenzen für das Bistum Speyer daraus abzuleiten. Dabei werde das Bistum auch Betroffene und Fachleute von außen einbeziehen. Generalvikar Sturm teilte mit, dass das Bistum Speyer seine Präventionsarbeit ausbaut. Die Stelle des Präventionsbeauftragten Thomas Mann wird zeitlich aufgestockt, zusätzlich wird eine weitere Mitarbeiterin ab Oktober als Präventionsbeauftragte eingesetzt.
Die beiden Missbrauchsbeauftragten des Bistums Speyer, Ansgar Schreiner und Dorothea Küppers-Lehmann, stellten ihre Tätigkeit gemäß den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz vor. Seit dem Jahr 2010 sind die Missbrauchsbeauftragten des Bistums insgesamt 79 Verdachtsfällen nachgegangen. In 40 dieser Verdachtsfälle haben die Betroffenen einen Antrag auf materielle Leistungen in Anerkennung ihres Leids gestellt. Insgesamt 266.000 Euro hat das Bistum Speyer seitdem an Leistungen für Betroffene aufgebracht. Jeder neue Verdachtsfall werde an die Staatsanwaltschaft übergeben. So konnte bereits in zwei Missbrauchsfällen eine gerichtliche Verurteilung des Täters erreicht werden.  „Unser Ziel ist, für alle kirchlichen Einrichtungen ein institutionelles Schutzkonzept zu erstellen“, erläuterte der Präventionsbeauftragte des Bistums Thomas Mann die Pläne zur Stärkung der Präventionsarbeit. Das Bistum werde Interventionsrichtlinien erstellen und einen runden Tisch zur Einführung von Präventionsstandards und zur besseren Vernetzung einberufen. Geplant seien Basis- und Vertiefungsschulungen in allen Bereichen, die mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Schutzbefohlenen arbeiten. Als unterstützende Maßnahmen werde das Bistum Speyer darüber hinaus Handreichungen und eLearning-Angebote für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen einführen. ps

Autor:

Wochenblatt Speyer aus Speyer

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Wirtschaft & HandelAnzeige
Fensterbau Speyer: Fenster sind nicht nur ein wichtiges Gestaltungselement, die richtigen Fenster sparen auch Heizkosten und sorgen für mehr Sicherheit - Beratung gibt's beim Fensterbauer im Meisterbetrieb Piller in Speyer | Foto: Wirestock/stock.adobe.com
3 Bilder

Fensterbau Speyer: Alte Fenster lassen kostbare Energie nach außen entweichen

Fensterbau Speyer. Fenster sind viel mehr als bloße funktionstechnische Einrichtungen und Fassadenöffnungen. In ihnen offenbart sich ebenso wie in Türen und Rollladen der Charakter eines Hauses. "Fenster sind die Augen der Häuser." Das hat der französische Schriftsteller Jules Amédée Barbey d’Aurevilly bereits im 19. Jahrhundert festgestellt.  Um dieses charakterbildende Element kümmert man sich seit mehr als 30 Jahren bei der Piller GmbH in Speyer in Rheinland-Pfalz. Unterschiedliche...

RatgeberAnzeige
Dieses Studio eignet sich bestens für ein Wohnen auf Zeit in Speyer oder als Ferienwohnung | Foto: GuestHouse Speyer
5 Bilder

Ferienwohnungen Speyer: Nahe der Altstadt komfortabel für Tage oder Wochen leben

Ferienwohnungen Speyer. Speyer ist eine schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und daher nicht nur für den kurzen Besuch attraktiv. Das GuestHouse bietet Unterkünfte nahe dem historischen Zentrum und der Altstadt. Im Studio lebt man wie in einer Ferienwohnung - für ein paar Tage oder Wochen, gerne aber auch für einen längeren Zeitraum. Wohnung in Speyer auf Zeit mieten - im komfortablen GuestHouse Langzeitaufenthalte, auf Neudeutsch Longstay, ermöglichen ein Wohnen auf Zeit und werden gerne...

RatgeberAnzeige
Bestattungen Germersheim: Für die Hinterbliebenen ist es wichtig, ein Beerdigungsinstitut zu finden, bei dem sie sich gut aufgehoben fühlen | Foto: Trauerhilfe Göck/Isaworks
4 Bilder

Bestattungen Germersheim: Was ist im Todesfall zu tun?

Bestattungen Germersheim. Die Trauerhilfe Göck ist ein verlässlicher Ansprechpartner für alle Bestattungsarten und Dienstleistungen, die Tod und Abschied es geliebten Menschen verbunden sind. Die kompetenten Bestatter aus Speyer kümmern sich auch um Bestattungen in Germersheim und in den Städten und Gemeinden im Kreis Germersheim, also auch in Lingenfeld, Lustadt, Schwegenheim oder Weingarten.  Dabei ist man offen für verschiedene Bestattungsformen: Erdbestattung oder Feuerbestattung,...

RatgeberAnzeige
Physiotherapie für Kinder: Bereits die Allerkleinsten profitieren von einer Behandlung, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen | Foto: Therapiezentrum Theraneos
3 Bilder

Physiotherapie für Säuglinge, Kinder und Jugendliche in Speyer

Physiotherapie für Kinder. Auch Säuglinge müssen manchmal zur Therapie, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen. Es gibt spezifische motorische Meilensteine; sind diese verzögert, kann eine Behandlung erforderlich sein. Physiotherapie für Kinder ist eine Therapieform, die sich auf die Förderung der Bewegungsfähigkeiten des Kindes bezieht. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf der körperlichen Entwicklungsförderung und dem Ausgleich von eingeschränkten...

RatgeberAnzeige
Pflegeberatung in Speyer: Grit Geib strahlt nach einem Vortrag vor Seniorinnen und Senioren | Foto: mein Pflegeteam Hochdörffer

Pflegeberatung unterstützt Pflegebedürftige und pflegende Angehörige

Pflegeberatung in Speyer. Patienten ab Pflegegrad 2 müssen alle sechs Monate, Pflegebedürftige ab Pflegegrad 4 alle drei Monate ein Beratungsgespräch nach §37 Abs.3 SGB XI nachweisen. Ohne dieses beratende Gespräch hat die Pflegekasse die Möglichkeit, Leistungen einzuschränken. Kommen Pflegegeldempfänger dieser Pflicht nicht nach, kann ihnen oder ihren Angehörigen also das Geld für die Pflege gekürzt oder gestrichen werden. Für Sachleistungen ist dieser Nachweis nicht erforderlich, aber wer als...

SportAnzeige
Muay Thai Speyer: Die Kampfsportart ist einer der Schwerpunkte im City Gym. Erfahrene Trainer kümmern sich hier in den Kursen um den Trainingsplan | Foto: brain2hands/stock.adobe.com
3 Bilder

Muay Thai Speyer: Thaiboxen zur effektiven Verteidigung

Muay Thai Speyer. Muay Thai ist auch als Thaiboxen bekannt. Es gehört zu den ältesten Kampfkünsten weltweit. Erstmals eingesetzt und entwickelt wurde es im alten Siam, dem heutigen Thailand. Damals verteidigten die Kämpfer mit Muay Thai traditionell ihr Königreich erfolgreich gegen die aggressiven Nachbarstaaten. Die Sportart Muay Thai ist eng mit der Geschichte Thailands verbunden Muay Thai ist ein Vollkontakt-Kampfsportart, Schutzausrüstung ist hierbei unerlässlich. Auch im Amateurbereich....

Online-Prospekte in Speyer und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ