Ensemble ChoriVeehn musizierte im Nachtcafé des Altenzentrums St. Martha in Speyer
Zupfen nach Tupfen löst Wohlgefühl aus
Speyer. Als der Landwirt Hermann Veeh Ende der 1980er-Jahre eine Akkordzither zu einer Harfe umbaute, wollte er damit ein spezielles Instrument für seinen Sohn Andreas schaffen, das der Junge mit Down-Syndrom bedienen konnte. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich der Saitenkorpus weit verbreitet. Im Altenzentrum St. Martha in Speyer erlebten die Bewohner im Nachtcafé nun ein ganzes Konzert. Die „ChoriVeehn“ aus Neustadt an der Weinstraße waren zu Gast.
Ganz neu war der Klang der Veeh-Harfe für einige Zuhörer nicht. „Wir haben seit etwa einem Jahr ein Instrument im Haus und nutzen es immer mal wieder zur Unterhaltung der Menschen“, erzählte die Leiterin der Sozialen Betreuung, Jana Herbert. Beruhigend und gleichzeitig belebend wirke die Musik und gerade bei demenzkranken Frauen und Männern entfalte sie ihre Wirkung.
Aufmerksam geworden war Herbert auf die spezielle Harfen-Form durch eine Fachtagung zum Thema Demenz, die über das Seniorenbüro der Stadt Speyer organisiert wurde. „Zwei Mitarbeiter von uns wurden auf einen Workshop geschickt“, sagt Herbert. Die beiden beherrschten jetzt den Umgang mit dem Instrument.
Christa Pardall, die die Gruppe ChoriVeehn seit der Gründung vor sieben Jahren leitet, erntete daher positive Rückmeldungen, als sie am späten Samstagnachmittag in die Runde des Nachtcafés fragte: „Kommt Ihnen das bekannt vor?“ Natürlich hatten die Anwesenden bereits erspäht, dass die Holzkonstruktion auf den Notenständern vor den Akteuren der ihrer eigenen Variante im Haus zum Verwechseln ähnlich sah.
„Wir wollen Ihnen eine Freude machen“, kündigte Pardall dem aufmerksamen Publikum an. Die Antworten waren ein Lächeln auf vielen Gesichtern und Beifall. Schon das „Te Deum“, das die Dirigentin zum Auftakt gewählt hatte, schuf eine entspannte Atmosphäre im Raum. Den klingenden Lobpreis Gottes hatte Pardall bewusst gewählt, wohl wissend, dass er gerade Menschen in der letzten Lebensphase Hoffnung spendet. „Sie können sich auf etwas Schönes freuen, darauf, Gott nahe zu sein“, sagte sie.
Beheimatet, berichtete Pardall, seien die ChoriVeehn im Diakonischen Mutterhaus in Lachen-Speyerdorf. Insgesamt 30 Frauen – die älteste Dame sei über 80 Jahre – spielten mit. In Altenheimen aufzutreten ist für die Gruppe keine Seltenheit. In St. Martha ist sie zum ersten Mal.
Optimal abgestimmt hatte Pardall das Programm auf die Bedürfnisse der Bewohner. Konzentriert verfolgten diese die Klangreise durch bekanntes christliches Liedgut und wurden sogar stimmgewaltig bei mehr als einem Kanon aktiv. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“, ertönte es kräftig aus allen Kehlen, ebenso wie der Text zur Melodie „Himmel und Erde werden vergehen“.
Begeistert waren die Senioren von der Strahlkraft der Veeh-Harfe, die durch den Einsatz von Bass- und Altflöte sowie Mandoline und Gitarre ergänzt wurde. Zur Freude des Publikums eingestreut wurden auch einige Gedichte, die sogar in Pfälzer Mundart vorgetragen wurden. Das „Zupfen nach Tupfen“ hinterließ ein Wohlgefühl bei allen Anwesenden. Für Jana Herbert stand fest: „Ich denke, dass die Veeh-Harfe im Kommen ist“.
Autor:Wochenblatt Archiv aus Ludwigshafen |
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